Folge 87: „Was bedeutet heute noch Bildungsaufstieg, Jutta Günther?“
Shownotes
Woher kommt unsere Idee von Bildungsaufstieg? Was hat sich daran seit den 1970er Jahren verändert? Wie hängen Bildungsaufstieg und Chancengerechtigkeit zusammen? Diese und viele weitere Fragen besprechen wir in unserer neuen Folge von „Friedrichs Flaschenpost“ mit Prof. Dr. Jutta Günther, der Rektorin der Universität Bremen. In dieser Live-Folge, aufgezeichnet auf dem Bremer Domshof, berichtet sie von ihrem persönlichen Werdegang, der über Ausbildung, anschließende Berufstätigkeit und den zweiten Bildungsweg zum Hochschulstudium führte.
Sie erklärt, was ihr persönlich auf diesem Weg geholfen hat und was Universitäten und Hochschulen dafür tun können, dass Menschen aus nicht-akademischen Familien an diese Bildungseinrichtungen kommen und sich dort auch wohl fühlen. Als Rektorin setzt sie selbst die Schwerpunkte bei Vorbildern insbesondere unter den Lehrenden und bei möglichst viel sozialer Unterstützung innerhalb der Universität. An der Uni Bremen hat das Thema zudem Tradition: Sie ist als Reformuniversität in den 1970er Jahren gegründet worden. Bis heute hat die Universität Bremen einen hohen Anteil an Erstakademiker*innen und ihre Rektorin betrachtet dies als einen wichtigen Faktor ihrer diversen Identität.
Transkript anzeigen
00:00:01: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:07: Moin, hallo und herzlich willkommen zur Live-Aufnahme von Friedrichs Flaschenpost,
00:00:12: der Politik-Podcast aus Norddeutschland.
00:00:15: Heute nehmen wir an einem ganz speziellen Ort auf, nämlich auf dem Domshof in Bremen.
00:00:20: Und ich muss vorwarnen, Werder hat heute ein Heimspiel. Das könnte also sein,
00:00:25: dass man zwischendurch begeisterte Fangesänge hört.
00:00:28: Die gelten uns, aber vielleicht auch nicht. auch dem Fußball.
00:00:31: Wir freuen uns sehr, dass wir auf dem Domshof sind. Ich sitze mit meinem Gast
00:00:34: in der sogenannten Pop-Up-Lounge.
00:00:36: Das ist ein Event-Container, der durch ganz Deutschland tourt und zwar anlässlich
00:00:41: des 100. Jubiläums der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:44: Mein Name ist Christine Strotmann und ich arbeite für das norddeutsche Büro
00:00:48: der Friedrich-Ebert-Stiftung und heute sprechen wir über das Thema,
00:00:52: das tatsächlich die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung von Anfang an bestimmt
00:00:55: hat, der Bildungsaufstieg.
00:00:58: 1925, also zu unserer Gründung, stammten nur zwei Prozent der deutschen Studierenden
00:01:03: aus Arbeiterinnenfamilien.
00:01:05: Für viele war es überhaupt nicht möglich, dahin zu gelangen,
00:01:08: also an die Universitäten, geschweige denn Abitur zu machen und natürlich lag
00:01:12: das häufig auch am lieben Geld.
00:01:15: Insofern war der erste Auftrag unserer Stiftung tatsächlich,
00:01:19: junge Menschen aus Arbeiterfamilien zu fördern, damit auch Diesel den Zugang
00:01:23: zu den Universitäten finden.
00:01:25: Das heißt, wir wurden gegründet, um Bildungsaufstieg zu ermöglichen.
00:01:29: Das ist jetzt aber auch 100 Jahre her und insofern möchten wir heute über die
00:01:33: Aktualität des Themas sprechen.
00:01:35: Was bedeutet heute noch Bildungsaufstieg? Und das darf ich einen berufenden
00:01:40: Gast fragen. Ich freue mich sehr, dass Prof.
00:01:42: Dr. Jutta Günther hier ist. Herzlichen Dank für Ihre Zeit schon einmal vorab. Sehr gerne.
00:01:47: Sie gestalten ja die Bildungs- und Wissenschaftslandschaft Bremens maßgeblich
00:01:52: mit und zwar als Rektorin der hiesigen Universität, der Universität Bremen.
00:01:56: Ich darf Sie noch ein bisschen ausführlicher vorstellen, bevor wir ins Gespräch
00:01:59: kommen, auch wenn ich sicher bin, dass unsere Gäste Sie ganz gut kennen.
00:02:04: Sie sind seit 2022 inzwischen Rektorin und auch die erste Frau in diesem Amt in Bremen.
00:02:10: Sie sind aber auch oder waren auch vorher Professorin für Volkswirtschaftslehre.
00:02:16: Sie haben zunächst eine Ausbildung absolviert, sind dann in die Berufstätigkeit
00:02:19: und dann über den zweiten Bildungsweg in das Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
00:02:25: Sie sind auch der Arbeit der FES insofern verbunden, als dass Sie selbst Stipendiatin
00:02:29: waren und auch heute als Vertrauensdozentin helfen, unsere Stipendiatinnen zu
00:02:35: betreuen. Schon mal vielen Dank.
00:02:37: Ich freue mich sehr auf das Gespräch mit Ihnen als Gast, liebe Frau Günther,
00:02:40: weil Sie ja das Thema Bildungsaufstieg aus den verschiedensten Perspektiven kennen.
00:02:45: Und bevor wir jetzt damit loslegen, noch ein klitzekleiner Hinweis an unser Publikum.
00:02:49: Sie sind natürlich eingeladen, sich zu beteiligen. Im zweiten Teil der Veranstaltung
00:02:53: können unsere Gäste hier vor Ort sehr gerne auch eigene Fragen einbringen.
00:02:58: Frau Günther, dann steigen wir mal richtig ein in Medias Res.
00:03:02: Was genau ist denn aus Ihrer Sicht Bildungsaufstieg und wie tritt er in Erscheinung?
00:03:08: Bildungsaufstieg bedeutet für mich, dass junge Menschen sich frei entscheiden
00:03:12: können sollten, Ob sie eine Ausbildung machen möchten, ob sie nach der Schule
00:03:19: ein Studium aufnehmen möchten.
00:03:21: Es sollte möglichst viel Freiheit und Freiraum für junge Menschen bestehen,
00:03:26: sich zu entfalten und sich selbst zu verwirklichen.
00:03:30: Leider hängt das oft auch mit dem Ökonomischen zusammen und mit dem Einkommen der Eltern.
00:03:37: Und es ist leider immer noch so, dass die soziale Herkunft junger Menschen den
00:03:42: Bildungsweg sehr stark prägt.
00:03:45: Und das sollte nicht so sein. Wir sollten es schaffen, jungen Menschen so viel
00:03:49: Freiraum zu geben wie möglich, um ihre Kreativität, um ihre Fähigkeiten zu entfalten.
00:03:55: Und das sollte so wenig wie möglich von der sozialen Herkunft und vom Einkommen der Eltern abhängen.
00:04:01: Das Thema war ja auch in den 1970er Jahren schon wirklich eins der Kernthemen der Sozialdemokratie.
00:04:07: Würden Sie sagen, es ist heute immer noch genauso relevant wie damals?
00:04:11: Es ist immer noch relevant. Es wurde sehr viel erreicht.
00:04:15: Also beispielsweise die Zugangsmöglichkeiten zur Universität wurden stark ausgebaut.
00:04:21: Ich habe ja auch davon profitiert, auf dem zweiten Bildungsweg mein Studium aufnehmen zu können.
00:04:27: Das sind gesellschaftliche Errungenschaften. Die haben ja nicht immer existiert.
00:04:31: Und sie sind ja auch in der Einleitung darauf eingegangen, dass vor langer Zeit
00:04:36: nur ein ganz kleiner Teil der jungen Menschen ein Studium aufgenommen haben.
