Folge 91: „Warum stellt ihr „Care“ im Museum der Arbeit aus, Jenni Boie und Mario Bäumer?“
Shownotes
Ab heute, Mittwoch, den 29. Oktober, ist im Hamburger Museum der Arbeit die Ausstellung „CARE! Wenn aus Liebe Arbeit wird“ zu sehen. „Care-Arbeit hält unsere Gesellschaft am Laufen. Dabei bleibt sie oft unsichtbar und wenig wertgeschätzt“, schreibt das Museum der Arbeit zur neuesten Sonderausstellung. Wir haben mit dem Projektleitungsteam, Mario Bäumer und Jenni Boie, für die neueste Folge von Friedrichs Flaschenpost gesprochen. Kurz vor der Eröffnung berichten die beiden aus dem Werkraum einer Ausstellung: Wie entsteht eine solche Schau – und woher kommen die Ideen? Welche Rolle spielte Care-Arbeit – bezahlt wie unbezahlt – bisher im Museum der Arbeit, und welche wird sie künftig spielen? Wie stark war bisher in den Ausstellungen von „Männer- und Frauenarbeit“ die Rede, und wie sehr wandeln sich diese Konnotationen? Wie politisch ist eine Ausstellung zu Care-Arbeit, und was erhofft sich das Museum davon, das Thema so prominent zu platzieren? Aber auch: Wie verändert sich Care-Arbeit aktuell, und welche Rolle werden beispielsweise Roboter-Robben in der Pflege spielen? All das hört ihr in der neuen Folge! Ein Hinweis noch von uns: Auch uns bei der Friedrich-Ebert-Stiftung beschäftigt das Thema. Deshalb kooperieren wir in diesem Jahr mit dem Museum der Arbeit für unser jährliches Feministisches Barcamp Hamburg unter dem Titel „Who cares?!“ Am Samstag, den 8. November, sind wir ab 13 Uhr vor Ort. Es sind noch einige wenige Plätze frei – eine Anmeldung ist erforderlich! Am Abend (8. November, ab 19.30 Uhr) findet im Rahmen des Barcamps als Abschlussveranstaltung ein FLINTA-Poetry-Slam „Who cares?!“* statt. Dieser ist nach Anmeldung auch einzeln besuchbar.
Transkript anzeigen
00:00:01: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:07: Herzlich willkommen zu Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland
00:00:11: von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:13: Danke für dein Ohr und herzlich willkommen, sagt heute am Mikrofon Christine Strotmann.
00:00:18: Gerade ist das Team im Museum der
00:00:20: Arbeit im Endspurt vor der Ausstellungseröffnung, die am Dienstag, den 28.
00:00:25: Oktober stattfinden wird. Und es geht um die Ausstellung CARE,
00:00:29: wenn aus Liebe Arbeit wird.
00:00:32: Entsprechend freue ich mich besonders, liebe Jenni, lieber Mario,
00:00:35: dass ihr euch die Zeit nehmt und sozusagen aus dem Werkraum direkt berichten möchtet.
00:00:39: Herzlich willkommen bei Friedrichs Flaschenpost. Guten Morgen.
00:00:43: Danke, guten Morgen. Bevor wir loslegen, darf ich euch unseren Zuhörerinnen
00:00:48: und Zuhörern noch einmal ein bisschen ausführlicher vorstellen.
00:00:52: Mario, ich fange einfach mal bei dir an. Mario Bäumer, du warst früher schon
00:00:56: Berufsmusiker und du hast dann noch Geschichte, Philosophie,
00:00:59: Kunstgeschichte und Mathematik, bewundernswert,
00:01:03: studiert und hast dann am Hygienemuseum in Dresden gearbeitet.
00:01:07: Und jetzt bist du aber auch schon seit 2008 hier in Hamburg beim Museum der
00:01:11: Arbeit und inzwischen bist du wissenschaftlicher Mitarbeiter,
00:01:15: Kurator und der Fachbereichsleiter Ausstellung. Jenni.
00:01:19: Dr. Jenni Boie einmal im Ganzen. Du hast empirische Kulturwissenschaften an
00:01:23: der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und du bist seit zwei Jahren
00:01:28: jetzt hier im Haus als wissenschaftliche Mitarbeiterin, wo du für die neue ständige
00:01:32: Ausstellung zuständig bist.
00:01:34: Und am Museum der Arbeit bist du außerdem noch die Nachhaltigkeitsbeauftragte.
00:01:39: Herzlich willkommen! Jetzt haben wir einen kleinen Eindruck,
00:01:42: was ihr hier macht. Ich glaube, ausführlicher müsst ihr das selber schildern.
00:01:45: Da freue ich mich natürlich drüber, dass wir das gleich noch besprechen können.
00:01:49: Der Grund, warum wir heute hier sind, ist ja vor allem, dass ihr gemeinsam die
00:01:53: Projektleitungen übernommen habt für die aktuelle Sonderausstellung Care,
00:01:57: wenn aus Liebe Arbeit wird, die hier vom 29.
00:02:01: Oktober bis zum 3. Mai zu sehen ist. Ein klitzekleiner Werbeblock auch von meiner Seite.
00:02:06: Ich freue mich besonders, dass wir in diesem Rahmen auch kooperieren werden
00:02:09: und gemeinsam das diesjährige feministische Barcamp Hamburg unter dem Titel
00:02:14: Who Cares am 8. November hier im Haus ausrichten.
00:02:18: Am Abend haben wir übrigens auch ein All-Flinter-Poetry-Slam zum Thema und für
00:02:23: beides, liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, könnt ihr euch noch anmelden.
00:02:26: Ich packe den Link in die Shownotes. Aber jetzt springe ich mit euch beiden rein in unser Thema.
00:02:31: Ihr zwei, ganz konkret, wenn euch jemand fragt, der wenig Zeit und vielleicht
00:02:35: wenig Kenntnis hat, wir stellen uns vor, ihr hüpft in ein Taxi und die Taxifahrerin
00:02:40: fragt, Museum der Arbeit, was ist das eigentlich?
00:02:43: Wie beantwortet ihr die Frage? Ja, erstmal klären wir darüber auf,
00:02:47: wo sich das Museum befindet, nämlich in Hamburg-Barmbeck.
00:02:51: Oft gibt es den direkten Hinweis, dass man sagt, unmittelbar der U- und S-Bahn
00:02:56: hat die Stelle Barmbeck und dann sagt man, dass das Museum der Arbeit ein Museum,
00:03:03: Kultur, historisches Museum ist, was kein Technikmuseum und kein Industriemuseum,
00:03:09: sondern Arbeit so darstellt, dass es die Menschen und ihre Tätigkeiten in den Mittelpunkt stellt.
00:03:16: Das war auch die Gründungsidee für die Gründung 1997.
00:03:21: Da gibt es die Dauerausstellung und seit 1997 gibt es sehr vielseitige Sonderausstellungen,
00:03:28: die eigentlich sich immer mit den persönlichen Geschichten auch durchaus auseinandersetzen,
00:03:35: aber in gewisser Hinsicht auch gesellschaftliches Zusammenleben in den Mittelpunkt stellen.
00:03:43: Du hast es schon gesagt, ich bin seit 2008 hier und habe eigentlich Sonderausstellungen
00:03:48: kuratiert unter dem Gesamtthemenschwerpunkt Gerechtigkeit.
00:03:54: Unter anderem eine Ausstellung das Kapital oder wenn Roboter und KI für uns
00:03:58: arbeiten oder Man and Mining zu Konsum und Konsumkritik und Umgang mit Rohstoffen. Vielen Dank.
00:04:05: Das ist ja auf jeden Fall im Themenspektrum gute Arbeit, das wir auch bei der
00:04:09: Friedrich-Ebert-Stiftung natürlich verfolgen.
00:04:12: Janni, vielleicht kannst du uns und die Zuhörerinnen und Zuhörer noch ein bisschen
00:04:16: abholen. Wo sind wir denn hier genau?
00:04:17: Wir haben es schon gehört. Wir sind in Barmbeek am Bahnhof. Was ist das für ein Gelände?
00:04:21: Ja, wir sind hier auf dem Gelände einer ehemaligen Kautschukfabrik.
00:04:25: Wir haben hier mehrere Gebäude. Einmal die neue Fabrik, in der sich die Dauerausstellung befindet.
00:04:31: Und die alte Fabrik, in der sitzen wir gerade, da sind unsere Büros,
00:04:35: oben ist die Bibliothek.
00:04:37: Unten sind noch zwei Stockwerke, die wir häufig auch vermieten oder wo auch
00:04:42: die Eröffnung stattfinden wird, Festlichkeiten und uns gegenüber liegt das Kesselhaus,
00:04:48: da sind unsere Werkstätten.
00:04:50: Vielen Dank. Und vielleicht reden wir noch ein bisschen über die Dauerausstellung,
00:04:55: bevor wir uns gleich den Sonderausstellungen widmen.
00:04:59: Mario hat es schon gesagt, es geht um die Menschen, es geht um die Arbeit,
00:05:02: also um das, was Menschen tun und oft ja acht Stunden am Tag, früher auch mal mehr.
