Folge 86: "Wie ist der Weg von der Westküste in den Bundestag, Truels Reichardt?"
Shownotes
Diese Podcastfolge widmet sich dem neu konstituierten Deutschen Bundestag und der Frage wie es ist, dort einer der (wenigen) Neuen in der SPD-Fraktion zu sein. Dafür sprachen wir mit Truels Reichardt, Mitglied des Bundestages aus Nordfriesland. Truels ist erstmalig angetreten und über die Landesliste der schleswig-holsteinischen SPD in den Bundestag eingezogen. Er ist schon im nordfriesischen Kreistag und auch in der Mildstedter Gemeindevertretung aktiv.
Mit 30 gehört er nun zu den jüngeren Abgeordneten im 21. Deutschen Bundestag. Er berichtet uns, warum es ihn in die Politik zog, was er als Sozialpädagoge dort einbringen will und warum er vom Kommunal- zum Bundespolitiker wurde. Außerdem erzählt er davon, wie sich sein Leben nun verändert hat, pendelnd zwischen Mildstedt und Berlin.
Wie er die Stimmung im Bundestag erlebt, was er von den Koalitionsverhandlungen erwartet und auch was er selbst ganz konkret für Schleswig-Holstein erreichen will, all das verriet er in der neuen Folge von „Friedrichs Flaschenpost“.
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00:00:01: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:07: Herzlich willkommen zu Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland
00:00:11: von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:13: Danke für dein Ohr, sagt heute am Mikrofon Christine Strotmann.
00:00:16: Heute lernen wir einen Gast kennen, dessen Leben sich gerade massiv verändert
00:00:20: und verändert hat und der dieser Tage sozusagen in das Haus eingezogen ist,
00:00:25: zu dem wir alle in Deutschland schauen.
00:00:27: In unser hohes Haus, den Deutschen Bundestag.
00:00:30: Mein Gesprächsgast ist nämlich Truels Reichert aus Nordfriesland, der am 23.
00:00:34: Februar erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt wurde.
00:00:38: Wir sprechen heute am 2. April, das Ganze ist also erst gut fünfeinhalb Wochen her.
00:00:43: Entsprechend danke dir schon mal sehr, dass du dir die Zeit nimmst,
00:00:46: lieber Truels, und herzlich willkommen zu Friedrichs Flaschenpost.
00:00:49: Ja, moin, gerne nehme ich mir die Zeit für dich und für euch.
00:00:52: Freut mich sehr. Vielen, vielen Dank. Wir möchten heute ganz konkret natürlich
00:00:56: über deinen Weg in den Bundestag sprechen, darüber, was du bisher so gemacht
00:01:00: hast und natürlich vor allem darüber, was du dann auch in unserem Parlament so vorhast.
00:01:05: Ich darf dich vorab nochmal kurz ein bisschen vorstellen, damit unsere Hörerinnen
00:01:09: und Hörer, denen du noch nicht über den Weg gelaufen bist, auch wissen, wer unser Gast ist.
00:01:14: Du bist 30 Jahre alt, also für
00:01:16: den Bundestagsabgeordneten in Deutschland weiterhin verhältnismäßig jung.
00:01:19: Du lebst seit 20 Jahren in Milchstedt, einer Gemeinde im Kreis Nordfriesland
00:01:24: und ihr habt so knapp 4000 Einwohner, habe ich vorher nochmal schnell nachgeschaut.
00:01:30: Von Beruf bist du Sozialpädagoge, hast in Husum gearbeitet bis zuletzt und jetzt
00:01:36: bist du eben neuerdings Bundestagsabgeordneter.
00:01:39: Damit heilst du eins von 120 Mandaten, die die SPD errungen haben und du bist
00:01:45: einer von fünf Abgeordneten für die SPD aus Schleswig-Holstein.
00:01:49: Ich freue mich also auf ein spannendes Gespräch zu natürlich Schleswig-Holstein,
00:01:54: zu deinem politischen Engagement und dem deutschen Parlament.
00:01:57: Truels, lass uns einsteigen, das ist ja noch relativ frisch. Du bist ganz neu
00:02:02: im Deutschen Bundestag. Am 25.
00:02:05: März habt ihr euch konstituiert, also vor acht Tagen.
00:02:09: Wie war das für dich? Was war das für eine Erfahrung?
00:02:12: Das war natürlich ein total bewegender Moment, da auch dann das erste Mal überhaupt
00:02:17: in den Plenarsaal gehen zu dürfen.