00:04:40: Man hat also sehr viel erreicht, auch in den 70er Jahren.
00:04:44: Meine Universität hier in Bremen ist ja auch 1971 gegründet worden,
00:04:49: auch mit dem klaren Anliegen, Chancengerechtigkeit stärker zu verwirklichen.
00:04:55: Und da ist sehr viel erreicht worden. Und trotzdem wissen wir heute im Jahr
00:04:59: 2024, dass der Zugang zu Universitäten doch immer noch sehr stark von der sozialen
00:05:06: Herkunft der jungen Menschen abhängt.
00:05:08: Und da gibt es immer noch einen Auftrag und da gibt es immer noch viel zu tun.
00:05:13: Früher ging es ja beim Bildungsaufstieg sehr häufig, also früher,
00:05:17: das sagt sich immer so, aber mindestens in den 70er Jahren und auch noch davor,
00:05:21: ging es ja wirklich sehr häufig um Kinder aus so ganz klassischen Arbeiterfamilien,
00:05:25: um Kinder auch aus der Landwirtschaft tatsächlich.
00:05:27: Ist das heute noch so der Fall oder würden Sie sagen, da sind auch noch andere
00:05:31: Gruppen besonders relevant geworden?
00:05:33: Ich denke, das ist immer noch so der Fall, dass die Eltern, wenn die Eltern
00:05:37: nicht studiert haben und auch keine Hinführung da ist zum akademischen Ausbildung,
00:05:43: wenn auch so eine gewisse Distanz zum Akademischen da ist, das ist leider so.
00:05:48: Häufiger in Arbeiterfamilien, wo weit und breit keine Akademikerinnen und Akademiker
00:05:53: sind, die jungen Menschen erklären,
00:05:55: wie Universität funktioniert und wie man den Zugang findet und wie man sich
00:05:59: überhaupt für ein Studium entscheidet, dann ist das leider immer noch ein großes Problem.
00:06:04: Ich habe tatsächlich diese Erfahrung auch selbst gemacht. Es ist ja so,
00:06:07: wenn eben die Eltern kein Abitur hatten und auch keine Hochschule besucht haben,
00:06:12: dass es manchmal auch gar nicht erst so naheliegend scheint hinzugehen.
00:06:15: Und ich habe in den Nullerjahren studiert, da war es mein Eindruck zumindest
00:06:19: noch nicht so selbstverständlich, an den Universitäten da auch Leute abzuholen.
00:06:23: Und seitdem gab es aber sehr viele sehr tolle Initiativen auch.
00:06:26: Welche Rolle würden Sie denn sagen, spielt das Thema heute für die Universitäten selbst?
00:06:30: Für die Universitäten spielt das eine große Rolle. Wir haben ja auch an den
00:06:34: Universitäten den Auftrag, jungen Menschen den Zugang zur Universität auch zu ebnen.
00:06:40: Das ist ja zunächst mal auch eine riesengroße Institution und man muss Orientierung
00:06:45: finden im Studium. In manchen Fächern studieren sehr, sehr viele Studierende
00:06:51: seinen Weg zu finden in der großen Institution Universität.
00:06:55: Da liegt ein großer Auftrag, aber es liegt eben auch da ein Auftrag,
00:06:59: an der Universität auch eine Willkommenskultur zu haben, auch für Menschen aus
00:07:04: nicht akademischen Berufen.
00:07:06: Und es ist natürlich auch ein Auftrag für uns, Menschen ohne Abitur einen Zugang
00:07:12: zur Universität zu verschaffen. Da sind wir natürlich auch von den gesetzlichen
00:07:16: Rahmenbedingungen abhängig.
00:07:18: Welche Möglichkeiten gibt es noch neben dem klassischen Abitur,
00:07:22: also der allgemeinen Hochschulreife?
00:07:24: In Bremen gibt es inzwischen, wie in vielen Bundesländern, auch einige andere
00:07:28: Möglichkeiten, beispielsweise über die Zulassungsprüfung zum Hochschulstudium,
00:07:32: so wie ich das gemacht habe.
00:07:34: Oder auch mit einem Meisterbrief kann man sich heute in Studiengänge einschreiben
00:07:39: und da auch die Beratungsleistung zu machen und das auch publik zu machen und
00:07:44: das auch bekannt zu machen und dann junge Menschen abzuholen,
00:07:47: die vielleicht auf dem Quereinstieg in die Universität reinkommen möchten.
00:07:51: Da ist ein ganz klarer und wichtiger Auftrag für Universitäten.
00:07:55: Sie haben jetzt ja schon einiges angeführt, ganz konkret hier in Bremen.
00:07:59: Also Sie haben es ja vorhin auch gesagt, die Geschichte der Uni ist auch eine
00:08:01: besondere, die ist mit dem Thema Bildungsaufstieg an sich schon verknüpft.
00:08:05: Heißt das, Sie haben heute besonders viele ErstakademikerInnen?
00:08:08: Und ja, wie setzen Sie sich mit dem Thema ganz konkret an Ihrer Universität auseinander?
00:08:13: Uns interessiert natürlich an der Uni Bremen, auch uns als Unileitung, wie viele Studenten,
00:08:18: Derer, die sich zum ersten Mal
00:08:19: bei uns einschreiben, kommen eigentlich aus Familien, wo nicht Akademiker.
00:08:24: Und 55 Prozent unserer Studierenden kommen ungefähr aus Familien,
00:08:29: wo nur ein Elternteil akademische Bildung hat, also aus Nicht-Akademiker-Haushalten.
00:08:36: Und das ist schon ein recht hoher Anteil.
00:08:38: Und darin liegt auch natürlich eine Aufgabe für uns.
00:08:42: Und wie erklären Sie sich das? Das ist, glaube ich, schon ein sehr hoher Prozentsatz.
00:08:46: Ja, ich bin darüber natürlich sehr froh, als eine Rektorin, die selber auf den
00:08:50: zweiten Bildungsweg zum Studium gekommen ist, dass wir etwa die Hälfte unserer
00:08:54: Erstsemester aus Nicht-Akademikerhaushalten haben.
00:08:58: Hat vielleicht etwas mit der Sozialstruktur zu tun im Land Bremen und in der Region.
00:09:05: Aber es hat sicherlich auch was damit zu tun, dass wir als Universität Bremen
00:09:09: auch eine sehr offene Universität sind,
00:09:12: dass wir auch Menschen aus Nicht-Akademiker-Haushalten besonders willkommen
00:09:17: heißen, dass wir Diversity, also Vielfalt an der Universität,
00:09:21: als ein wichtiges Leitprinzip und als einen wichtigen Wert der Universität auch nach außen tragen.
00:09:27: Und ich hoffe und denke, dass das auch einen Einfluss darauf hat.
00:09:33: Denken Sie, das Thema spielt vielleicht auch im Bundesland an sich schon eine besonders große Rolle?
00:09:37: Also ist das auch etwas, was Sie aus dem Austausch mit den Hochschulrektorinnen kennen?
00:09:42: Ja, das ist etwas, was wir unter den Hochschulen des Landes,
00:09:47: es gibt ja auch die Hochschule Bremen und die Hochschule Bremerhaven,
00:09:50: was wir auch miteinander austauschen.
00:09:52: Und das ist schon etwas, was wir an allen Hochschulen in Bremen so beobachten können.
00:09:57: Schön. Das heißt, wir sind in einem Bundesland, das für das Thema besonders
00:10:01: offen ist, besonders empfänglich ist und wo hoffentlich auch dann diese Durchlässigkeit
00:10:06: besser gegeben ist, sodass, wie Sie es vorhin so schön gesagt haben,
00:10:09: es geht ja grundsätzlich um die Entscheidungsfreiheit der jungen Menschen.