00:05:07: Was ist da so ein Schwerpunkt in der Dauerausstellung? Also unsere aktuelle,
00:05:13: wir sprechen von der ständigen Aufstellung, geht tatsächlich auf die Gründung 1997 zurück.
00:05:20: Und damals hat man in Branchen gedacht und deswegen ist das Erdgeschoss von
00:05:26: Metallverarbeitung geprägt. Die erste Etage hat die Themenbereiche Grafisches,
00:05:31: Gewerbe und Handel und Kontor.
00:05:34: Und die zweite Etage ist besonders, da wird Jenni vielleicht auch in ganz anderem
00:05:39: Kontext noch drauf zurückkommen.
00:05:42: Es ist nämlich zurückgebaut damals, eigentlich auch mit der Gründung Ansatz
00:05:47: Geschlechtergeschichte unter anderem.
00:05:50: Im Zusammenspiel mit Frauenarbeit darzustellen. Und ich finde den Hinweis ganz
00:05:55: wichtig, dass wir seit diesem Jahr, seit dem 9.
00:05:57: April, ein neues Gebäude ertüchtigt haben, nämlich das Torhaus.
00:06:02: Und dort drin befinden sich neue Kompetenzwerkstätten und unsere Zukunftswerkstatt.
00:06:07: Und du hast das Stichwort aufgebracht, gute Arbeit und eine Zukunftswerkstatt
00:06:13: im Museum der Arbeit setzt sich sehr stark eigentlich mit der Gegenwart auseinander
00:06:17: und versucht mit Initiativen,
00:06:20: Gruppen ins Gespräch zu kommen und tatsächlich zu hinterfragen,
00:06:24: was ist das eigentlich, gute Arbeit,
00:06:25: wie können wir vielleicht auch Arbeitgerechte organisieren.
00:06:28: Jenni, ich habe es schon gehört, dass du noch ein bisschen was sagen kannst
00:06:31: zu der Dauerausstellung und ihrer Entstehung und auch vielleicht Entwicklung.
00:06:36: Ich weiß, das ist natürlich eine Frage für ganze Abhandlungen,
00:06:40: aber wenn du jetzt so aus aktueller Perspektive drauf schaust.
00:06:43: 1997 ist ja jetzt auch schon ein paar Jahre her, da hat sich ja einiges gewandelt
00:06:47: in der Gesellschaft und in der Museumslandschaft.
00:06:49: Was sind da für euch aktuell die größten Themen? Okay, also sehr groß.
00:06:54: Ich denke, dass wir sehr viele aktuelle Themen gerade auch im Zuge der Neuplanung
00:06:59: unserer ständigen Ausstellung diskutieren.
00:07:01: Das sind natürlich Fragen zu globaler Arbeit, zu globaler Gerechtigkeit,
00:07:05: Themen wie Arbeitsmigration.
00:07:07: Individualisierte Arbeitswelten oder auch wie,
00:07:12: und das ist die Frage, die uns auch gerade immer umtreibt, Wie kann man eine
00:07:16: Geschichte der Industrialisierung vielleicht auch ein wenig anders erzählen,
00:07:20: als es bisher geschehen ist oder auch einfach jenseits einer Geschichte?
00:07:25: Technik, Geschichte, einer Fortschrittsgeschichtsschreibung für Technik und
00:07:29: eben in diesem Zuge auch das Thema der unbezahlten oder auch bezahlten Care-Arbeit,
00:07:34: das uns jetzt gerade aktuell sehr beschäftigt.
00:07:37: Das ist ein wunderbarer Teaser, da müssen wir ja gleich noch drüber sprechen.
00:07:41: Ich möchte aber noch eine Frage sozusagen vorab stellen und zwar,
00:07:46: das ist ja das Museum der Arbeit in Hamburg.
00:07:49: Die gibt es ja jetzt auch nicht überall auf der Welt oder im Land,
00:07:53: also Arbeit als Museumsgegenstand.
00:07:56: Warum denkt ihr, ist das gerade hier relevant, wichtig oder ist es eigentlich
00:08:00: überall gleich relevant und die anderen haben nur leider noch kein Museum?
00:08:03: Ein Museum der Arbeit passt auf jeden Fall gut nach Hamburg mit seinen verschiedenen
00:08:09: Gewerben, Branchen als Hafenstadt.
00:08:12: Gleichzeitig ist es ein wichtiger Hinweis, dass gerade in den 80er Jahren es
00:08:17: eine Gründungswelle von Arbeitsmuseen in Europa gab. Und wir sprechen eigentlich
00:08:22: von einer gewissen Verwandtschaft.
00:08:25: Mannheim hat das Landesmuseum für Technik und Arbeit heute Technoseum genannt
00:08:29: oder die Arbeitswelt Steier oder Kopenhagen etc.
00:08:32: Und damals gab es auch richtige Arbeitskreise. Und das ist natürlich ein ganz
00:08:37: spannender Faktor, wie Alltag ins Museum kommt.
00:08:41: Und da ist das Museum der Arbeit, das trifft dann wieder für Hamburg zu,
00:08:46: in gewissem Sinne Vorreiter, aber kann das nicht für sich alleine beanspruchen,
00:08:51: sondern damals gab es diese Arbeitskreise.
00:08:53: Aber das ist ein sicherlich ganz spannendes Feld. Es ist auch eine Diskussion mit Besuchenden.
00:09:00: Und es wird auch in der Kehr-Ausstellung wieder vorkommen, wie Alltagsgegenstände
00:09:06: ihren Weg ins Museum fanden.
00:09:08: Vielen Dank. Dann habe ich noch eine Rückfrage, Jenni. Vorhin fiel das schöne Wort Frauenarbeit.
00:09:16: Das würden wir ja so wahrscheinlich heute nicht mehr verwenden,
00:09:19: auch wenn es bestimmt an vielen Stellen noch stimmt.
00:09:22: Inwiefern spielen denn die Kategorisierung von Frauen- und Männerarbeit aktuell
00:09:27: in eurer Ausstellung eine Rolle?
00:09:29: Also das Thema spielt aktuell besonders im Zuge der Neuplanung unserer ständigen
00:09:34: Ausstellung eine große Rolle,
00:09:36: weil wir eigentlich ursprünglich bei der Eröffnung 1997 eine eigene Abteilung
00:09:41: hatten mit dem Titel Frauen- und Männerarbeit und im Speziellen gab es da eine
00:09:47: Insel zum Thema Arbeitsplatz Kind.
00:09:49: Also wir waren damals schon relativ aktuell.
00:09:52: Diese Ausstellung wurde 2009 abgebaut und es wurde dann das ABC der Arbeit aufgebaut.
00:09:58: Und da ging es nicht explizit um Frauenarbeit. Es ging natürlich auch um die
00:10:03: Themen, die jetzt in dieser Ausstellung eine Rolle spielen, um Pflege.
00:10:07: Und es wurde aber nicht speziell als Frauenarbeit tituliert.
00:10:11: Und die Frage, die wir uns jetzt im Zuge der neuen ständigen Ausstellung stellen, ist natürlich,
00:10:17: wie denken wir Gender mit und wie präsentieren wir Berufe, die natürlich leider
00:10:24: immer noch überwiegend weiblich besetzt sind?
00:10:27: Und hier auch wieder das Stichwort Care-Arbeit.
00:10:30: Wie bringen wir das in die neue ständige Ausstellung mit ein?
00:10:33: Also da spielt es eine sehr große Rolle in unseren Diskussionen. Ja, vielen Dank.
00:10:37: Dann haben wir jetzt schon sehr viel gehört, natürlich vor allem zur Geschichte
00:10:41: auch des Hauses, aber auch schon ein paar Teaser natürlich für die Care-Ausstellung,
00:10:46: über die wir gleich sprechen wollen.
00:10:48: Bevor wir aber nochmal so richtig ins Thema springen, reiße ich euch nochmal raus.
00:10:52: Das machen wir immer so und wir spielen eine Runde Friedrich fragt.
00:10:56: Das Konzept ist, glaube ich, bekannt, Kaffee oder Tee, weil wir heute zwei Gäste
00:11:01: haben, würde ich euch einfach immer abwechselnd fragen und bitten,
00:11:05: einfach ohne groß zu überlegen, relativ intuitiv auf die Frage zu antworten.
00:11:10: Mario, ich fange bei dir an. Einmal den Klassiker für Norddeutschland, Ostsee oder Nordsee?
00:11:15: Ostsee. Jenni, Fisch oder Franzbrötchen? Fisch. Mario, bist du Team Fußball
00:11:20: oder Team Handball? Fußball.
00:11:23: Und Jenni, magst du lieber Thriller oder Komödien? Thriller.
00:11:26: Und Mario, magst du lieber wandern oder schwimmen?
00:11:29: Schwimmen. Jenni, Elphy oder Musical? Elphy.
00:11:33: Jetzt merke ich gerade, das war überhaupt keine Absicht, aber jetzt sind die
00:11:37: Sportfragen alle beim Herrn gelandet und die Kulturfragen alle bei der Dame.