00:02:20: Und da wird einem schon wirklich deutlich, welche große Verantwortung man da
00:02:25: trägt, aber auch welch großes Privileg, dass ich da jetzt mitwirken darf.
00:02:31: Und das ist auf jeden Fall ein Tag, den ich nicht vergessen werde.
00:02:35: Wie war denn die Stimmung?
00:02:38: Schon feierlich auch. Das hat man gemerkt, dass jetzt bei uns in der SPD nicht
00:02:46: die große Euphorie ausgebrochen ist.
00:02:48: Das, glaube ich, sollte jedem und jeder klar sein und hängt natürlich auch unmittelbar
00:02:55: mit unserem Wahlergebnis zusammen.
00:02:58: Aber das ändert ja nichts daran, dass es trotzdem auch für alle wiedergewählten
00:03:02: Abgeordneten immer wieder ein großer Moment ist, bei der Konstituierung des
00:03:06: Deutschen Bundestages dabei zu sein.
00:03:08: Und für die Neugewählten, das behaupte ich jetzt einfach mal so,
00:03:11: ist es natürlich ein ganz, ganz ergreifender Moment und einer,
00:03:16: der, wie du ja anfangs auch schon gesagt hast, das Leben massiv verändert.
00:03:22: Dann lass uns doch noch mal zurücklaufen. Wie kam es denn eigentlich dazu?
00:03:27: Ich hatte ja vorhin gesagt, du warst bis zuletzt auch noch als Sozialpädagoge tätig in Husum.
00:03:33: Du warst aber ja durchaus auch schon politisch aktiv.
00:03:37: Wann hast du dich entschieden zu kandidieren? Vielleicht fangen wir damit mal an.
00:03:41: Und das war tatsächlich im letzten Sommer, das muss Juli oder August gewesen
00:03:47: sein, dass wir am Ende, also nicht nur ich alleine, sondern gemeinsam mit meiner
00:03:51: Frau entschieden haben, dass ich meinen Hut in den Ring werfe.
00:03:56: Vorausgegangen war tatsächlich Zeit von mehreren Monaten des Überlegens und
00:04:00: des mit sich ringens, dass ich gefragt wurde von den Kreisvorständen.
00:04:06: Das war tatsächlich schon Ostern letztes Jahr und so lange habe ich gebraucht,
00:04:10: um mich zu entscheiden bzw.
00:04:12: Dass wir uns entscheiden können. Und dann ging es dann ja nach dem Einreichen
00:04:17: der Kandidatur auf einmal ja auch ziemlich schnell.
00:04:19: Also die Nominierung stand ohnehin dann im September bevor, aber dass dann zwei
00:04:25: weitere Monate später die Regierung auseinander bricht und es dann viel,
00:04:30: viel schneller auch mit Wahlkampfvorbereitungen, konkreter Natur ernst wird,
00:04:35: damit war dann zu dem Zeitpunkt noch nicht zu rechnen.
00:04:38: Genau, du hast es gesagt, du hattest dich eigentlich auf die Wahl im September
00:04:41: eingestellt und auch das will ja gut geplant sein und mit Vorlauf.
00:04:46: Letztlich hast du dich dann aufstellen lassen. Dann erzähl uns doch,
00:04:50: wie denn dieser vorgezogene Wahlabend für dich gewesen ist.
00:04:54: Wie lange hast du gehofft, hast du gebangt, also natürlich auch für dich ganz persönlich?
00:05:00: Wann wusstest du eigentlich, dass du relativ sicher einziehen wirst?
00:05:04: Es war für mich schon nicht nur ein langer Wahlabend, sondern eine sehr lange
00:05:07: Wahlnacht, fast ein Wahlmorgen, dann danach sogar.
00:05:12: Letztendlich ganz, ganz sicher war ich mir tatsächlich erst,
00:05:16: als die Namen von der Bundeswahlleiterin der gewählten Abgeordneten veröffentlicht worden sind.
00:05:23: Wir saßen mit dem harten Kern bei uns in der Geschäftsstelle,
00:05:27: wo wir die Wahlparty hatten, bis ungefähr zwei Uhr nachts.
00:05:31: Dann war ja eigentlich relativ klar, dass das BSW nicht reinkommt,
00:05:36: was ein Punkt war, der zumindest zu dem Zeitpunkt auch noch von Bedeutung schien,
00:05:42: dass der für mich relevant sein könnte.
00:05:44: Und als das klar war, war ich eigentlich vorsichtig optimistisch.
00:05:49: Aber so ganz sicher war ich mir dann tatsächlich erst, ich glaube,
00:05:51: wann war das? Fünf Uhr morgens, da habe ich dann tatsächlich geschlafen.