00:10:12: Frau Günther, bevor wir noch ein bisschen tiefer ins Thema eintauchen,
00:10:15: würde ich mir erlauben, Sie noch ein bisschen besser kennenzulernen.
00:10:18: Wir spielen jetzt unser bekanntes Spiel Friedrich fragt. Manche kennen das unter
00:10:21: Kaffee oder Tee. Es ist ein relativ einfaches Prinzip.
00:10:25: Ich stelle Ihnen einfache Entweder-oder-Frage und Sie müssen mit einer Antwort
00:10:29: bitte antworten, gern spontan.
00:10:31: Mögen Sie lieber die Berge oder das Meer? Das Meer.
00:10:35: Mögen Sie lieber Roman oder Sachbücher? Sachbücher. Kochen Sie gerne oder lassen
00:10:39: Sie lieber kochen? Ich koche gerne.
00:10:42: Wären Sie lieber Busfahrerin oder Gärtnerin geworden? Gärtnerin.
00:10:45: Zur Uni mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV? Mit dem Fahrrad. Was ist Ihnen wichtiger,
00:10:51: Pflanzen oder Tiere? Pflanzen.
00:10:53: Hören Sie lieber Gitarre oder Klavier? Klavier. Und würden Sie lieber einmal
00:10:58: Abendessen mit Marie Curie oder Karl Marx? Marie Curie.
00:11:03: Vielen Dank. Da haben wir in einer schnellen Runde einen kleinen Einblick gewonnen.
00:11:08: Dann würde ich gerne tatsächlich aber auch noch ein bisschen bei Ihnen ein bisschen
00:11:11: persönlicher bleiben. Sie haben es ja auch vorhin selber nochmal gesagt,
00:11:13: Sie selbst kam ja über den zweiten Bildungsweg.
00:11:16: Sie waren zunächst in der kaufmännischen und pharmazeutisch-technischen Ausbildung,
00:11:21: dann einige Jahre auch schon berufstätig und sind dann auf dem zweiten Bildungsweg
00:11:25: eben ins Studium gekommen,
00:11:27: haben in Oldenburg, Osnabrück und Albany, New York Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert.
00:11:32: Ich würde sagen, das ist eine ganz klassische Bildungsaufstiegsgeschichte, oder?
00:11:37: Naja, jede sogenannte Bildungsaufstiegsgeschichte ist anders und meine war eben
00:11:42: so, wie Sie es gerade vorgelesen haben.
00:11:45: Also es war ein Entwicklungsweg, würde ich sagen. Man kann das nicht planen.
00:11:50: Ich habe das alles nicht geplant.
00:11:51: Die Ausbildung zu machen, die kaufmännische Ausbildung und danach eine technische
00:11:55: Ausbildung war sehr naheliegend.
00:11:57: Also wenn man noch sehr jung ist, dann nimmt man gerne die Ratschläge der Eltern
00:12:03: an oder orientiert sich an seiner Umgebung und die Ausbildung zu machen und
00:12:07: auch eine Weile berufstätig zu sein in den Ausbildungsberufen.
00:12:11: Das war irgendwie vorprogrammiert. Der Rest war niemals vorprogrammiert.
00:12:17: Mir nicht zugedacht, die akademische Ausbildung oder die Universität anzustreben,
00:12:22: aber ich war sehr neugierig darauf.
00:12:24: Mich hat das brennend interessiert, wie so eine akademische Ausbildung,
00:12:29: so ein Studium abläuft und auch die ganzen Fragen, die man im Studium beantworten kann.
00:12:34: Mich hat Sozial- und Wirtschaftswissenschaft brennend interessiert,
00:12:37: weil ich verstehen wollte, warum manche Länder reich und manche Länder arm sind
00:12:41: und wie Einkommen verteilt wird. Das hat mich alles brennend interessiert.
00:12:45: Und so bin ich dann doch noch in die Universität reingekommen und habe auf dem
00:12:49: zweiten Bildungsweg viele dieser Fragen beantwortet bekommen in der Universität.
00:12:53: Und dann ging der wissenschaftliche Weg weiter. Einfach aus Neugierde an vielen spannenden Fragen.
00:12:59: Das heißt, weder in Ihrem beruflichen noch privaten Umfeld spielte das aber
00:13:04: erstmal eine große Rolle.
00:13:05: Also Sie sind nicht darauf gestoßen worden, noch an die Universität zu gehen
00:13:09: oder wie war das bei Ihnen?
00:13:10: Nein, das war so mein innerer Drang und mein Wunsch zu erfahren,
00:13:17: was bedeutet das eigentlich, diesen wichtigen Fragen unseres Lebens und unserer
00:13:20: Gesellschaft so richtig auf den Grund zu gehen.
00:13:23: Und das hat mich so brennend interessiert. Ich habe angefangen,
00:13:26: Bücher darüber zu lesen und wollte einfach mehr darüber wissen und ich wusste,
00:13:30: man kann noch viel, viel mehr darüber lernen und noch viel mehr darüber erfahren und ich wusste,
00:13:35: das kannst du nur in der Universität und dann habe ich mir diesen Weg gesucht und den Weg geebnet.
00:13:41: Hat die Berufstätigkeit vorab Ihnen im Studium was gebracht? Ja, auf jeden Fall.
00:13:46: Also ich war ja, als jemand eine Berufsausbildung gemacht hat, beruflich tätig war,
00:13:52: doch schon gewohnt, wie man sich organisiert und wie ein Betrieb funktioniert
00:13:58: und ein bisschen Lebenserfahrung hatte ich ja auch schon, bevor ich dann den
00:14:02: zweiten Bildungsweg angefangen habe und das hat mir auf jeden Fall geholfen.
00:14:07: Heute sind Sie ja dann nach einigen Stationen auch in der Spitzenforschung Hochschulrektorin.
00:14:12: Ich habe mal ein bisschen recherchiert in alten Zeitungen.
00:14:15: Das geht ja heute alles online recht schnell.
00:14:17: Die Nordwestzeitung, die hat vor einigen Jahren getitelt, als sie die Leitung
00:14:21: des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle übernommen haben,
00:14:25: vom Azubi zum Institutsvorstand.
00:14:27: Freuen Sie sich über solche Überschriften oder irritieren die Sie?
00:14:31: Ich finde das super. Ich habe auch kein Problem damit, meine Geschichte zu erzählen.
00:14:35: Sonst würde ich ja auch nicht hier sitzen und mich mit ihnen so darüber unterhalten.
00:14:39: Das ist mein beruflicher und akademischer Karriereweg und ich finde es gut und
00:14:46: es freut mich auch, wenn ich manchmal höre, dass mir Menschen sagen,
00:14:50: dass das auch andere ermutigt und das ist auch etwas, was ich möchte.
00:14:54: Ich möchte für die, die so einen Weg suchen,
00:14:58: auch gerne Ratgeberin sein und auch vielleicht ein bisschen ein Role Model sein
00:15:03: für die, die sich auch fragen, könnte ich vielleicht das schaffen,
00:15:07: so nach meiner Berufsausbildung doch noch an die Uni zu gehen.
00:15:10: Ja, das kann man schaffen, wenn man da wirklich sehr viel Lust drauf hat und
00:15:14: wenn man diesen Weg gehen möchte.
00:15:17: Man kann das machen. Man muss das nicht machen, aber es kann so sein.
00:15:21: Das heißt, Sie sind sehr gerne Vorbild in diesem Bereich? Ja, warum nicht?
00:15:25: Dann lassen Sie uns noch ein bisschen näher reingehen. Bildungsaufstieg ist
00:15:29: ja, ich habe es ja vorhin auch erwähnt, es ist in der Sozialdemokratie und auch
00:15:33: bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ist es einfach ein wichtiges Thema,
00:15:36: schon seit vielen Jahrzehnten.