00:11:41: Das müssen wir noch mal ein bisschen zumindest umdrehen. Jenni,
00:11:43: sag mir doch auch noch, bist du Team Fußball oder Team Handball? Fußball.
00:11:47: Und Mario, Elphy oder Musical?
00:11:49: Definitiv Elphy. Wunderbar, vielen Dank. Ich mache heute eine große Ausnahme,
00:11:54: aber wenn wir schon im Museum der Arbeit sind, dann dürft ihr bitte einmal auch
00:11:57: offen antworten auf eine meiner Fragen.
00:12:00: Und zwar wärt ihr jetzt nicht hier im Museum konkret beschäftigt.
00:12:04: Was würdet ihr lieber arbeiten?
00:12:06: Auch wenn es nicht direkt passend würde, hätte ich gut mir vorstellen können,
00:12:11: als Musiker in einer Band erfolgreich zu sein und es bis an mein Lebensende zu machen.
00:12:18: Bei mir gab es die Überlegung der Eröffnung eines Eiscafés. Wahrscheinlich würde
00:12:22: ich jetzt Eis verkaufen.
00:12:23: Beides auch sehr schöne Berufe, bestimmt fast so schön oder gleich schön wie
00:12:28: hier im Museum der Arbeit auf diesem historischen Gelände zu arbeiten.
00:12:32: Vielen Dank euch beiden für diese schnelle Runde.
00:12:34: Wir haben jetzt schon einiges über das Haus gehört, in dem ihr arbeitet und
00:12:38: ich hatte euch am Anfang vorgestellt, aber ich glaube, es ist schön,
00:12:41: wenn wir auch noch ein bisschen mehr über euch erfahren, wie ihr hier gelandet
00:12:44: seid, warum ihr hier seid. Und Jenni, ich fange mal bei dir an.
00:12:48: Als du, ich hatte es vorhin gesagt, du hast in Kiel studiert,
00:12:51: hattest du da schon ein Museum als Berufsort für dich vor Augen oder war das
00:12:57: eine spätere Entwicklung? Das war eine relativ frühe Entwicklung.
00:13:00: Also ich muss dazu sagen, ich habe angefangen in Berlin zu studieren,
00:13:03: bin dann nach Kiel gewechselt und habe in Hamburg parallel Museumsmanagement studiert.
00:13:08: Und in diesem Zuge war ein Pflichtpraktikum vorgesehen und das habe ich bei
00:13:13: den Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen absolviert.
00:13:16: Und seitdem war eigentlich für mich klar, dass ich ins Museum möchte.
00:13:19: Und ich habe dann auch angefangen, dort meinen ersten Werkvertrag zu haben und
00:13:24: in diesem Rahmen meine erste Ausstellung zu machen.
00:13:27: Worum ging es? Es ging um Sammlerstücke. Sammlerglück und Sammlerpech.
00:13:34: Ich weiß nicht mehr den genauen Titel, aber genau. Es ging um die Sammler,
00:13:38: die diese Stücke sammeln und was sie sammeln.
00:13:41: Schon ein paar Ausstellungen her, verstehe. Ja.
00:13:43: Mario, wir hatten es gehört, du warst vorher auch schon Musiker,
00:13:46: also hast jetzt schon deinen zweiten oder vielleicht sogar dritten Beruf hier.
00:13:51: Wann ist für dich und wie diese Entscheidung gefallen? Also die Entscheidung
00:13:55: war ja erstmal den Beruf des Musikers niederzulegen und noch zu studieren und
00:14:00: dann ist man tatsächlich auch,
00:14:02: oder nicht auch, sondern eher ins Museum über den Weg meiner jetzigen Frau gerutscht,
00:14:10: die im Hygienemuseum war und das passt zu einer Care-Ausstellung. man hatte eben.
00:14:15: Team, die Führung anboten, nur Frauen und der Abteilungsleiter sagte,
00:14:20: wir bräuchten eigentlich noch einen Politikwissenschaftler, Philosoph und gerne
00:14:25: auch Mann und dann wurde ich gefragt und das war mein erster Berührungspunkt.
00:14:29: Und dann ging das weiter, dass ich noch als studentische Hilfskraft gleich die
00:14:33: erste Ausstellung, die 10 Gebote mit Klaus Biesenbach, der,
00:14:38: Danach das MoMA in New York geleitet hat, jetzt die neue Nationalgalerie in
00:14:42: Berlin leitet und man so die ersten Erfahrungen bei dieser zeitgenössischen
00:14:47: Kunstausstellung und der Grund nach Hamburg zu kommen, war dann wieder meine heutige Frau,
00:14:52: die am Goethe-Institut in Salvador de Bahia in Brasilien gearbeitet hat und
00:14:59: sich für ein Referendariat beworben hat und das in Bargteheide. Jetzt habe ich es.
00:15:05: In Bargteheide. In Bargteheide bekam und ich dann nachzog und mich umguckte
00:15:10: und dann tatsächlich erst auf das Museum der Arbeit stieß, aber in der ganzen
00:15:15: Kontextualisierung dachte,
00:15:18: das passt wunderbar oder es hat die genau richtige Ausrichtung.
00:15:24: Ja, manchmal sind es die schönen Zufälle im Leben. Jetzt hast du uns,
00:15:27: glaube ich, noch gar nicht verraten, was du eigentlich gespielt hast oder spielst.
00:15:30: Ich habe damals E-Bass in einer Band gespielt.
00:15:34: Vielen Dank. So und jetzt, ich habe es ja vorhin erzählt, seid ihr hier auch
00:15:38: zusammen mit an den Ausstellungen beteiligt, also sowohl an der Konstellation
00:15:44: der Dauerausstellung, der neuen Dauerausstellung,
00:15:46: aber natürlich auch der Sonderausstellung, die Care-Ausstellung,
00:15:49: die leitet ihr ja auch gemeinsam.
00:15:51: Wie stellt man sich das vor, auch von außen? In was für einem Team seid ihr
00:15:54: hier unterwegs, die ihr die Ausstellungen macht? Also es gibt zwei regelmäßige
00:15:59: Runden bei uns im Haus, in denen sich die WissenschaftlerInnen und unsere Leitung trifft.
00:16:04: Das ist einmal die WissenschaftlerInnenrunde und die Dauerausstellungsrunde.
00:16:08: Und die Dauerausstellungsrunde ist dafür da, um natürlich die Themen für die
00:16:12: neue ständige Ausstellung zu diskutieren und auch das Konzept vorzubereiten.
00:16:17: Und in der WissenschaftlerInnenrunde gibt es die Projektplanung für das gesamte
00:16:24: Haus, aber eben auch für die Sonderausstellung.
00:16:26: Und dort werden die Themen gesetzt, also erstmal natürlich diskutiert und dann
00:16:30: gesetzt und die Zuständigen benannt.
00:16:34: Und in diesen Runden werden dann auch rückgekoppelt, wenn die Sonderausstellungen
00:16:38: konzipiert werden, wird mit der Runde darüber auch nochmal diskutiert und sich Feedback geholt.
00:16:44: Und genau, so grob, also ihr müsst es jetzt nicht genau sagen,
00:16:48: aber wie viele Leute sind denn an so einer Ausstellung beteiligt?
00:16:51: Also unser Impressum reicht nicht ganz an die Abspanne von Filmen heran,
00:16:56: aber trotzdem ist es dann am Ende durchaus imposant, auch wenn es dann Externe
00:17:03: natürlich auch mit aufführt.
00:17:05: Sind wir intern, listen wir etwa 40 Personen.
00:17:10: Wow, also das ist dann wirklich von Kuratorinnen, Ausstellungsbauerinnen.
00:17:15: Ja, es geht vieles, geht nicht. Wir haben eigentlich immer unterschiedliche
00:17:20: Säulen, aber immer mit eine tragende Rolle spielt die Restauratorin unseres
00:17:26: Hauses, die Werkstätten.
00:17:28: Wir haben eine eigene Holzwerkstatt, eine Metallwerkstatt, die dabei sind.
00:17:33: Unsere Medienplanung, das ist auch so ein bisschen Wandel von Ausstellung,
00:17:37: dass es doch medienlastiger geworden ist und deswegen eine Medienplanung eine große Rolle spielt.
00:17:43: Aber das geht dann weiter über Sammlungsverwaltung, Transporte von Objekten.
00:17:49: Die Verwaltung insgesamt und dann Bereiche, die vielleicht nicht zu den Lieblingssegmenten
00:17:56: gehören, aber dass man dann eben das ganze Segment, Controlling, Finanzen etc. auch hat.
00:18:03: Genau. Und dann muss die Ausstellung ja auch noch betreut werden vor Ort, wenn sie steht.
00:18:07: Dann habt ihr sicherlich auch noch Leute, die durch die Ausstellungen führen.
00:18:11: Also das ist schon ein ganz schönes Mammutwerk. Marc, ich weiß,
00:18:15: das ist unglaublich schwer zu sagen, aber ich erwische euch ja jetzt hier wirklich
00:18:19: sehr kurz vor der Ausstellungseröffnung.
00:18:21: Wie stelle ich mir denn euren Arbeitsalltag aktuell vor?