00:05:54: Aber dann kamen so viele Nachrichten auf meinem Handy, das hat dann dauernd
00:05:58: vibriert und davon wurde ich dann wach.
00:06:00: Verstehe. Du warst ja früher im nordfriesischen Kreistag und auch in der Gemeindevertretung tätig.
00:06:06: Ich nehme an, du hast jetzt keinen Stab, den du schon mitnehmen konntest.
00:06:10: Also das heißt, du musst dir jetzt ein neues Team aufbauen oder wie sieht das aus? Genau, so ist das.
00:06:15: Ich habe gestern dann mein neues Team in Berlin begrüßt. Das war ja der 1.
00:06:19: April und zu dem Zeitpunkt liefen dann die Arbeitsverträge von den Leuten,
00:06:25: die ich dafür für mein Team gewinnen konnte.
00:06:27: Da ist in Berlin niemand auch dabei, der oder die aus Nordfriesland stammt.
00:06:32: Also das habe ich komplett von Null aufgebaut und bin sehr, sehr glücklich,
00:06:37: dass ich da jetzt erstmal drei Leute habe, die mich unterstützen,
00:06:40: die mit anpacken wollen und die sich dann auch aufbauen. auf mich einlassen.
00:06:45: Und wie sieht es im Wahlkreis aus? Da sieht das auch gut aus mit der Teamzusammenstellung.
00:06:51: Die erste Mitarbeiterin hat tatsächlich da auch gestern angefangen auf einer Minijobbasis.
00:06:58: Das ist quasi die Vorhut, um da jetzt das Wahlkreisbüro einzurichten.
00:07:02: Da brauchte ich natürlich jetzt schon schnell auch Unterstützung.
00:07:04: Und dann habe ich weitere Leute gewonnen zum 1.
00:07:08: Mai, weil der erste Arbeitstag ja dann, der zweite Mai ist dann Freitag sein.
00:07:13: Und dann sind dann auch Leute oder zumindest einer dabei, mit dem ich auch die
00:07:19: letzten Jahre schon kommunalpolitisch hier an einem Strang gezogen habe.
00:07:23: Und das freut mich auch total.
00:07:25: Also das läuft jetzt darauf hinaus, dass ich ein Team sowohl im Wahlkreis als
00:07:30: auch in Berlin habe mit neun Leuten und mit Leuten, die Erfahrung haben und
00:07:35: mit Leuten, die ich auch schon kenne. Und das ist, glaube ich, eine gute Mischung.
00:07:39: Das heißt, du bist jetzt auch erstmalig Chef? Ja, tatsächlich.
00:07:42: Also so richtig irgendwie mit allem, was dazugehört, außer dass ich,
00:07:46: was so Lohnabrechnung und so angeht, das macht die Bundestagsverwaltung.
00:07:50: Aber ich bin tatsächlich so richtig Chef. Das ist auch eine neue Rolle,
00:07:55: eine von vielen neuen Rollen, in die ich mich jetzt einarbeiten muss.
00:08:00: Aber das gehört zum Job dazu und dem war ich mir ja auch vorher bewusst.
00:08:04: Dann liste doch nochmal deine neuen Rollen auf. Naja, eine neue Rolle ist Chef im Abgeordnetenbüro.
00:08:11: Dann Bundestagsabgeordneter ist ja auch eine Rolle für sich.
00:08:15: Also die öffentliche Wahrnehmung ist einfach eine ganz andere als Kommunalpolitiker,
00:08:21: selbst als Fraktionsvorsitzender, der ich im Kreistag auch zumindest jetzt immer noch bin.
00:08:26: Damit geht ja schon auch eine Veränderung einher.
00:08:30: Eine weitere sich verändernde Rolle ist die eines Familienvaters,
00:08:35: der jetzt nicht mehr dauerhaft vor Ort ist, sondern quasi fast die Hälfte des
00:08:40: Jahres ortsabwesend, zumindest unter der Woche.
00:08:43: Und das ist auch etwas, was sich neu einspielen muss natürlich.
00:08:49: Ihr habt ein noch relativ kleines Kind, soweit ich weiß.
00:08:52: Nebenan, den konntet ihr vorab in die Überlegungen noch nicht einbeziehen.
00:08:56: Wie findet der sich denn gerade damit ab, dass Papa nicht da ist?
00:08:59: Der macht das total klasse.
00:09:01: Der ist da ziemlich entspannt, zumindest bisher.