00:15:38: Und gleichzeitig frage ich mich persönlich manchmal, ob das noch so zeitgemäß
00:15:42: ist, von einem Aufstieg zu sprechen.
00:15:44: Denn es kann ja auch ein bisschen falsch verstanden werden, dass man irgendwie
00:15:47: nicht akademische Ausbildungen und Berufe abwertet oder ähnliches.
00:15:51: Was würden Sie sagen? Sollten wir ein bisschen anders darüber sprechen,
00:15:55: zum Beispiel das Thema Chancengerechtigkeit noch stärker betonen?
00:15:58: Oder ist der Begriff so historisch gewachsen und verankert, dass wir ihn eigentlich
00:16:02: doch noch dringend brauchen?
00:16:04: Ich denke, der Begriff hat seine Berechtigung und er kommt in der Literatur
00:16:10: auch immer noch vor. Aber er hat so etwas Eindimensionales.
00:16:13: Und das stört mich selber auch ein bisschen an dem Begriff Bildungsaufstieg.
00:16:17: Was möchten wir dann den Leuten sagen, die diesen Weg nicht gewählt haben?
00:16:23: Haben die deshalb einen Bildungsabstieg?
00:16:25: Und da liegt so eine gewisse Problematik auch in dem Begriff.
00:16:30: Und deshalb habe ich zu Beginn auch gesagt, wir sollten jungen Menschen die
00:16:35: Freiheit geben, einen Weg zu wählen, der zu ihnen passt, in dem sie glücklich
00:16:40: werden, in dem sie sich selber verwirklichen können.
00:16:42: Und das kann die klassische Berufsausbildung sein und dann die berufliche Tätigkeit
00:16:47: im Handwerk, in der Industrie, im Betrieblichen.
00:16:51: Das kann aber auch der klassische Bildungsweg sein, Gymnasium,
00:16:55: Abitur, Studium und dann berufliche Tätigkeit oder Wissenschaft.
00:16:59: Wir sollten die Freiheit haben oder so viel Freiheit wie möglich haben,
00:17:04: unseren Bildungsweg zu gestalten, unabhängig davon, woher wir kommen.
00:17:09: Was glauben Sie denn, wenn wir, also wir sind ja jetzt gerade noch stark beim
00:17:13: Individuum, wir wünschen uns die Chancengerechtigkeit für alle,
00:17:16: das hat aber natürlich auch sehr viel mit unserem Gesellschaftsbild zu tun, logischerweise,
00:17:20: was denken Sie denn, welche Rolle spielen so gleiche Bildungschancen auch für
00:17:24: unsere Demokratie und was kann auch vielleicht passieren, wenn Menschen sich
00:17:28: davon ausgeschlossen fühlen oder es wirklich sind?
00:17:30: Ich denke, es ist sehr wichtig für unsere Demokratie, dass Menschen sich eben
00:17:35: nicht ausgeschlossen fühlen und dass sie sich insofern ein gutes Stück gerecht
00:17:41: behandelt fühlen dadurch,
00:17:42: dass sie Bildungswege, verschiedene Bildungswege beschreiten können.
00:17:47: Dass wir eine Durchlässigkeit im Bildungssystem haben,
00:17:50: dass wir tatsächlich sehr viel dafür tun, um Ausgleich zu schaffen,
00:17:54: um tatsächlich zweiter Bildungsweg zur akademischen Ausbildung zu eröffnen,
00:17:59: dass wir viele Möglichkeiten schaffen und das schafft auch mehr Gerechtigkeit,
00:18:04: mehr Chancengerechtigkeit.
00:18:06: Und ich denke, das ist für Demokratie und für den Erhalt der Demokratie und
00:18:09: für Stärkung der Demokratie unglaublich wichtig.
00:18:13: Wir wissen ja aus der Forschung und ich würde sagen, das Thema hat auch eine gewisse Konjunktur.
00:18:18: Frühkindliche Bildung ist ein Thema in den Zeitungen. Das war es,
00:18:21: glaube ich, früher selten bis nie.
00:18:23: Und wir wissen ja aus der Forschung, dass die Grundsteine für eine Chancengerechtigkeit,
00:18:27: für Bildungsgerechtigkeit, auch für Bildungsaufstieg, wenn man den Begriff noch
00:18:31: nutzt, oder eben auch die Verhinderung davon natürlich, dass das eigentlich
00:18:34: schon sehr früh passiert.
00:18:36: Also schon in der frühkindlichen Bildung, unser Schulsystem,
00:18:39: da kann man ja sehr lang und breit auch Gelehrten-Diskussionen drüber führen,
00:18:43: aber ich glaube, alle sind sich doch einig, dass es leider weiterhin sehr selektiv ist.
00:18:47: Das heißt ja, ein Stück weit sind die Weichen schon gestellt,
00:18:50: bevor junge Menschen überhaupt in das Alter kommen, dass sie in Universitäten kommen.
00:18:55: Sie haben jetzt den zweiten Bildungsweg schon erwähnt. Denken Sie denn,
00:18:58: die Universitäten können einen maßgeblichen Beitrag leisten,
00:19:01: dass dann da noch mehr Chancengerechtigkeit hergestellt wird bei jungen Menschen?
00:19:04: Also es beginnt ja noch längst vor der Universität.
00:19:07: Es beginnt ja schon sehr früh. Wir haben ja ein eher dreigliedriges Schulsystem.
00:19:12: Und wenn man erst einmal in einem der Pfade, einem der drei Pfade ist,
00:19:17: da wieder rauszukommen, ist auch nicht ganz trivial.
00:19:20: Ich selber bin in Nordrhein-Westfalen zur Hauptschule gegangen und habe die
00:19:25: mittlere Reife erst durch Berufsfachschule erreicht, also auch nicht auf direktem
00:19:29: Weg, eine mittlere Reife und Gymnasium war fernab.
00:19:32: Dieses dreigliedrige Schulsystem und Kinder schon sehr früh zu selektieren regelrecht für einen Pfad,
00:19:41: das ist natürlich etwas, wo wir als Universität direkt gar nicht so einen großen
00:19:47: Einfluss darauf haben, außer über unsere Forschung, die wir dazu machen,
00:19:50: die aufzeigt, dass das eben zu Chancenungleichheiten auch führt.
00:19:54: Und da liegt ein Bildungspolitischer Auftrag, der viel früher losgeht als bei
00:20:01: der Eingangstür zur Universität.
00:20:04: Das heißt aber, Sie denken, dass zum Beispiel der zweite Bildungsweg eine der
00:20:08: Möglichkeiten ist, wo dann die Unis noch einen Hebel ansetzen können? Auf jeden Fall.
00:20:12: Und da hat sich auch, seitdem ich den zweiten Bildungsweg beschritten habe,
00:20:16: auch schon noch mehr Möglichkeiten eröffnet.
00:20:18: Als ich zum zweiten Bildungsweg mich entschieden habe, da brauchte man die Berufsausbildung
00:20:23: und eine Vorbereitung auf eine bestimmte Prüfung.
00:20:26: Und diese bestimmte Prüfung habe ich dann gemacht. Und heute ist es so,
00:20:30: dass an sehr vielen Universitäten, an der Uni Bremen ist es auf jeden Fall so,
00:20:34: dass wir durch die Gesetzgebung, die brauchen wir dafür natürlich,
00:20:38: dass wir da schon Menschen, die eine berufliche Ausbildung und einen Meisterbrief
00:20:42: haben, dass die sich auch zum Hochschulstudium einschreiben können.
00:20:45: Also es sind mehr Möglichkeiten, die Facetten sind mehr geworden.
00:20:49: Das ist natürlich richtig. Aber das Problem, das beginnt eigentlich schon mit
00:20:54: der Frage, wer geht zum Gymnasium und wer nicht.