00:18:24: Also was macht ihr den lieben langen Tag? Ist das ein Schreibtischjob oder seid
00:18:29: ihr den ganzen Tag in der Ausstellung oder von allem irgendwas?
00:18:32: Ja, da kann ich für mich sagen, dass das augenblicklich sehr spannend abläuft.
00:18:36: Also in der Regel komme ich um neun, gehe erst mal an den Schreibtisch und checke
00:18:40: E-Mails und gehe dann rüber in die neue Fabrik, ins dritte Geschoss,
00:18:44: wo die Ausstellung im Aufbau ist.
00:18:46: Und dort gibt es natürlich zahlreiche Rückfragen und Absprachen und ich habe
00:18:52: auch schon versucht, meinen Laptop damit rüberzunehmen und dort zu arbeiten.
00:18:56: Das funktioniert nicht.
00:18:58: Also wenn man wieder Ruhe braucht, muss ich zwischendurch also wieder rübergehen.
00:19:01: Am Schreibtisch besteht meine Arbeit darin, im Moment letzte Anfragen zu bearbeiten,
00:19:06: letzte Recherchen zu betreiben, jetzt aktuell natürlich die Eröffnung vorzubereiten.
00:19:12: Unsere Reden abzustimmen, die wir auf der Eröffnung halten werden.
00:19:16: Die letzten Presseanfragen, Pressekonferenzplan, genau.
00:19:22: Und es ist eigentlich momentan ein ständiges Hin und Zurück zwischen neuer und
00:19:27: alter Fabrik und über den Hof laufen.
00:19:29: Also sehr spannend gerade und mit ganz vielen Leuten sprechen.
00:19:33: Mario, magst du da noch was ergänzen?
00:19:35: Ja, Jenni hat das Ganze richtig beschrieben. Es ist eigentlich bei jeder Sonderausstellung
00:19:41: ein ganz spannender Prozess, dass man sich nicht rückerinnern kann,
00:19:45: wann das Postfach deutlich voller wurde,
00:19:49: wann wirklich so eine Phase eintritt, wo man merkt, wir nähern uns einer Eröffnung.
00:19:56: Und dann kommt es eigentlich zu der ganz spannenden Abwechslung,
00:20:02: dass man eben seinen Schreibtisch verlässt, dass man sein Konzept in einen Raum
00:20:07: übertragen sieht und dann eigentlich Tag für Tag das Wachsen sieht.
00:20:13: Und dann gibt es immer wieder kleinere Probleme,
00:20:17: aber man ist dann vor Ort und Jenni hat es richtig beschrieben im Austausch,
00:20:22: wobei man sonst doch so einen Arbeitsalltag
00:20:25: auch nach der Ausstellung schwerpunktmäßig von Besprechungen,
00:20:30: von Schreibtischarbeit durchaus geprägt ist.
00:20:35: Jetzt sind wir ja alle keine Arbeitssoziologen oder Soziologinnen,
00:20:38: aber ich würde sagen, das, was du gerade beschrieben hast,
00:20:41: also zu sehen, wie dann das eigene Konzept jeden Tag ein bisschen wahrer wird
00:20:47: und dann als Ausstellung realisiert wird, das stelle ich mir schon sehr befriedigend vor.
00:20:51: Das ist ein sehr schönes Gefühl, auch zu sehen, wie die Gestaltung sich des
00:20:55: Themas angenommen hat und Bilder dazu entwickelt hat, zu den Ideen,
00:21:00: die wir haben und auch die Texte,
00:21:02: die jetzt plötzlich gestern reinkamen, digital die ersten ausgelegten Texte
00:21:08: auf Tafeln und auf Stoffen.
00:21:12: Und es ist ein sehr schönes Gefühl zu sehen, wenn so der eigene geschriebene
00:21:16: Text auf so einem wunderschönen Stoff ausgebreitet im Büro des Gestalters liegt
00:21:21: und man sieht, okay, und am Wochenende wird er dann angebracht.
00:21:26: Sehr schön. Ihr habt jetzt gesagt, das sind eure Ideen, also von euch und dem
00:21:31: Team, die da umgesetzt werden.
00:21:33: Ich frage mal ganz allgemein, bevor wir dann über diese Ausstellung im Spezifischen
00:21:37: sprechen, wie kommt ihr denn überhaupt auf Ideen für Sonderausstellungen?
00:21:41: Ja, da gibt es eigentlich zwei unterschiedliche Ansätze.
00:21:44: Es kann von außen herangetragen werden, dass man sagt, das wäre jetzt ein Beispiel,
00:21:50: dass eine Stiftung auf uns zugekommen ist und gesagt hat, sie würden dieses
00:21:55: Thema Zukunft der Arbeit eigentlich gerne fördern und dann waren sie auch richtig
00:21:59: und daraus ist die Ausstellung Out of Office, wenn Roboter und KI für uns arbeiten, entstanden.
00:22:05: Und auf der anderen Seite gibt es diesen zweiten Fall, dass die schon erwähnte
00:22:10: Wissenschaftsrunde darüber spricht und ich gucke gerade darauf,
00:22:15: auf ein Brainstorming über Themen für eine kommende Sonderausstellung.
00:22:20: Die dürfen wir nicht verraten. Nee, auf keinen Fall.
00:22:24: Ich lenke den Blick wieder zurück. Und dass eben diese beiden vorkommenden Fälle,
00:22:30: dass also vielleicht ein Thema an uns herangetragen wird.
00:22:33: Ich weiß weit zurück, was das Themenjahr der Genossenschaften und die Genossenschaften
00:22:39: Hamburg sind auf uns zugekommen.
00:22:40: Man hat was gemeinsam gemacht, aber sonst überlegt man sich gemeinsam Themen,
00:22:46: achtet auch darauf, natürlich was machen andere Museen, was passt hier genau
00:22:51: hin, was hatten wir in der Vergangenheit und wie können wir insgesamt auch das
00:22:57: Profil mit unseren Sonderausstellungen schärfen.
00:23:00: Und ich glaube, dass das durchaus, wenn jetzt auch nicht jeder die Sonderausstellung
00:23:04: im Museum der Arbeit kennt,
00:23:06: es gelungen ist, dass man schon einen bestimmten Charakter, Sonderausstellung
00:23:12: zuordnet, die im Museum der Arbeit präsentiert werden.
00:23:17: Und noch eine letzte Frage dazu. Ihr seid ja, ihr steht ja nicht allein da als
00:23:21: historisches Museum in der Stadt.
00:23:23: Ihr seid ja auch Teil der, ich hoffe, ich sage es jetzt korrekt,
00:23:26: der Stiftung Historischen Museen Hamburgs.
00:23:30: Werden da die Ausstellungen auch nochmal miteinander abgestimmt oder sind es
00:23:33: schon Themensetzungen, die ihr alle autark vornehmt?
00:23:36: Also das wird ganz klar abgestimmt und ich bin auch Teil der Programmkommission,
00:23:44: die sozusagen dann das Gremium ist, wo alle Häuser der Stiftung gemeinsam auch
00:23:50: eine Zukunftsplanung besprechen und wo man Projekte frühzeitig vorstellt und abstimmt,
00:23:56: welches Haus, welche Ausstellungszeit.
00:23:59: Und zur Stiftung kann ich nur erwähnen, wenn ich sage, am 01.01.2008 habe ich hier angefangen.
00:24:05: Das ist auch das Gründungsdatum der Stiftung Historischen Museen Hamburg. Sehr schön. Ich auch.
00:24:11: Ich auch. Wow.
00:24:15: Dann lasst uns in die Care-Ausstellung reinspringen. Erste Frage,
00:24:18: wann hattet ihr die Idee?
00:24:20: Wisst ihr das noch? Also ich kann nicht konkret sagen, wann wir die Idee hatten,
00:24:23: weil die nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufkam.
00:24:27: Ich hatte Vorgespräche mit meiner Direktorin zum Thema.
00:24:31: Wir können sagen, dass wir, wie gesagt, in einer Neuplanung für die ständige
00:24:36: Ausstellung stecken und in dem Zuge sehen wir an der anderen Wand lauter Bubbles
00:24:41: mit Themen, die eine Rolle spielen werden in der neuen ständigen Ausstellung.
00:24:45: Und da wabert dieses Thema Care-Arbeit immer mit, zumal es ja,
00:24:50: wie gesagt, auch schon im Haus präsent war und es auf jeden Fall wieder mit
00:24:55: eingebracht werden muss.
00:24:57: Und ihr habt gesagt, ihr habt es besprochen, aber von einem herkömmlichen Begriff
00:25:01: ist ja eine Ausstellung von Arbeit, also Erwerbsarbeit, bezahlter Arbeit,
00:25:06: da ist ja Care-Arbeit oft gar nicht mit gemeint.
00:25:09: Wie seid ihr dann dahin gekommen?
00:25:12: Zumindest sind wir darüber gekommen, dass wir eben nicht immer nur die klassische
00:25:16: Erwerbsarbeit oder die männliche Industriearbeit zeigen möchten,
00:25:20: sondern eben auch Arbeit jenseits von Verwertung und Lohnarbeit und Arbeit,
00:25:27: die weitgehend unsichtbar ist,
00:25:29: die aber essentiell ist für die Gesellschaft.