00:09:05: Wir haben natürlich jetzt andere technische Möglichkeiten, um auch mal mit Bild
00:09:10: miteinander in Kontakt zu treten. Das nutzen wir auch.
00:09:14: Aber er macht das wirklich gut. Und ich habe für mich aber auch klar gemacht,
00:09:19: dass ich dann in den Wahlkreiswochen nicht auf jeder Hochzeit tanzen werde,
00:09:24: sondern dass ich mir auch ganz bewusst Zeit nehme, um dann auch für meine Frau
00:09:29: und mein Kind da zu sein, weil ansonsten kann das nicht funktionieren.
00:09:33: Und wenn wir möchten, dass auch Abgeordnete aus mit meiner Lebenssituation mitwirken
00:09:40: dürfen und das sind ja auch Lebensrealitäten von vielen Menschen,
00:09:44: dann setze ich da auch auf die die Akzeptanz aus Partei, Interessenvertretern,
00:09:49: Bürgerinnen und Bürgern, dass die das verstehen.
00:09:52: Genau, du sprachst von den Wahlkreiswochen, dann bist du natürlich zu Hause
00:09:56: und freust dich wahrscheinlich auch sehr drauf.
00:09:59: Und dann hast du jetzt aber auch noch ein ganz neues Leben in Berlin. Wie geht das denn so los?
00:10:03: Das ging dann am Dienstag nach der Wahl los. Da bin ich morgens mit dem Zug
00:10:09: nach Berlin gefahren, war dann späten Vormittag da und wir hatten unsere erste
00:10:12: Fraktionssitzung dann mittags mit noch der alten und der neuen Fraktion zusammen.
00:10:18: Und da ist es natürlich schon gut, wenn man so ein bisschen so einen Anker hat
00:10:23: und einen Anlaufpunkt hat.
00:10:25: Ich hatte ansonsten mit Berlin und vor allem dem Deutschen Bundestag bisher wenig zu tun.
00:10:30: Ich glaube, ich war zwei oder dreimal irgendwie als Schüler und im Rahmen von so einer BPA-Fahrt da.
00:10:36: Und da hatte ich dann das große Glück, dass mich meine Kollegin Bettina Hagedorn
00:10:41: aus Schleswig-Holstein die ersten Tage so ein bisschen an die Hand genommen hat,
00:10:46: ich als ersten Anlaufpunkt dann an dem Dienstag ihr Büro hatte und das war total
00:10:51: hilfreich einfach, damit man da nicht zu sehr planlos rumgeistert in den langen
00:10:56: Hallen und den unübersichtlichen Gebäuden.
00:11:00: Hast du jetzt schon eine Wohnung? Nein, werde ich auch nicht haben.
00:11:04: Ich habe mich gegen eine Wohnung entschieden.
00:11:06: Ich hatte eine in Aussicht, aber habe die dann abgesagt.
00:11:09: Ich werde tatsächlich dauerhaft immer ins Hotel gehen. Das sind immer dann für
00:11:15: die 22 Wochen, vier Nächte.
00:11:17: Ich meine, der finanzielle Aspekt ist der eine, das kommt irgendwie aufs selbe
00:11:21: hinaus, aber ich bin halt auch die Hälfte des Jahres oder mehr als die Hälfte des Jahres nicht da,
00:11:27: blockiere also in der Zeit auch eine Wohnung und in dem sehr,
00:11:31: sehr angespannten Mietmarkt in Berlin, glaube ich, freut sich eine andere Person
00:11:37: deutlich mehr über die Wohnung als ich sie brauche.
00:11:42: Du klingst so ein bisschen so, als ob du sich so richtig freust auf dieses neue
00:11:47: Leben zwischen der Westküste und zwischen Berlin.
00:11:50: Obwohl, das muss man ja schon sagen, es ist ja doch eine sehr verhältnismäßig kleine SPD-Fraktion.
00:11:56: Ist bei dir jetzt Aufbruchsstimmung? Ein bisschen schon.
00:11:59: Also einfach, weil das für mich rein persönlich natürlich eine Riesennummer ist.
00:12:05: Und das natürlich eine Aufgabe ist, die mich auch total reizt.
00:12:09: Und auf der anderen Seite holt mich natürlich auch die Realität parallel schon dazu ein.
00:12:16: Also, dass wir mit 16,4 Prozent jetzt in eine Koalition gehen werden,
00:12:22: gehen sollen, die jetzt nicht unbedingt meine Lieblingskonstellation ist.
00:12:30: Das gehört dann natürlich auch zur Wahrheit dazu. Aber nützt ja nichts,
00:12:35: sagen wir ja in Norddeutschland auch.