00:21:00: Ich habe ehrlicherweise natürlich keinen guten Einblick in Ihren Berufsalltag.
00:21:04: Ich stelle mir vor, dass das natürlich eins von wirklich sehr,
00:21:07: sehr vielen Themen ist, mit denen Sie sich beschäftigen.
00:21:10: Aber als Rektorin einer Universität, was können Sie da selbst machen?
00:21:14: Welche Stellschrauben drehen Sie?
00:21:16: Ich freue mich immer ganz besonders, wenn ich, was bei mir häufiger vorkommt,
00:21:20: in Berufungsverhandlungen bin.
00:21:22: Also mir sitzen zukünftige Professorinnen oder Professoren gegenüber und ich
00:21:27: erfahre, dass die selbst auch Erstakademikerinnen sind oder vielleicht genauso
00:21:32: wie ich auf dem zweiten Bildungsweg sogar noch dazu sind.
00:21:36: Und ich freue mich deshalb vor allen Dingen über Erstakademikerinnen,
00:21:42: also First Generation Academics,
00:21:45: meiner Professorinnen und Professoren, weil ich genau weiß, dass die eine besondere
00:21:50: Vorbildfunktion haben für meine
00:21:52: Studierenden, dass meine Studierenden Dozentinnen und Dozenten erfahren,
00:21:56: die selber selbst als Erstakademikerinnen vor ihnen stehen und unterrichten,
00:22:02: weil ich weiß, dass darin eine ganz große Vorbildfunktion besteht.
00:22:06: Und diese Leute ermutige ich auch besonders, darüber auch mit ihren Studierenden
00:22:11: in Kontakt zu kommen über Bildungsfragen und Bildungswege.
00:22:15: Wir haben jetzt ja viel über den Bildungsweg bis zur Universität hingesprochen,
00:22:19: aber jetzt ist es ja auch kein Geheimnis, dass auch wenn man dort angekommen
00:22:22: sind, die Studienvoraussetzungen nicht gleich sind und letztlich ja ein Stück
00:22:25: weit auch noch vom Elternhaus abhängen.
00:22:28: Also manche Studierende müssen ihren Lebensunterhalt mindestens in Teilen selbst
00:22:31: verdienen oder sogar ganz.
00:22:33: Andere werden von den Eltern finanziert.
00:22:36: Sehen Sie das als ein besonders großes Problem oder haben Sie den Eindruck,
00:22:39: dass da inzwischen durch BAföG und auch Stipendien ein gewisser Ausgleich geschaffen
00:22:43: wurde? Wir haben einen gewissen Ausgleich.
00:22:45: Mit BAföG haben wir ein ganz wichtiges Instrument in Deutschland,
00:22:48: damit Kinder auch aus einkommensschwachen Familien sich das Studium leisten können.
00:22:54: Trotzdem ist das BAföG natürlich auch ein sehr limitierter Betrag.
00:22:59: Er sichert den Lebensunterhalt, aber ich weiß, dass es für Studierende,
00:23:05: die ausschließlich von BAföG leben,
00:23:07: ist es sehr schwer, sich ein Laptop zu kaufen oder etwas, was sie im Studium brauchen,
00:23:13: was die Eltern nicht ohne weiteres finanzieren können.
00:23:16: Dann wird nebenbei noch der Nebenjob notwendig, dann dauert das Studium länger
00:23:20: und natürlich sind dann zusätzliche Hürden da.
00:23:23: Es ist sehr schwer, absolute Gleichheit zu schaffen.
00:23:28: Es wird immer relativ sein und es wird immer leichter sein, materiell gesehen,
00:23:33: für Studierende, die aus wohlhabenderen Familien kommen, weil da die materielle
00:23:38: Sorge nicht da ist und dafür einen gewissen Ausgleich zu schaffen.
00:23:42: Das ist eine ganz, ganz wichtige Aufgabe des Staates und Bildung muss uns etwas
00:23:47: wert sein und sie beginnt wirklich bei den ganz jungen Leuten und wir brauchen
00:23:51: junge, gut ausbildete Menschen und das BAföG ist ein ganz, ganz wichtiges Instrumentarium,
00:23:56: aber auch die sozialen Leistungen der Studierendenwerke,
00:24:00: Wohnheime, Mensa, soziale Dienste sind unglaublich wichtige Aufgaben und es
00:24:05: darf unter gar keinen Umständen daran gespart werden.
00:24:14: Dann möchte ich doch nochmal zurück zu Ihnen persönlich. Wie war das denn für Sie?
00:24:18: Also es ist ja auch immer eine große Schwierigkeit, wenn man aus der Berufstätigkeit
00:24:21: nochmal ins Studium reingeht.
00:24:24: Einerseits, weil Finanzierungen sehr viel schwieriger zu bekommen sind, wenn überhaupt.
00:24:27: Und natürlich andererseits, weil man es ja auch schon gewohnt ist,
00:24:30: den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, vielleicht auch schon einen gewissen Lebensstandard hat.
00:24:33: Man ist auch in der Regel ja schon älter als andere Studierende,
00:24:37: die mit 19 oder 18 gar anfangen. Wie war das für Sie?
00:24:40: Für mich war die Freude darüber, dass ich endlich studieren konnte,
00:24:45: viel größer als die materiellen Fragen.
00:24:47: Tatsächlich hatte ich als technische Assistentin, ich habe ja als technische
00:24:50: Assistentin gearbeitet, schon ein gewisses Einkommen und Lebensstandard.
00:24:55: Ich habe dann Abstriche gemacht von meinem Lebensstandard. Ich habe auch im
00:24:58: Wohnheim gewohnt, in einem kleinen Zimmer.
00:25:00: Aber ich war sehr glücklich darüber, überhaupt studieren zu dürfen.
00:25:03: Und das war für mich viel wichtiger. Ich habe auch als studentische Mitarbeiterin
00:25:08: an der Uni gejobbt, um mir noch das Auslandsstudium auch ermöglichen zu können.
00:25:12: Ich war BAföG-Empfängerin in den ersten Semestern meines Studiums.
00:25:17: Später war ich Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung. Und das hat mir sehr
00:25:21: geholfen, weil ich wusste, dann werden die BAföG-Schulden nicht so groß sein,
00:25:25: die ich irgendwann zurückzahlen muss, weil das Stipendium ja nicht zurückgezahlt werden muss.
00:25:29: Ich habe dadurch aber die Möglichkeit gehabt.
00:25:33: Auf einem eben nicht sehr materiell hohen Lebensstandard als Studentin meinen Weg zu finden.
00:25:38: Aber wie gesagt, das Wichtigste war mir, dass ich studieren konnte und all die
00:25:42: interessanten Bücher lesen konnte und die vielen interessanten Sachen lernen konnte. Vielen Dank.
00:25:48: Ich würde noch eine Frage anschließen, möchte aber schon mal unser Publikum
00:25:51: darauf vorbereiten, dass wir sehr gerne gleich auch für die Allgemeinheit für
00:25:55: eine Frage öffnen möchten.
00:25:57: Sie haben vorhin gesagt, dass Sie sehr viel Wert darauf legen,
00:26:00: dass an der Universität bei Ihnen viele Erstakademikerinnen auch tätig sind
00:26:04: und dass Sie auch mit den Studierenden darüber sprechen.
00:26:06: Wie ist es denn mit Ihnen, wenn Sie von jungen Menschen um Rat gebeten werden,
00:26:10: was den Bildungsweg grundsätzlich so betrifft?
00:26:12: Was geben Sie denen dann mit? Was ist Ihnen das Wichtigste?
00:26:16: Unbedingt das zu tun, wo die Leidenschaft ist und nicht zu verkopft zu sein
00:26:20: und nicht immer als erstes zu denken,
00:26:23: kriege ich damit einen Job, werde ich damit viel Geld verdienen,
00:26:26: sondern wirklich nach der Leidenschaft zu gehen und damit sich einen Weg zu ebnen.