00:25:31: Und da operieren wir natürlich mit einem sehr weit gefassten Arbeitsbegriff,
00:25:36: der eben diesem homogenen Sinnbild von Arbeit als schwer, männlich und Erwerbsarbeiten
00:25:43: so ein bisschen entgegensteht.
00:25:44: Und das ist auch unsere Absicht, dass wir da sehr weit und breit aufgestellt sind bei dem Thema.
00:25:50: Ja, ich würde nur ergänzen wollen, dass es unsichtbar eigentlich nicht ganz trifft.
00:25:57: Es wird unsichtbar gemacht. Gleichzeitig ist Care-Arbeit einer der größten Wirtschaftsfaktoren.
00:26:03: Und immer wieder, das hört man natürlich, ohne Care-Arbeit bricht unser ganzes
00:26:08: Gesellschaftssystem zusammen. Man müsste eigentlich fragen, was wäre eigentlich genau.
00:26:14: Man müsste es mal durchspielen. Und wir sind sehr, sehr viel mit Zahlen konfrontiert
00:26:19: und dann sagt man, es ist unsichtbare Arbeit, aber ich habe die Zahl wahrgenommen
00:26:25: von einer Wissenschaftlerin, die bei unserer Eröffnung spricht.
00:26:28: Dass weltweit täglich 12 Milliarden Stunden von Frauen Care-Arbeit geleistet werden.
00:26:36: Und wie gesagt, ein riesen Wirtschaftsfaktor an sich.
00:26:41: Also das nur zum Thema Unsichtbarkeit. Ich glaube, es wird unsichtbar gemacht
00:26:45: und ich glaube auch, dass diese Ausstellung gezeigt hat, dass unglaublich viele
00:26:50: Leute auf uns zugekommen sind. Gott sei Dank auch die Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:26:54: Wir freuen uns natürlich auch, dass das feministische Barcamp hier stattfindet.
00:26:58: Aber es gab viele, viele andere, die auch also mehr eigentlich als bei anderen
00:27:03: Projekten. Und es gibt so viele Initiativen und es gibt so viele Personen,
00:27:08: die dieses Thema gerne sichtbarer machen würden.
00:27:12: Und auf der anderen Seite hat man...
00:27:15: Auch kennengelernt, wie es politisch in Teilen unsichtbar gemacht wird.
00:27:21: Ich habe mich auch ein Stück weit gefragt, inwiefern, also Care-Arbeit wird
00:27:25: ja häufig aktuell in der Debatte vor allem auch konnotiert mit eben unbezahlter Care-Arbeit.
00:27:30: Also da sind wir eben bei Fürsorge für Familie, für Kinder, für ältere Menschen,
00:27:35: aber natürlich auch alles, was ringsum dazugehört, damit Menschen überhaupt,
00:27:41: du hast es vorhin gesagt, überhaupt auch Erwerbsarbeit nachgehen können.
00:27:44: Dafür müssen sie ja auch versorgt sein.
00:27:47: Wenn man aber sich bei euch in der Ausstellung zum Teil so umschaut,
00:27:50: da geht es ja durchaus auch schon um bezahlte Care-Berufe.
00:27:53: Und Jenni, du hast es vorhin so schön gesagt, also diese schweren Industrieberufe.
00:27:57: Eine der Sachen, die mich immer so ein bisschen stört, ist, dass so getan wird,
00:28:02: als wäre Männerarbeit grundsätzlich schwerer.
00:28:05: Dabei ist ja zum Beispiel auch Pflege auch ein körperlich unglaublich fordernder
00:28:09: Beruf und auch weiterhin, auch wenn es da sicherlich Ansätze zur Entlastung gibt.
00:28:13: Sind solche Themen bei euch in der Ausstellung auch schon präsent?
00:28:17: Ja, also das würde ich definitiv bejahen und es ist auch die Auseinandersetzung.
00:28:22: Wir haben auch ein Plakat in der Ausstellung vom Frauentag, Frauenstreiktag
00:28:28: und dort wird gesagt, dass 75 Prozent der bezahlten Pflegearbeit von Frauen ausgeübt wird.
00:28:36: Und das ist dann natürlich auch im Kontext wiederum mit dem Themenfeld unbezahlte
00:28:41: Arbeit und Entwicklung und Rollenbilder zu sehen.
00:28:46: Und wir haben unter anderem auch den sehr erfolgreichen Film Heldin,
00:28:51: der diese Wahnsinnsherausforderung zeigt und wie anspruchsvoll das ist.
00:28:57: Und insgesamt war es uns wichtig, ganz viele Rollenbilder.
00:29:01: Jenni und ich haben eigentlich von vornherein gesagt, dass wir nicht kuratorisch,
00:29:06: kulturhistorisch das darstellen wollen, sondern die Betroffenen mit einbeziehen
00:29:11: wollen und tatsächlich zu Wort kommen lassen wollen.
00:29:14: Das ist sehr herausfordernd, weil man immer darauf achtet, dass es nicht voyeuristisch
00:29:19: stereotypisierend geschieht, wenn man sie zu Wort kommen lässt,
00:29:23: wenn man es auch runterkürzt.
00:29:25: Aber ich glaube, das ist ganz gut gelungen, dass eben ganz unterschiedliche
00:29:29: Personen zu Wort kommen und sowohl kritisch als auch positiv über Care-Arbeit sprechen.
00:29:36: Ihr habt ja diesen sehr, wie ich finde, sehr, sehr schönen Titel oder also sehr
00:29:41: treffenden Titel gewählt, Care, wenn aus Liebe Arbeit wird.
00:29:45: Aber der drückt ja auch durchaus schon ganz schön viele Ambivalenzen aus.
00:29:49: Ja auch tatsächlich, die es in der aktuellen gegenwärtigen Debatte über Care Arbeit gibt.
00:29:53: Also zum Beispiel gibt es ja durchaus auch Stimmen, die sagen,
00:29:57: dass es schon schwierig ist,
00:29:59: wenn man also Liebe, Fürsorge innerhalb der Familie oder auch innerhalb eines
00:30:03: Freundeskreises oder wo auch immer, wenn man das sozusagen diesen marktlogischen
00:30:08: Argumenten unterwirft, denen auch die sonstige Erwerbsarbeit unterworfen ist.
00:30:12: Wie hat euch das Thema bei der Ausstellungsmachung dann beschäftigt?
00:30:16: Also wie stark spielen diese Ambivalenzen rein?
00:30:21: Also es wäre noch ein Nachtrag zum Arbeitsalltag. Ich glaube,
00:30:24: ich kann für uns beide sprechen und das hat jetzt persönlich, dann übergebe ich auch,
00:30:31: aber es ist auch so, dass wir täglich, Jenni und ich, haben beide zwei Kinder
00:30:36: und es ist auch durchaus eine Herausforderung.
00:30:40: Man kann sehr privat auf Care-Herausforderungen gucken.
00:30:44: Man kann auch sehr über die Frage, ist das Liebe oder Arbeit,
00:30:49: nachdenken und auch über die Herausforderungen oder vielleicht auch auf die
00:30:53: Konzentration, wie man es organisiert, hier dieser Ausstellungsarbeit nachzugehen.
00:30:59: Und jetzt wird Jenni sagen, dass wir eben auch da ganz unterschiedliche Leute
00:31:05: zu Wort haben kommen lassen.
00:31:07: Ja, Jenni, wer ist denn dabei? Welche Positionen sind vertreten?
00:31:11: Naja, wir haben versucht tatsächlich im Intro der Ausstellung genau diese Frage
00:31:16: einmal aufzuwerfen. Ist Care-Arbeit für dich Liebe oder Arbeit?
00:31:20: Und haben ganz viele verschiedene Protagonistinnen dazu befragt.
00:31:24: Die sind namentlich gar nicht so wichtig, weil wir diese Vielfalt aufzeigen wollten.
00:31:29: Es war tatsächlich auch interessant zu sehen, dass wirklich jede,
00:31:32: jeder irgendwas dazu beizutragen hat.
00:31:35: Auch diejenigen, die sich mit diesem Thema jetzt nicht wie wir oder alle,
00:31:40: die jetzt in unserem näheren Umfeld gerade sind, zwangsläufig mit dem Thema
00:31:44: Care-Arbeit beschäftigen inhaltlich.
00:31:46: Und die Aussagen reichten von es ist für mich beides bis hin zu es ist für mich
00:31:51: pure Arbeit und Anstrengung bis hin zu ich mache eigentlich gar nichts,
00:31:56: ich schäle nur Kartoffeln.
00:31:58: Also diese Vielfalt wird tatsächlich hoffentlich beim Intro schon rüberkommen und diese Ambivalenz.
00:32:05: Und die Ambivalenz im Titel greifen wir natürlich an unterschiedlichen Stellen
00:32:09: in der Ausstellung auch auf.