00:12:37: Truels, ich möchte dich noch ein bisschen näher kennenlernen oder unseren Gästen
00:12:41: auch noch ein bisschen mehr vorstellen.
00:12:43: Ich habe das vorangekündigt, du kennst das vielleicht auch schon,
00:12:46: wir spielen im Podcast ja auch immer eine Runde.
00:12:49: Bei uns heißt das Spiel Friedrich fragt. Es ist ehrlicherweise auch dasselbe wie Kaffee oder Tee.
00:12:56: Kurze Fragen, einfache Antworten. Die Runde geht los.
00:13:01: Einmal den Norddeutschland-Klassiker zum Aufwärmen. Ostsee oder Nordsee? Natürlich die Nordsee.
00:13:08: Kannst du besser Dänisch oder Englisch? Englisch.
00:13:11: Fährst du zumeist Bahn oder Auto? Im Wahlkreis Auto, auf dem Weg nach Berlin, ausschließlich Bahn.
00:13:19: Bist du eher Hobbykoch oder Gastrokritiker? Dann eher der Gastrokritiker.
00:13:25: Bist du ein Früh- oder ein Spätaufsteher? Spätaufsteher.
00:13:30: Gehst du lieber wandern oder schwimmen? Wandern. Und schaust du lieber Spielfilme
00:13:35: oder politische Talkshows? Das kommt drauf an.
00:13:38: Im Moment bin ich so ein bisschen politikgesättigt in Teilen und dann soll es
00:13:43: abends dann doch auch eher mal der Spielfilm oder die Serie sein.
00:13:47: Wunderbar. Und wenn du nicht Sozialpädagoge oder eben jetzt Politiker geworden
00:13:51: wärst, wärst du dann lieber Fischer geworden oder Bauer?
00:13:56: Dann wäre ich tatsächlich lieber Bauer gewesen, weil ich irgendwie nicht so
00:14:02: der allerbeste Schwimmer bin.
00:14:04: Okay, das ist ungünstig an der Westküste, aber es gibt ja Hilfsmittel.
00:14:09: Vielen Dank für diese schnelle Runde, Friedrich fragt.
00:14:13: Toll, dann lass uns doch noch ein bisschen darüber sprechen.
00:14:17: Du hast uns vorhin erzählt, es war ein langer Entscheidungsprozess,
00:14:20: aber warum du eigentlich in den Bundestag wolltest und wie dein Weg dahin war.
00:14:27: Wenn wir jetzt mal zurückgehen, du bist ja in Husum geboren und die ersten Jahre
00:14:32: hast du dort gelebt und seitdem bist du jetzt schon in Milch steht.
00:14:34: Hat der kleine Truels in der fünften Klasse davon geträumt, dass er mal Politiker
00:14:38: wird oder hatte der ganz andere Pläne?
00:14:40: Ich hatte damals in dem Alter schon irgendwie so ein Gespür,
00:14:46: was Politik ist und was irgendwie ein Bundeskanzler ist.
00:14:50: Aber das war damals nicht das Thema der beruflichen Perspektive.
00:14:57: Da hätte es auch oder gab es ja jetzt
00:14:59: auch andere. Aber dass ich politisch interessiert, war auch schon früh.
00:15:04: Das ist definitiv so. Ich habe da auch eine familiäre Prägung mitbekommen,
00:15:08: aber beruflich hätte das auch gut so weitergehen können, wie es bisher war.
00:15:14: Wie bist du denn zu deinem eigentlichen Beruf gekommen?
00:15:17: So ein bisschen außer Not heraus tatsächlich. Ich habe Abitur gemacht und hatte
00:15:22: dann verschiedene Möglichkeiten, hatte damals auch schon eine Zusage beispielsweise
00:15:25: von der Bundespolizei, aber irgendwie so richtig warm wurde ich dann damit nicht.
00:15:31: Und dann bin ich quasi über meinen Bruder und meine Eltern so ein bisschen an
00:15:38: die Husumar Horizonte gelangt, wo ich dann ein freiwilliges soziales Jahr gemacht
00:15:43: habe. Und das hat mir super gefallen.
00:15:46: Ein Arbeitsfeld, Menschen mit Behinderung, in das ich wahrscheinlich sonst nie
00:15:50: reingeschnuppert hätte, aber es kam dann einfach so.
00:15:53: Und dann bin ich da, ich will jetzt mal flapsig sagen, hängen geblieben,
00:15:57: habe soziale Arbeit studiert und glaube, dass ich da dann die richtigen Entscheidungen getroffen habe.