00:26:32: Und das wird auf jeden Fall, wenn man es wirklich sehr, sehr leidenschaftlich
00:26:37: macht und sehr, sehr gerne macht, auch einen Weg geben, damit einen Lebensunterhalt
00:26:41: verdienen zu können und nicht zuerst zu fragen,
00:26:44: ja, wo komme ich am besten weg, dann verkopft man das viel zu sehr und das Studium
00:26:50: soll auch ein bisschen Spaß machen und ich würde immer sagen,
00:26:54: der Leidenschaft folgen. Vielen Dank.
00:27:01: Mich haben Sie damit auf jeden Fall durchaus überzeugt und Sie sind ja nicht
00:27:04: nur eine Botschafterin für den Bildungsaufstieg, sondern wahrscheinlich auch
00:27:08: naturgemäß natürlich für Bildung und vor allem für Neugierde, der man nachgeht.
00:27:13: Das ist sehr, sehr klar geworden.
00:27:15: Wer von Ihnen möchte denn als erstes das Eis brechen?
00:27:19: Die Erfahrung ist, wenn eine Person eine Frage gestellt hat,
00:27:22: dann möchten die anderen auch. Meine Kollegin kommt gern mit dem Mikrofon rum.
00:27:26: Wenn Sie mögen, bitte fassen Sie sich kurz, dann haben wir alle die Chance und
00:27:30: wir freuen uns auf Ihre Fragen.
00:27:32: Ich möchte gerne wissen, es geht um die Verteilung des Etats.
00:27:41: Es ist immer so, dass die Naturwissenschaften einen Löwenanteil erhalten und
00:27:46: die Geisteswissenschaften nur den Rest.
00:27:50: Ist das immer noch so und bleibt das so oder wird sich das mal ändern?
00:27:55: Also ganz so einfach ist es nicht. Es ist tatsächlich so, dass die Naturwissenschaften
00:28:02: und die Technikwissenschaften ein höheres Budget haben, weil sie große Labore betreiben.
00:28:09: Messgerät, große Forschungsinfrastrukturen.
00:28:12: Denken Sie mal an den Fallturm, den man von fern immer sieht auf dem Campus.
00:28:17: Diese Anlagen kosten einfach mehr als die Ausstattung, die wir in den Geistes-
00:28:24: und Sozialwissenschaften brauchen und deshalb sind die Etats unterschiedlich hoch.
00:28:28: Aber wir achten als Unileitung sehr gut darauf,
00:28:32: dass beide Bereiche Technik- und Naturwissenschaften auf der einen Seite und
00:28:36: Geistes- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite so ausgestattet sind,
00:28:41: dass alle Professorinnen und Professoren mit ihren Teams gute Arbeitsbedingungen haben.
00:28:47: Wir achten auf den Ausgleich und ich möchte unbedingt auch betonen,
00:28:51: dass wir eine Volluniversität sind und dass alle zwölffach Bereiche an meiner
00:28:56: Universität auch eine gute Daseinsberechtigung haben und einen guten Ausgleich
00:29:01: zwischen den Fächern. Und das funktioniert.
00:29:04: Wunderbar. Gibt es weitere Fragen? Vielleicht auch noch stärker zum Bildungsausstieg.
00:29:07: Ich habe Sie jetzt zuerst gesehen. Schaffst du es dahin?
00:29:11: Super. Ja, erstmal gehen Grüße raus an meine alte Universität.
00:29:14: Ich freue mich sehr, Sie hier jetzt zu sehen heute.
00:29:17: Und meine Frage ist eigentlich, weil ich auch viel in Forschung investiert habe,
00:29:21: was macht die Uni Bremen, um die Forschung auch frei zu halten?
00:29:24: Also frei von politischen Einflüssen, frei von wirtschaftlichen Einflüssen.
00:29:29: Also wir finanzieren die Universität Bremen aus dem Globalhaushalt.
00:29:34: Das ist das Geld, was das Land Bremen uns zur Verfügung stellt.
00:29:37: Das sind so 200 Millionen pro Jahr.
00:29:39: Daraus finanzieren wir den ganzen Laden. Und dann haben wir Mittel,
00:29:44: die zusätzlich zu uns kommen, aber öffentliche Mittel,
00:29:47: also zum Beispiel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das sind Bundesmittel,
00:29:52: von Bundesministerien und das sind nochmal so ungefähr 100 Millionen pro Jahr,
00:29:59: die wir zusätzlich, das machen meine Forschenden in der Universität,
00:30:03: diese Mittel beantragen und das sind ganz überwiegend öffentliche Mittel.
00:30:06: Und mit diesen öffentlichen Mitteln können wir unabhängig forschen.
00:30:11: Und die Industriemittel machen bei uns etwa ein Prozent der Mittel aus.
00:30:16: Und da muss man auch nicht gleich denken, dass automatisch da eine große Abhängigkeit
00:30:20: besteht, je nachdem auch aus der Wirtschaft.
00:30:23: Aber wir sind eine insofern öffentlich finanzierte Universität,
00:30:28: staatliche Universität und wir genießen sehr viele Freiheitsgrade.
00:30:32: Und das Allerwichtigste gerade jetzt in diesen Zeiten für mich als Rektorin
00:30:36: ist, die Wissenschaftsfreiheit,
00:30:38: die ja ein unersetzlich wichtiges Gut ist, in der Lehre und in der Forschung,
00:30:44: die stark zu machen und die zu verteidigen mit allem, was wir sind und haben.
00:30:48: Das ist uns das Allerwichtigste.
00:30:56: Ja, danke. Verteidigung wäre
00:30:57: das Stichwort. Ich weiß nicht, ob die Frage schon gestellt worden ist.
00:31:00: Hat die Uni Bremen im Bereich der Forschung ein Kooperationsverbot mit der Rüstungsindustrie,
00:31:08: die ja in Bremen auch ansässig ist?
00:31:11: Und wenn ja, wie sehen Sie das angesichts der gesellschaftlich großen Herausforderung,
00:31:16: die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands weiter auszubauen?
00:31:19: Das wäre doch dann auch wichtig, wenn die Kompetenzen, die in der Uni sind,
00:31:24: in den Instituten, auch dafür mit eingesetzt werden können.
00:31:28: Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an, gerade jetzt in dieser Zeit,
00:31:32: angesichts der vielen geopolitischen Veränderungen und der sicherheitspolitischen Veränderungen.
00:31:38: Das Thema wird sehr intensiv diskutiert zurzeit in Universitäten überall.
00:31:44: Auch bei uns ist das ein Thema. Die Universität Bremen ist dem Frieden verpflichtet,
00:31:50: so steht es bei uns im Leitbild.
00:31:52: Und die Universität Bremen hat, wie alle Hochschulen im Land Bremen,
00:31:57: eine Zivilklausel und die besagt, dass die Universität Bremen nur für zivile
00:32:04: Zwecke forschen möchte.
00:32:06: Und das ist aber keine Verbotsklausel.
00:32:10: Also ich habe als Rektorin oder meine Dekane, die die Fachbereiche leiten,
00:32:15: keine Möglichkeit, einem Professor oder einer Professorin zu verbieten,
00:32:21: eine bestimmte Forschung zu machen.
00:32:22: Aber diese Zivilklausel hat einen starken Empfehlungscharakter.
00:32:27: Keine Forschung zu machen, die militärischen Zwecken dient.
00:32:31: Und am Ende, wir hatten eben das Stichwort Wissenschaftsfreiheit,
00:32:36: diese Wissenschaftsfreiheit gebietet, dass jeder Professor, jede Professorin
00:32:42: selber entscheiden können muss, mache ich diese Forschung oder mache ich die nicht?