00:32:10: Also das hat natürlich auch historische Ursprünge, diese Annahmen von Weiblichkeit und Männlichkeit,
00:32:16: die Rollenbilder, die dem zugrunde liegen, also der Mann als derjenige,
00:32:21: der erwerbstätig und außer Haus ist und die Frau, die dann eben die Sorgetätigkeiten
00:32:26: im Haus und in der Familie übernimmt und das so gerne tut und aus Liebe tut,
00:32:31: dass es deshalb gar nicht mehr als Arbeit angesehen wird.
00:32:33: Also das wird natürlich auch thematisiert in der Ausstellung.
00:32:37: Vielleicht ein Nachtrag zum Titel, weil es auch Teil der Ausstellung ist,
00:32:42: er ist inspiriert vom Manifest der Initiative Wages for Housework,
00:32:47: die 1975 ihr Manifest veröffentlicht haben und der erste Satz dieses Manifestes lautet,
00:32:55: Sie nennen es Liebe, wir nennen es Arbeit.
00:32:58: Vielen Dank. Es ist natürlich eine große Frage, aber bezahlte Care-Arbeit,
00:33:03: unbezahlte Care-Arbeit, eine große gegenwärtige Diskussion oder ich würde sagen
00:33:07: auch schon Debattenvielfalt zu dem Thema, aber du hast es ja auch gerade nochmal historisch verortet.
00:33:12: So neu sind die Diskussionen auch nicht.
00:33:14: Wie stellt man das denn aus? Wie seid ihr da herangegangen? Das ist tatsächlich
00:33:18: auch die Frage, die uns die ganze Zeit über geleitet hat.
00:33:22: Wie stellt man Care-Arbeit aus, ohne dass es zu banal wirkt,
00:33:28: auch wenn es banal scheinen mag? Es ist ja nicht banal.
00:33:32: Und wir haben uns eben für sehr viele unterschiedliche Zugänge entschieden.
00:33:36: Wir haben auch klassische Zugänge da. Wir haben auch kulturgeschichtliche Objekte da.
00:33:41: Wir haben aber auch künstlerische Ansätze zum Thema, ganz viele verschiedene Positionen.
00:33:48: Wir haben, das hat Mario schon gesagt, die Betroffenen zu Wort kommen lassen
00:33:51: an ganz vielen verschiedenen Stellen zu ganz vielen verschiedenen Themen.
00:33:56: Und wir haben Fotografien.
00:33:58: Also wir haben es wirklich auf ganz unterschiedliche Art und Weise versucht
00:34:02: anzugehen, das Thema. Eine für mich ganz wichtige Ergänzung,
00:34:06: weil ich schon von dem Charakter der Ausstellung im Museum der Arbeit gesprochen habe.
00:34:10: Wir haben frühzeitig festgelegt, dass etwa ein Drittel interaktive partizipative Fläche sind.
00:34:17: Das ist etwas, was in den Museen durchaus auch aufgekommen ist.
00:34:21: Wir waren relativ früh, das eigentlich als Festbestandteil von Sonderausstellungen
00:34:27: zu integrieren und wir haben am Ende auch diese Drittel umgesetzt und so ist
00:34:33: eigentlich die Mittelachse interaktive partizipative Zone,
00:34:37: wo Besuchende aufgefordert sind, selbstreflexiv über gesellschaftliche Organisationen
00:34:43: von Care-Byte, aber auch private Care-Byte nachzudenken.
00:34:49: Anderen mit uns vielleicht im übertragenen Sinne gesprochen,
00:34:54: in den Austausch zu kommen,
00:34:56: zu diskutieren und eben durchaus auch zielführend darüber zu sprechen,
00:35:02: wie man diese Ungerechtigkeit eventuell umgestalten kann.
00:35:09: Das schließt wunderbar an. Also Gerechtigkeit, hattest du ja gesagt,
00:35:13: ist ein wichtiges Thema für dich.
00:35:14: Ich habe mich gefragt, ich habe sie natürlich ja noch nicht sehen können,
00:35:17: aber ich habe eure letzten Ausstellungen immer auch als sehr politisch wahrgenommen.
00:35:21: Welche Rolle spielt das, also spielen Gedanken darüber, wie politisch,
00:35:26: welche politischen Forderungen stecken dahinter in eurer Arbeit in der Ausstellungskonzeption?
00:35:30: Also ich hätte jetzt gar nicht gesagt, dass wir oder für mich gesprochen als
00:35:36: Kuratorin eine politische Position vertreten in der Ausstellung,
00:35:42: aber politische Ausstellung machen.
00:35:46: Und das bedeutet, dass wir also informieren und dann eben zur Selbstreflexion auffordern.
00:35:51: Und das war tatsächlich mal, dass ich eine Aufstellung zum Thema Fahrrad,
00:35:55: die bezog sich aber vielmehr auf das Thema Mobilität.
00:35:58: Und da ist nicht von mir reingegeben, so und so ist meine Meinung, das überhaupt nicht.
00:36:03: Aber vielleicht Leute darüber nachdenken lassen, ob man wirklich mehr als 50
00:36:09: Prozent der Wege zwischen 1 und 5 Kilometer mit dem Auto in einer Stadt zurücklegen muss.
00:36:15: Und genauso ist es auch so, dass man hier informiert und die Zustände anspricht
00:36:20: und dann Ungerechtigkeiten benennt. Das ist das Politische.
00:36:25: Wenn wir in einer Kapitalausstellung einen Raum haben und in dem steht klar,
00:36:29: dass ein Prozent der Reichsten mehr als 50 Prozent besitzen, auch Zugang,
00:36:35: weil unsere Gesellschaft eigentlich Zugangsmöglichkeiten für Leute schafft,
00:36:40: die Geld haben und diese Dinge zu benennen, das wird von außen als politisch wahrgenommen,
00:36:46: das sozusagen kennzeichnet.
00:36:49: Aber es ist nicht so, dass wir politische Positionen, wir haben auch gar nicht
00:36:56: den Austausch, Jenni und ich, darüber,
00:36:58: welche politischen Positionen wir vertreten, sondern dass wir Ungerechtigkeiten
00:37:03: benennen in dieser Ausstellung,
00:37:06: dass wir Initiativen benennen, die Konzepte durchaus entwickeln,
00:37:10: wie man Zustände verbessern kann.
00:37:13: Und natürlich auch in eine Situation heute gekommen sind, wo man das Gefühl
00:37:18: hat, die Welt geht ein Stück rückwärts.
00:37:20: Also wenn man so von den Ausstellungen her denkt und umso mehr ist es auch als
00:37:28: Aufgabe definiert, in das Wachsen von Ungerechtigkeit anzugehen oder vielleicht den globalen.
00:37:35: Darauf zu richten. Jetzt fiel ein paar Mal auch das Wort Reflexion und ihr habt
00:37:39: gesagt, das Spannende an der Ausstellung ist für euch natürlich auch,
00:37:41: dass es auch sehr nah am privaten Kontext ist.
00:37:45: Hattet ihr Aha-Momente bei der Ausstellungsgestaltung? Welche waren das? Ich hatte zwei.
00:37:51: Der eine ist sicher für Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen,
00:37:54: nicht neu, aber ein Privat, dass die sich als privat,
00:37:59: anfühlenden Probleme, die man so hat, wenn man zwei Kinder hat und die berufstätig
00:38:03: ist und den Alltag bewältigt,
00:38:06: dass das häufig gar nicht meine eigenen Probleme sind, weil ich mich nicht gut
00:38:10: organisiere, sondern dass das Probleme sind, die struktureller Art sind.
00:38:14: Das ist natürlich überhaupt nicht neu, aber das hat mir irgendwie nochmal so
00:38:18: einen ganz anderen Dreh in meinem persönlichen Alltag gegeben.
00:38:22: Das ist das eine. Und den anderen Aha-Moment hatte ich, das habe ich eben schon
00:38:25: berichtet an diesem Nachmittag, als wir die Interviews für die Intros durchgeführt
00:38:31: haben und ich gemerkt habe,
00:38:33: dass wirklich auch mit diesem englischen Begriff Care fast jede und jeder etwas
00:38:39: dazu zu sagen hat und auch eine Meinung hat.
00:38:42: Also es ist nicht einfach nur beschreibend gewesen,
00:38:45: sondern alt und jung, männlich, weiblich, alle hatten eine Meinung zum Thema
00:38:51: Care-Arbeit und zum Thema Zukunft der Care-Arbeit Und es war meistens das Thema faire Verteilung.
00:38:59: Das war mein Aha-Moment.
00:39:01: Vielen Dank. Mario, hattest du auch welche?
00:39:04: Ja, ich hatte auch verschiedene Aha-Momente. Ich kann eigentlich sagen,
00:39:09: dass sie aus dem Dialog entstanden sind und dass es einmal ein Interview mit
00:39:13: einer Pflegerin aus der Palliativmedizin war,
00:39:17: die man vielleicht in diese Rolle so drängte.
00:39:20: Das Thema ist schon emotional extrem herausfordernd.
00:39:24: Das wurde auch bestätigt, aber es wurde bei der Frage nach dem Thema Pflegenotstand
00:39:29: dann ganz anders geantwortet und gesagt, es wird gut bezahlt.