00:16:03: Das heißt, deine Familie sind auch im sozialen Bereich oder die kannten nur die Husumer Horizonte?
00:16:08: Ja, mein Vater hat häufiger als Architekt Aufträge für die gehabt und mein Bruder
00:16:15: war gut befreundet mit der Tochter des damaligen Einrichtungsleiters.
00:16:20: Und so kam irgendwie die Verbindung zustande.
00:16:24: Da hätte ich sonst nie drüber nachgedacht, tatsächlich, wenn ich ehrlich bin.
00:16:28: Aber dann habe ich das einfach gemacht und das war genau richtig.
00:16:31: Wenn du das kurz skizzierst, wie sah denn dein Arbeitsalltag jetzt zuletzt aus?
00:16:35: Jetzt ganz zuletzt habe ich vor allem Nachtbereitschaft gemacht.
00:16:40: Das heißt, ich bin da nachts in der Einrichtung gewesen und war dann derjenige,
00:16:46: der, ich sage das mal so, das letzte Aufgebot ist, wenn ein ganz großes Drama
00:16:52: in der großen Einrichtung passiert.
00:16:54: Und habe darüber hinaus häufiger mal auch dann zuletzt im Gruppendienst, ja,
00:17:00: bin ich eingesprungen und in den Jahren davor bin ich regelhaft Gruppendienst
00:17:05: gewesen und zuletzt passte das einfach mit Familie, Beruf und Ehrenamt super
00:17:09: in dieser Konstellation der Nachtdienste.
00:17:12: Mhm. Dann erzähl uns doch mal ein bisschen von deinem Ehrenamt.
00:17:16: Ich hatte es ja schon erwähnt, du warst auch lokal, regional,
00:17:19: kommunal, politisch tätig, bevor du jetzt sozusagen auf die höchste deutsche
00:17:25: Ebene sozusagen gesprungen bist.
00:17:27: Wie kam es denn dazu? Ich bin 2016,
00:17:32: 2017 bei den Jusos in Nordfriesland aktiv geworden und habe da dann auch Verantwortung übernommen,
00:17:42: indem ich der Vorsitzende der Jusos in Nordfriesland wurde.
00:17:45: Und dann stand einfach 2018 die Kommunalwahl an und ich dachte,
00:17:49: das ist jetzt auch Zeit, dass hier vor allem auf der Kreisebene auch junge Leute
00:17:55: mitmachen und da reingeschnuppert vorher in die Kreistagsfraktion.
00:17:59: Das hat mir gefallen, hat mir Spaß gemacht. Und dann habe ich da meinen Hut
00:18:03: in den Ring geworfen für die Kreistagswahl und für die Gemeindevertretung bei mir in Mildstedt.
00:18:09: Das war, ich will jetzt nicht sagen ein Unfall, es brauchte einfach noch einen
00:18:15: Kandidaten, damit wir die neuen Leute vollkriegen.
00:18:17: Und dann habe ich den eigentlich für die SPD hier schwierigsten Wahlkreis in
00:18:21: Mildstedt bekommen und den hintersten der neuen Listenplätze,
00:18:24: aber habe dann direkt gewonnen und dann war ich dabei.
00:18:27: Und dann habe ich natürlich auch gesagt, das mache ich auch mit vollem Herzen.
00:18:31: Ich bin halt auch Mildstedter und lebe total gerne in diesem Dorf und bin dann
00:18:37: dabei geblieben und habe dann für beides auch bei der letzten Kommunalwahl im
00:18:41: Jahr 2023 wieder kandidiert und mache da meine Arbeit und auch immer noch,
00:18:47: also ich bin auch immer noch im Kreistag aktuell dabei und in der Gemeindevertretung.
00:18:51: Wie das jetzt mittel- und langfristig läuft und vereinbar ist,
00:18:56: ganz konkret, das müssen wir jetzt gucken.
00:18:58: Aber das ist eine Sache, die mir total viel Spaß bringt, sich für seinen Kreis
00:19:03: oder halt dann auch das eigene Dorf einzusetzen und zu gestalten und weiterentwickeln.
00:19:08: Das geht hoffentlich auch in Teilen zumindest weiter. Ist dein Umfeld auch geschlossen
00:19:14: politisch aktiv oder machen die auch viele andere Dinge und du bist einer von
00:19:19: vielen, der in dem Falle eben Politik macht?
00:19:22: Ja, ich habe schon auch ein teilweise sehr politisches Umfeld,
00:19:26: dadurch, dass ich einfach auch sehr, sehr viel Freizeit in diesen Ehrenämtern bisher verbracht habe.