00:32:47: Und das ist der schwere Grad zwischen der Frage militärischer Forschung und ziviler Forschung.
00:32:55: Am Ende entscheiden das die Forschenden selbst.
00:32:58: Aber die Universität durch den Akademischen Senat empfiehlt,
00:33:02: nicht für militärische Zwecke zu forschen.
00:33:06: Gibt es...
00:33:08: Noch weitere Fragen, gerne auch noch mal ein bisschen spezifischer Richtung
00:33:11: Bildungsaufstieg. Sie hätten noch eine Frage dazu, wunderbar.
00:33:16: Auch von mir schöne Grüße an meine Alma Mater.
00:33:21: Ich habe auch hier in Bremen studiert und zwar Rechtswissenschaften.
00:33:24: Ich persönlich habe einen migrantischen Hintergrund.
00:33:28: Meine Eltern stammen aus der Türkei. und so kam, auch ich bin erst Akademikerin in der Familie.
00:33:36: Wobei es meine Mutter, die tatsächlich als Witwe dann mit drei Kindern alleine
00:33:41: dastand, es geschafft hat, dass alle drei Kinder studiert haben.
00:33:45: Allerdings habe ich mich manchmal auch ein wenig alleingelassen gefühlt,
00:33:49: weil mir der Zugang zum Habitus gefehlt hat.
00:33:53: Und das war nur ein Punkt unter vielen und ich würde gerne von Ihnen wissen,
00:33:58: inwieweit sie Studierende mit ausländischem migrantischem Hintergrund unterstützen,
00:34:06: nicht nur in akademischer Hinsicht, sondern vielleicht auch,
00:34:11: was das Umfeld betrifft, das soziale Umfeld.
00:34:13: Sie sprechen etwas sehr Wichtiges an, das Din Habitus, das, wenn man aus einer
00:34:19: nicht akademischen Familie kommt,
00:34:21: das gar nicht so kennt und dass man dort sich gar nicht sozialisiert fühlt,
00:34:26: wo sich die meisten der Studierenden vielleicht sozialisiert fühlen. Das ging mir auch so.
00:34:31: Das geht all denen so, die anders sozialisiert sind als die Studierenden aus
00:34:37: akademischen Haushalten.
00:34:38: Und darin liegt eine große Aufgabe und da liegt besonders auch,
00:34:45: ich war ja auch, bevor ich Rektorin wurde, Dozentin und habe Studierendengruppen begleitet.
00:34:52: Da liegt eine in meiner Meinung nach sehr große und wichtige Aufgabe für die
00:34:56: Lehrenden, also Professorinnen und Professoren und Dozentinnen und Dozenten.
00:35:02: Die Gruppen, die als Studierende vor uns sitzen, auch zu integrieren und einen
00:35:07: besonderen Blick auch dafür zu haben, für die Studierenden, die aus nicht akademischen
00:35:13: Haushalten kommen, internationale Studierende.
00:35:16: Wir haben an der Uni Bremen inzwischen 20 Prozent internationale Studierende,
00:35:20: die direkt aus dem Ausland zu uns nach Bremen kommen.
00:35:23: Da eine Aufgabe drin zu sehen, denen besonders zu vermitteln,
00:35:29: wie Studium auch funktioniert.
00:35:31: Und in der Sprechstunde, in den Beratungsaufgaben, die wir haben als Lehrende,
00:35:37: ein besonderes Augenmerk dafür zu haben und da auch eine besondere Kompetenz für zu entwickeln.
00:35:41: Und wenn wir Professorinnen und Professoren an der Universität Bremen zu uns
00:35:46: holen und berufen auf ihr Professorinnenamt.
00:35:50: Dann haben wir auch vorher mit im Auswahlprozess darauf ein Augenmerk gelegt,
00:35:56: weil das eben immer wichtiger wird.
00:35:58: Wir nennen das Diversity Competence und das bedeutet genau das.
00:36:04: Einen Blick zu haben für die Unterschiede unserer Studierenden und dies ist
00:36:09: auch eine Dimension von Diversity.
00:36:12: Woher kommen unsere Studierenden? Sind es International Students?
00:36:16: Sind es Studierende aus Nicht-Akademiker-Haushalten? Sind es Studierende mit
00:36:21: Behinderungen? Da auch eine Kompetenz zu haben bei den Professorinnen und Professoren,
00:36:26: die in erster Linie natürlich Fachleute sind in ihrem Fachgebiet.
00:36:30: Aber das ist eine wichtige Aufgabe für Universität und da hat die Uni Bremen
00:36:34: schon vor langer Zeit sehr viel Wert drauf gelegt, im Berufungsverfahren,
00:36:39: im Auswahlverfahren da ein Augenmerk drauf zu legen.
00:36:42: Und das wird bedeutungsvoll bleiben und wird mit der Diversität unserer Studierendenschaft
00:36:49: auch noch bedeutungsvoller in der Zukunft werden.
00:36:58: Wenn sonst noch niemand anderes eine Frage hat, dann darf der Herr in die zweite
00:37:01: Runde, da sehe ich noch eine.
00:37:03: Dann einmal zuerst dort hinten bitte, genau am Stuhl da.
00:37:07: Danke Marlene. Ja, hallo, Jeremy Röckner.
00:37:11: Auch Gruß an meine Alma Marta. Ich komme auch von Uni Bremen.
00:37:15: Ich habe zwar den normalen Bildungsaufstieg genommen, ganz normal über Abitur und dann studiert.
00:37:20: Ich bin aber mittlerweile in der beruflichen Bildung tätig. Und das heißt also
00:37:25: mit Auszubildenden, also vor allem in der Berufsschule.
00:37:28: Und da ist ja schon ein großes Thema. Was kommt danach oder was ist der Aufstieg?
00:37:34: Allein auch die Diskussion, ist berufliche Bildung wirklich nur zweite Wahl
00:37:38: und im Grunde der akademische Weg eigentlich nur der einzig anerkannte?
00:37:41: Das ist ein großes Thema, aber natürlich eben auch die Durchlässigkeit.
00:37:46: Und ich bin mittlerweile an einer Technikerschule hier in Bremen.
00:37:50: Und klar, jeder kennt den Meistertitel, aber der Techniker ist ja auch ein auf
00:37:54: DQR6, auf Bachelor-Professional-Niveau ein Abschluss.
00:37:59: Und da gibt es auch das große Bedürfnis sozusagen, Danach auch entweder zur
00:38:05: Hochschule oder zur Universität zu gehen.
00:38:07: Und es liegt mir sehr am Herzen, das Thema und natürlich auch denjenigen, die bei uns studieren.
00:38:14: Und von daher, ich wäre sehr daran interessiert, an genau dieser Frage,
00:38:19: auch für unsere Absolventen, wie geht es danach weiter und wie ist die Durchlässigkeit
00:38:23: zur Universität? Also Sie sprechen einen wichtigen Punkt an.
00:38:28: Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass immer mehr eines Jahrgangs einen
00:38:33: akademischen Abschluss, einen universitären Abschluss haben.
00:38:37: Und diese Diskussion wird auch geführt, wie hoch soll eigentlich eine Akademikerquote
00:38:44: sein in einer Wirtschaft?
00:38:46: Da gibt es einen eigenen Diskussionsstrang darüber.
00:38:50: Aber diese Diskussion sollte nicht dazu führen, dass wir den akademischen Abschluss,
00:38:57: den universitären Abschluss als das eigentlich wirklich Wertvolle, wenn wir brauchen.
00:39:05: Betrachten, dass wir nur dahin gucken und nur das als erstrebenswert betrachten.
00:39:09: Wir brauchen auf allen Kompetenzfeldern Menschen,
00:39:15: die dort ihre Ausbildung gut absolviert haben und ihren Bildungsweg dort insofern
00:39:23: beenden, als dass sie da beruflich tätig werden und sich da verwirklichen.