00:39:33: Man hat keine Nachwuchssorgen und das ist wieder das Politische,
00:39:37: dass wir auch das an der Stelle benennen wollen,
00:39:41: ohne zu leugnen, dass man davon ausgeht, dass bis 2029 in Deutschland 260.000
00:39:47: Pflegekräfte fehlen werden, aber dass man da diesen persönlichen Bereich dann auch mit aufnimmt.
00:39:55: Vielen Dank. Und ihr habt es mir schon verraten, es ist immer nicht so eine
00:39:59: Lieblingsfrage für Kuratorinnen und Kuratoren, aber gibt es so ein Exponat,
00:40:04: wenn ihr Werbung für die Ausstellung machen wollt, jetzt bei den Hörerinnen und Hörern,
00:40:08: gibt es so ein Exponat, wo ihr sagt, das ist irgendwie besonders interessant,
00:40:11: das ist mein vielleicht sogar Lieblingsexponat, habt ihr so ein Stück,
00:40:15: wo ihr sagt, so ja, dafür lohnt es sich hierher zu kommen?
00:40:18: Also natürlich lohnt es sich für alle Exponate in der Ausstellung, hierher zu kommen.
00:40:24: Wir freuen uns über jedes einzelne. Natürlich habe ich auch ein Lieblingsobjekt,
00:40:29: was ich aber nicht verrate.
00:40:31: Ich habe ein Objekt, zu dem es eine interessante Geschichte gibt und das ist
00:40:35: das Kunstwerk Laufstall.
00:40:37: Die Künstlerin war letzte Woche hier und hat das Kunstwerk auch eingerichtet.
00:40:40: Und zwar hat dieser Laufstall tatsächlich schon mal zeitweise in unserer alten
00:40:45: ständigen Ausstellung von 1997 gestanden.
00:40:48: Die Kuratorin ist mittlerweile verstorben, die diese Ausstellung gemacht hat
00:40:53: und der hat mich persönlich so ein bisschen durch meinen, ich habe hier auch
00:40:57: Volontariat gemacht, begleitet.
00:41:00: Und kurz bevor oder ich glaube schon als wir anfingen, die Care-Arbeit-Ausstellung
00:41:04: zu planen, hat uns die Künstlerin diesen Laufstall zur Schenkung angeboten.
00:41:10: Also ohne zu wissen, dass wir diese Ausstellung machen. Und das passte natürlich sehr gut.
00:41:15: Wir haben ihn in unsere Sammlung übernommen und er steht natürlich auch in der
00:41:18: Care-Arbeit-Ausstellung.
00:41:20: Wie ist es bei dir, Mario? Ja, um die Hörerinnen nicht zu enttäuschen,
00:41:24: will ich auch ein Objekt mal rausgreifen.
00:41:26: Das ist nicht das Lieblingsobjekt, aber es ist eine Art Highlight-Objekt und
00:41:31: es ist ein gutes Beispiel für die Sprache der Dinge in Ausstellung.
00:41:36: Wir zeigen nämlich unter anderem einen Roboter aus den Pflegeheimen,
00:41:41: den wir schon lange in der Sammlung haben.
00:41:42: Es ist eine Robbe, es ist Paro, eine Pflegerobbe, 60 Zentimeter breit,
00:41:50: in einer Kegelrobbe nachempfunden, mit KI ausgestattet.
00:41:54: Die kostet 5000 Euro und hat tatsächlich sogar einen Siegeszug in den Altenheimen,
00:42:00: wird gerade in der Demenzbetreuung eingesetzt und reagiert eben auf Emotionen.
00:42:06: Und witzig auch, dass dieser Roboter dann die zu pflegende Person in den Zustand
00:42:11: des Pflegenden, der Pflegenden hinein versetzt.
00:42:15: Und das aber ist insgesamt natürlich auch ein.
00:42:20: Beispiel dafür, wie Digitalisierung Roboter Einzug in der Pflege haben und wie
00:42:25: es ganz unterschiedlich diskutiert wird.
00:42:27: Also die saloppe Kurzform lautet besser als gar nichts und gleichzeitig wieder
00:42:32: das gesellschaftlich strukturelle Problem, wie menschenwürdig,
00:42:37: wie empathisch gehen wir eigentlich weiter in der Pflege vor.
00:42:40: Und die Digitalisierung und KI ist einfach eine Riesendebatte,
00:42:46: ist der eigene Podcast, aber ganz kurz ist auch das das Gesellschaftsthema,
00:42:52: wie wir zu einem gerechten Einsatz kommen.
00:42:54: Wenn nämlich in Pflegeheimen KI ganz viel Arbeit abnimmt, sollte es uns nicht
00:42:59: dazu führen, dass wir ganz viel Angestellte entlassen werden.
00:43:03: Wobei zu befürchten steht, dass wir genau das machen. Ja, vielen Dank.
00:43:07: Das ist natürlich ein großes Spannungsfeld.
00:43:10: Dann habt ihr ja auch passenderweise Ausstellungsobjekte gewählt,
00:43:13: die auch die beiden Seiten der Care-Arbeit, die bezahlte und die mehrheitlich
00:43:17: eher unbezahlte Care-Arbeit auch nochmal aufgreifen.
00:43:20: Und ehrlicherweise ja auch nicht nur uns daran denken lassen,
00:43:24: dass wir alle vielleicht Care-Arbeit leisten und an vielen Stellen,
00:43:28: sondern natürlich auch, dass wir alle sehr sicher an Stellen in unserem Leben
00:43:32: EmpfängerInnen von Care-Arbeit sind und umsorgt werden wollen und hoffentlich auch werden.
00:43:39: Du hast es vorhin gesagt, der Fachkräftemangel spielt da im Zweifel perspektivisch
00:43:45: nochmal eine sehr große Rolle.
00:43:47: Da freue ich mich sehr, wenn wir das weiter diskutieren können.
00:43:51: Ich bin sehr sicher, wir können das auch beim Barcamp diskutieren.
00:43:54: Ich finde es super, dass wir da zusammen kooperieren. Und ihr hattet ja auch
00:43:57: vorhin gesagt, es gibt so viele Initiativen, die so sich andocken,
00:44:01: auch an die Ausstellung.
00:44:02: Und ihr habt ja wirklich viele tolle Kooperationen.
00:44:05: Vielleicht könnt ihr noch zwei, drei Sätze zum Rahmenprogramm sagen.
00:44:08: Also ich kann zunächst sagen, dass wir kurz nach Eröffnung am 31.
00:44:13: Oktober schon den ersten Punkt haben.
00:44:17: Wir bieten hier im Museum der Arbeit das sogenannte Proteststicken an und unter
00:44:22: dem Thema CARE natürlich.
00:44:23: Und wir haben eine Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste und bieten
00:44:29: dann am selben Tag einen Stadtspaziergang an, der bei der HFPK,
00:44:33: Hochschule für Bildende Künste,
00:44:35: startet und am Museum der Arbeit endet und verschiedene Zwischenstationen hat zum Thema Care.
00:44:41: Und unser nächster Punkt ist dann schon am 8.
00:44:44: November das feministische Barcamp mit euch.
00:44:48: Das wird das nächste große sein und wir haben natürlich noch weitere Punkte im Rahmenprogramm.
00:44:53: Wir haben Kooperationen unter anderem mit der Equal Care Initiative Hamburg,
00:44:58: mit dem Vucerius Kunstforum, mit zahlreichen anderen Unternehmen.
00:45:02: Interessierten, die uns angeschrieben oder die wir angeschrieben haben,
00:45:05: noch im nächsten Jahr mit dem Abaton-Kino.
00:45:08: Ja, das ist echt ein tolles Rahmenprogramm. Ich werde auf jeden Fall natürlich
00:45:11: auch eure Seite nochmal in den Shownotes verlinken, damit man da in Ruhe durchstöbern kann.
00:45:16: Beim Barcamp, du hast es vorhin schon gesagt, ihr kooperiert auch später nochmal
00:45:20: mit der Initiative Equal Care. Wir freuen uns sehr, dass die auch beim Barcamp
00:45:24: dabei sein wird, auch das DGB-Projekt, Was verdient die Frau?
00:45:27: Die Bühnenmütter werden dabei sein und darüber sprechen, wie sich Schauspielberuf
00:45:33: oder künstlerische Berufe und Mutterschaft vor allem vereinbaren lassen.
00:45:37: Wir werden über Freundinnenschaft und Care sprechen.
00:45:41: Die Lua, die Liga für unbezahlte Arbeit oder Care-Werkschaft ist dabei und spricht
00:45:47: darüber, wie man politische Forderungen an der Stelle durchsetzen kann und will und hoffentlich wird.
00:45:53: Also da ist wirklich ganz, ganz viel, ich sag mal, Musik drin.
00:45:56: Es gibt auch andere feministische Themen, die vertreten sein werden,
00:46:01: die uns auch angehen, auch unter dem Gerechtigkeitsrubrum.
00:46:03: Der Marie Schleife einmacht, was zu feministischer Außenpolitik.