00:19:32: Aber ich bin beispielsweise ja auch Schiedsrichter im Fußball und da sind natürlich
00:19:38: auch politisch denkende Menschen dabei,
00:19:41: aber halt nicht nur und da bin ich dann einer von vielen und das ist auch gut
00:19:46: so, dass man mal außerhalb der politischen Blase mit Leuten zu tun hat,
00:19:51: wo Politik vielleicht nicht die erste Rolle spielt oder die vielleicht auch
00:19:55: mal andere Meinungen und Haltungen haben.
00:19:58: Das kann ja auch mal durchaus sinnvoll sein. Du hast gesagt,
00:20:02: du hast dich schon relativ früh bei den Jusos engagiert.
00:20:05: Was waren denn deine Themen jetzt, deine politischen Themen in den letzten Jahren?
00:20:10: Also der Anlass, mich bei den Jusos dann wirklich zu engagieren,
00:20:14: nachdem ich schon vorher länger auch Parteimitglied war, aber eher inaktiv,
00:20:18: war dann auch das erstarken der Rechtsextremen, wo ich schon auch das Gefühl hatte.
00:20:25: Da ist es wichtig, Flagge zu zeigen.
00:20:27: Und ganz grundsätzlich ist es aber bei mir das Thema der sozialen Gerechtigkeit,
00:20:32: auch wenn das natürlich ein sehr subjektiver Begriff ist und alle was anderes
00:20:38: darunter sich vorstellen.
00:20:40: Aber für mich war das der Punkt, überhaupt auch in die SPD einzutreten und der
00:20:45: mich natürlich umtreibt.
00:20:47: Und auf der kommunalpolitischen Ebene der letzten Jahre, jetzt vor allem auch
00:20:52: als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, sind es ja alle Themen.
00:20:56: Also am Ende bin ich für alles zuständig und für alles irgendwie auch verantwortlich.
00:21:00: Dementsprechend habe ich mich auch mit allem beschäftigt. Das heißt,
00:21:04: bisher warst du ein Stück weit auch ein politischer Allrounder?
00:21:07: Würdest du das so beschreiben?
00:21:09: Ja, zumindest in meiner Funktion jetzt als Vorsitzender der Kreistagsfraktion schon.
00:21:14: Das liegt ja in der Natur der Sache. Ansonsten sind es aber schon die sozialpolitischen
00:21:19: Themen, die mich am meisten auch interessieren. Und dadurch,
00:21:24: dass ich nun auch Sozialpädagoge bin, liegt das ja auch nahe.
00:21:28: Und in der ersten Wahlperiode als Kreis das Abgeordnete, wo ich nicht Fraktionsvorsitzender war,
00:21:35: war ich dann auch im Arbeits- und Sozialausschuss beispielsweise Mitglied und
00:21:40: habe mich da dann mit allen Themen rund um Pflege, Eingliederungshilfe beschäftigt,
00:21:47: Frauenpolitik, Frauenschutzwohnungen, Frauenhäuser.
00:21:50: Aber das waren die Sachen, die mich dann vor allem kommunalpolitisch jetzt auch bewegt haben.
00:21:56: Wie lange fährst du eigentlich nach Berlin? Ja, von Haustür zu Büro sind es
00:22:02: dann schon ein bisschen mehr als fünf Stunden.
00:22:05: Also reine Zugfahrzeit sind irgendwie gut viereinhalb Stunden.
00:22:09: Aber von Haus zu Büro dann nochmal ein bisschen mehr. Es ist schon eine Ecke.
00:22:15: Das war ja dann auch eine Entscheidung. Du hast es ja auch vorhin erwähnt.
00:22:19: Ihr habt das als Paar, als Familie ja auch wirklich lange überlegt,
00:22:23: also so lange, wie dann sozusagen auch noch möglich war.
00:22:27: Aber was hat dich eigentlich hingezogen? Also warum hast du gesagt,
00:22:31: ich möchte jetzt Nordfriesland, ich möchte jetzt Schleswig-Holstein auch im Bund vertreten?
00:22:35: Der Bundestag ist ja die Ebene, auf der so die ganz großen Zukunftsfragen auch
00:22:41: bewegt und vereinbart werden.
00:22:45: Und damit zu wirken, das hat mich einfach total gereizt.
00:22:50: Und als Kommunalpolitiker sehe ich natürlich auch, wo Grenzen dessen sind,
00:22:56: was man vor Ort bewegen kann. Also ich finde die kommunalpolitische Ebene total wichtig.