00:39:29: Das brauchen wir auf allen Niveaustufen. Und wie ich eingangs schon sagte.
00:39:34: Es soll aber eine möglichst große Freiheit bestehen, dass wenn ihre Schülerinnen
00:39:39: und Schüler in der beruflichen Bildung sagen,
00:39:42: ich möchte meine Kompetenzen noch weiterentwickeln und ich kann mehr und ich
00:39:46: möchte mehr und ich bin neugierig und möchte noch einen weiteren Weg gehen,
00:39:51: dann sollen wir Durchlässigkeit schaffen.
00:39:53: Und ich finde es großartig, weil ich es noch anders erfahren habe,
00:39:57: dass man heute mit einem Meisterbrief sich auch an den Universitäten schreiben
00:40:02: kann, ohne Abitur nochmal nachmachen zu müssen in der Abendschule um drei Jahren und so weiter.
00:40:07: Und es gibt ja auch außer den Universitäten die Hochschulen für angewandte Wissenschaft.
00:40:13: Die sogenannten Fachhochschulen.
00:40:15: Früher sagte man eher Fachhochschulen. Es gibt auch private Hochschulen für
00:40:20: angewandte Wissenschaft, wo Menschen, die schon berufstätig sind,
00:40:24: noch einen akademischen Abschluss nachholen.
00:40:26: Die Bandbreite der Möglichkeiten ist sehr groß geworden inzwischen und ich kann
00:40:33: nur jedem jungen Menschen empfehlen, sich ausgiebig zu informieren.
00:40:37: Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten und es gibt auch einen wichtigen Auftrag
00:40:42: zwischen Universitäten und Einrichtungen der beruflichen Bildung,
00:40:46: auch im Austausch zu sein und das auch zu vermitteln,
00:40:51: dass der Weg in die Universität nicht verschlossen ist oder in die Hochschulen
00:40:55: für angewandte Wissenschaft.
00:40:56: Und dass man alles ausschöpfen sollte.
00:40:58: Also ich weiß noch, wie ich alles gelesen habe, alles Mögliche mir angelesen
00:41:03: habe und mich überall informiert habe.
00:41:04: Wie kann ich das überhaupt schaffen als jemand mit einer Ausbildung,
00:41:08: Technikerinnen-Ausbildung?
00:41:10: Wie könnte es überhaupt gehen?
00:41:11: Damals gab es noch kein Internet. Da musste man überall anrufen und fragen.
00:41:15: Aber es gibt viele Möglichkeiten. Und ich finde das richtig,
00:41:19: die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems.
00:41:22: Vielen Dank. Dann gab es hier noch eine Frage.
00:41:25: Ich würde gerne wissen, warum zu dieser grundlegend wichtigen zentralen Frage
00:41:32: der AStA zur Bedeutungslosigkeit verkümmert ist.
00:41:38: Ich glaube, dass man das so nicht ganz sagen kann.
00:41:42: Wahrscheinlich spielen sie an auf die niedrige Wahlbeteiligung der 18.000 Studierenden
00:41:49: in der Universität, sodass nur sehr, sehr wenige, also es sind unter 10 Prozent,
00:41:57: deutlich unter 10 Prozent der Studierenden,
00:42:00: die überhaupt zur Studierendenwahl gehen.
00:42:03: Das ist sehr bedauerlich, das bedauere ich auch als Rektorin und das ist eine
00:42:09: Aufgabe, die vor allen Dingen in der Studierendenschaft selbst liegt.
00:42:13: Also ich thematisiere das auch manchmal mit den Mitgliedern des Akademischen
00:42:18: Senats und es ist auf jeden Fall etwas, was so eigentlich nicht sein sollte.
00:42:23: Und es sollten mehr Studierende sich an den Wahlen beteiligen,
00:42:26: um auch den Pluralismus zu haben.
00:42:29: Wir sind eine durch und durch demokratisch
00:42:31: verfasste Organisation und alle Statusgruppen sollten zur Wahl gehen.
00:42:36: Wunderbar, vielen Dank. Ja, die Türen, die uns offen stehen,
00:42:39: die müssen wir dann auch nutzen. Gibt es noch eine Frage aus dem Publikum?
00:42:43: Für eine kurze hätten wir noch Zeit.
00:42:45: Gerne auf meine Kollegin warten, die kommt mit dem Mikrofon.
00:42:51: Tierversuche. Werden Tierversuche noch gemacht an der Uni Bremen?
00:42:54: An der Universität Bremen wird von einigen wenigen Professorinnen,
00:43:01: je nachdem welches Arbeitsgebiet sie haben,
00:43:04: auch noch tieerexperimentell geforscht.
00:43:06: Das ist etwas, was im Ermessen der Professorinnen und Professoren liegt.
00:43:11: Das ist nichts, was ich entscheide oder die Dekaninnen und Dekane,
00:43:16: aber es gibt noch tierexperimentelle Forschung an der Universität Bremen.
00:43:21: Okay, dann würde ich jetzt sagen, wir kommen mal zur letzten Frage und das ist
00:43:26: bei Friedrichs Flaschenpost immer die sogenannte Flaschenpost an die Zukunft,
00:43:30: die Sie jetzt schreiben und werfen müssen.
00:43:32: Jutta Günther, was denken Sie, wie werden wir in zehn Jahren über das Thema
00:43:36: Bildung und Chancen sprechen?
00:43:38: Ich denke, wir werden weitere Fortschritte gemacht haben und wir werden die
00:43:42: Durchlässigkeit des Bildungssystems genutzt haben und weiter ausgebaut haben.
00:43:47: Und ich denke, dass wir eine noch diversere Studierendenschaft haben werden
00:43:53: an Universitäten. Und das ist das, was ich mir auch wünsche.
00:43:56: Und das ist etwas, was für die Demokratie sehr, sehr wichtig ist und was für
00:44:02: die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft unglaublich wichtig ist,
00:44:07: dass wir vielen jungen Menschen den Weg in die Universität ermöglichen,
00:44:12: egal woher sie kommen. Vielen Dank.
00:44:20: Ihr Optimismus zumindest ist ansteckend, so viel darf ich sagen.
00:44:24: Wir als Stiftung wollen dazu auch unseren Beitrag leisten und für diejenigen jetzt hier vor Ort.
00:44:29: Es gibt jetzt gleich um ein Uhr hier ein Stipendiatinnen-Speed-Dating.
00:44:35: Das heißt, es gibt die Möglichkeit, sich mit aktuellen und ehemaligen Stipendiatinnen
00:44:38: von uns auszutauschen und sich insgesamt auch über die Stipendien der Stiftung zu informieren,
00:44:44: die übrigens inzwischen nicht mehr nur für Studierende ausgeschrieben sind,
00:44:48: sondern wir haben auch Stipendien für Auszubildende.
00:44:51: Also wer noch Zeit hat oder jemandem Bescheid sagen, möchte natürlich insbesondere
00:44:54: jungen Menschen, für die das relevant ist, gerne noch vorbei schicken.
00:44:59: Das war jetzt aber leider schon unsere 87.
00:45:02: Folge von Friedrichs Flaschenpost heute live aus Bremen zum Thema Bildungsausstieg.
00:45:07: Darüber sprach ich nämlich mit unserer Expertin, Professor Dr.
00:45:10: Jutta Günther, Direktorin der Universität hier in Bremen.
00:45:13: Vielen lieben Dank, Frau Günther. Sehr, sehr gerne.
00:45:20: Dann würde ich sagen, tschüss und bis zur nächsten Veranstaltung oder natürlich
00:45:24: bis zur nächsten Folge von Friedrichs Flaschenpost.
00:45:27: Macht es gut und wie immer bleibt politisch.
00:45:33: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Neuer Kommentar