00:46:07: Da sind wir auch sehr gespannt und die Projektgruppe Tony Politics for All wird
00:46:12: auch über Parität sprechen.
00:46:15: Das sind alles Sessions, die uns jetzt schon angekündigt sind.
00:46:18: Auch das Proteststicken, das du erwähnt hast, Jenni, werden wir anbieten können.
00:46:22: Und wir haben auch noch ganz viele Slots für weitere Sessions,
00:46:25: die ja auch bitte gern spontan am Tag entstehen.
00:46:28: Das ist ja das Tolle am Barcamp Format, dass das offen für alle ist. Alle können mitmachen.
00:46:33: Man kann sich auch noch anmelden. Wir haben, ich werde auch den Link natürlich
00:46:36: nochmal in die Shownotes packen.
00:46:38: Wir haben noch ein paar Plätze frei und besonders schön abends können wir das
00:46:41: nochmal aus anderer künstlerischer Perspektive auf uns wirken lassen und zwar
00:46:47: haben wir mit Isa Bögershausen eine tolle Host,
00:46:50: die mit ganz vielen Flinter-Poetinnen hier antreten wird, auch zum Thema Who
00:46:55: Cares und das ist dann der Abend hier bei euch im Museum.
00:46:59: Jetzt habe ich natürlich auch nochmal einen Werbeblock für die Veranstaltung
00:47:03: untergebracht, aber auch nochmal an euch beide die Frage, worauf freut ihr euch am meisten?
00:47:08: Also ich freue mich erstmal überhaupt ganz, ganz doll, dass ihr bei uns seid
00:47:12: im Haus und das hier macht und genau zu diesem Zeitpunkt.
00:47:16: Und ehrlich gesagt, wenn ich das alles höre, kann ich gar nicht sagen,
00:47:19: worauf ich mich am meisten freue.
00:47:21: Aber ich bin total gespannt auf all diese verschiedenen Menschen,
00:47:24: die sich zu diesem und mit diesem Thema auseinandersetzen und die verschiedenen
00:47:28: Initiativen, mit denen wir ja auch im Rahmen unserer Ausstellungsplanung,
00:47:32: mit vielen von denen hatten wir zu tun.
00:47:35: Und ich bin ganz gespannt, was dabei herauskommt, wenn diese vielen Menschen
00:47:38: aufeinandertreffen und diskutieren und Workshop-Formate machen.
00:47:43: Also ich freue mich schon sehr. Mario, was ist dein...
00:47:46: Und jetzt zum feministischen Barcamp kann ich mich nur anschließen und freue
00:47:52: mich, dass es so nah ist, also dass die Eröffnung vor der Tür steht und damit
00:47:56: auch das feministische Barcamp unmittelbar bevorsteht.
00:48:00: Und ich will nur eine Sache beim Rahmenprogramm und der Ausstellung ergänzen,
00:48:05: dass wir einen wichtigen Themenpfeiler noch bei der Ausstellung haben, Care und Migration.
00:48:11: Das ist schon eigentlich ein eigener Ausstellungsbereich und es ist auch so,
00:48:15: dass wir im Rahmenprogramm eine Veranstaltung ganz am Ende, am 27.
00:48:20: April, zum Beispiel zum Thema Rassismus, Care und Migration anbieten.
00:48:26: Vielen Dank, das ist natürlich ein ganz wichtiges Thema.
00:48:28: Du hast gesagt, genau, das wäre schon wieder eine eigene Ausstellung,
00:48:31: aber auf jeden Fall auch sehr wichtig, intersektional auch auf das Thema zu schauen.
00:48:35: Apropos intersektional und Diversität und Vielfalt. Ich möchte noch ergänzen,
00:48:40: dass wir uns auch sehr freuen,
00:48:41: wenn neben Mario noch sehr viele andere männlich gelesene Personen oder Männer
00:48:46: den Weg finden, sowohl in die Ausstellung Care als auch natürlich zum feministischen Barcamp.
00:48:51: Das ist für alle, die FeministInnen sind oder werden wollen.
00:48:55: Also insofern herzlich willkommen, all genders.
00:48:59: Und jetzt bleibt es mir, wir müssen langsam zum Schluss kommen,
00:49:02: aber jetzt bleibt es mir noch, euch um eure Flaschenpost an die Zukunft zu bitten.
00:49:07: Und ich habe euch gesagt, ich habe zwei Fragen mitgebracht und jeder beantwortet eine.
00:49:12: Ich stelle die Fragen und ihr müsst euch verständigen, wer welche beantwortet.
00:49:15: Meine erste Frage ist, werden wir in zehn Jahren alle Care-Arbeit bezahlen,
00:49:21: so wie auch Erwerbsarbeit sonst?
00:49:23: Meine zweite Frage ist, wird Care-Arbeit dauerhaft im Museum der Arbeit eine
00:49:29: große Rolle spielen? Genau, wir haben über die Aufteilung gesprochen,
00:49:33: deswegen würde ich einmal anfangen.
00:49:35: Ich würde gleich an Friedrichs Flaschenpost sagen, dass ich ungern die Zukunftsvision eröffne.
00:49:43: Ich kann aber dazu sagen, in zehn Jahren weiter.
00:49:47: Weiß man, ich bin auch nicht Ray Kurzweil, dann könnte ich sagen,
00:49:50: dass da sowieso schon künstliche Intelligenz über uns herrscht in zehn Jahren.
00:49:55: Das finde ich nicht. Ich hätte nicht den Optimismus, dass die Aussage zutrifft.
00:50:01: Ich habe nur die ganz große Hoffnung und ich habe sowieso und auch in meinem
00:50:06: Tun und insgesamt ist es oft genug angesprochen worden, die Hoffnung,
00:50:12: dass wir menschliche Kernkompetenzen wie Empathie, aber auch Kreativität und
00:50:18: soziales Zusammensein in den Vordergrund stellen und Vorurteile,
00:50:23: wie sie immer stärker weltweit eigentlich jetzt aufkommen,
00:50:27: überwinden und zurück zu einem solidarischen Gemeinsamen kommen und dann eventuell
00:50:35: die Verhältnisse komplett umkehren, um dann so etwas zu realisieren.
00:50:41: Ich muss es so traurig am Ende sagen, dass ich nicht daran glaube.
00:50:47: Schade, aber Historiker sagen ja immer dazu, dass sie keine Zukunftsforscher sind.
00:50:52: Insofern hoffen wir gemeinsam, dass es so kommt. In erster Linie bin ich Politologe.
00:50:59: Jenni, das ist für dich nicht ganz so viel Kaffeesatzleserei,
00:51:02: weil wir es gehört haben. Du bist ja auch an der Neukonzeption der Dauerausstellung beschäftigt.
00:51:06: Welche Rolle wird Care-Arbeit spielen? Wird es eine große sein?
00:51:09: Also es wird definitiv eine Rolle spielen, das hatte ich ja auch schon gesagt, das ist klar.
00:51:15: Dieses Projekt, was wir hier gerade machen, ist natürlich auch dazu da,
00:51:19: um zu schauen, wie kann man das machen und umsetzen, welche Ideen gibt es,
00:51:24: wie kann das funktionieren, auch im Hinblick auf eine neue ständige Ausstellung.
00:51:29: Also insofern, ja, es wird in der ständigen Ausstellung vorkommen und das Wie,
00:51:34: das werden wir noch diskutieren.
00:51:36: Wir sind sehr gespannt. Jetzt freuen wir uns aber erstmal natürlich auf die
00:51:40: Sonderausstellung Care, wenn aus Liebe Arbeit wird.
00:51:44: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, hier im Museum der Arbeit zu sehen ab dem 29.
00:51:49: Oktober und bis zum 3. Mai, da hat man viel Zeit, sich die anzuschauen.
00:51:55: Wir sind leider jetzt schon am Ende der 91.
00:51:58: Folge von Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland von
00:52:02: der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich danke euch, liebe Hörerinnen und Hörer,
00:52:06: und natürlich auch sehr herzlich dir, liebe Jenni und lieber Mario, dass ihr dabei wart.
00:52:10: Ja, vielen Dank auch an dich. Ja, danke schön.
00:52:15: Sehr gerne. Ich habe heute mit Mario Bäumer und Jenni Boie gesprochen,
00:52:19: die im Museum der Arbeit die Ausstellung Care, wenn aus Liebe Arbeit wird mitverantworten.
00:52:23: Ihr habt es im Podcast jetzt ja auch gehört, das Barcamp, das feministische
00:52:27: Barcamp der Friedrich-Ebert-Stiftung wird in diesem Jahr auch hier stattfinden.
00:52:31: Ihr seid herzlich eingeladen.
00:52:33: Alle Links zu den Veranstaltungen findet ihr in den Shownotes oder auf unserer
00:52:37: Homepage regionalbüro-nord bei der FES oder auf der Homepage des Museums der Arbeit.
00:52:44: Ich sage jetzt erstmal Tschüss und bis zur nächsten Folge.
00:52:47: Ich bin Christine Strotmann von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:52:50: Macht es gut und bitte bleibt politisch. Dankeschön.
00:52:55: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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