00:23:00: Ich will das überhaupt nicht klein reden und mir macht das total Spaß.
00:23:04: Aber insbesondere bei der Frage, wie finanziert man eigentlich eine neue Turnhalle,
00:23:10: die man auch in meinem Dorf haben möchte, den Ausbau der offenen Ganztagsschule, die Kitas,
00:23:17: die Schwimmbäder, alles, was da so zugehört, da kommt man einfach ziemlich schnell
00:23:22: dann doch gerade an Grenzen.
00:23:23: Und dafür habe ich mir dann gedacht, da will ich gerne in Berlin dafür sorgen,
00:23:29: auch dass es unseren Kommunen finanziell ein bisschen besser geht und wir das
00:23:33: alles vor Ort auch gewuppt kriegen.
00:23:36: Dann lass uns doch mal über deine Ziele und Möglichkeiten auch im Bundestag sprechen.
00:23:42: Aktuell, das muss man ja ehrlich sagen, schauen noch gar nicht so viele Leute
00:23:46: direkt auf den Bundestag. Aktuell sind alle Augen, würde ich schon sagen,
00:23:50: noch gerichtet auf die Koalitionsverhandlungen.
00:23:53: Das, was man heute darüber weiß, kann morgen schon veraltet sein,
00:23:57: aber wie schaust du gerade auf diese Koalitionsverhandlungen?
00:24:01: Du hast vorhin schon gesagt, es nützt ja nichts. Was ist so dein Eindruck?
00:24:05: Ja, mein Eindruck ist erstmal aus der Bevölkerung, dass viele sagen,
00:24:10: ihr müsst euch zusammenreißen, ihr müsst das hinkriegen und also das ist zumindest das, was,
00:24:15: wenn ich einkaufen gehe und da abgefangen werde, zum Beispiel der gängige Tenor
00:24:20: und das kann ich auch nachvollziehen und wir wissen alle,
00:24:24: dass es keine demokratische Alternative zu dieser schwarz-roten Koalition gibt.
00:24:32: Gleichwohl ist es ja schon so, dass die CDU sich unter Friedrich Merz von uns wegbewegt hat.
00:24:39: Und da auch im Wahlkampf durchaus nicht nur ein paar, sondern ziemlich viele
00:24:46: Verletzungen auch entstanden sind.
00:24:48: Das muss erstmal auch zuheilen. Deswegen wäre es gelogen, wenn ich sage,
00:24:52: ich bin da jetzt total euphorisch und denke, juhu, wir machen mit dieser Merz-CDU
00:24:57: jetzt vier Jahre gemeinsame Sache.
00:25:00: Aber wir müssen jetzt es hinkriegen, dass wir das Land und die Gesellschaft
00:25:06: einen, dass wir viele Probleme, die wir zweifelsohne in quasi allen Politikbereichen haben,
00:25:11: auch lösen und dass wir jetzt zu einem Koalitionsvertrag kommen, der das auch abbildet.
00:25:18: Du bist ja jetzt, wir hatten es auch schon gesagt, in eine geschrumpfte Fraktion
00:25:24: eingezogen. Bei der letzten Bundestagswahl war die Stimmung innerhalb der SPD
00:25:29: natürlich eine ganz andere.
00:25:30: Da hatte man das Ruder nochmal so ein bisschen rumgerissen.
00:25:33: Es sind auch unglaublich viele Neue eingezogen.
00:25:35: Jetzt seid ihr gar nicht so viele Neue, oder?
00:25:37: Genau, ich meine, wir sind elf neue Abgeordnete und davon heißt dann einer Boris
00:25:43: Pistorius und eine heißt Nancy Faeser, die nun jetzt auch amtierende Ministerin bzw.
00:25:49: Minister sind und die ich jetzt nicht wirklich als Neue betiteln würde.
00:25:53: Insofern bleiben neun und das ist natürlich dann bei 120 schon eine überschaubare Anzahl.
00:26:00: Das heißt, auch wir Neue kommen in so gefestigt Verbindungen auch ran,
00:26:06: wo sich die anderen alle schon kennen.
00:26:08: Und ich kann mir gut vorstellen, dass das für die Neuen der letzten Wahlperiode
00:26:14: ein bisschen einfacher war.
00:26:15: Aber wir sind auch alle gut aufgenommen worden und kriegen das hin.
00:26:19: Und auch uns wird man brauchen, weil wir einfach jetzt so viel kleiner sind
00:26:25: und die Arbeit ja nicht weniger wird und die Themen werden auch nicht weniger.
00:26:29: Wie siehst du das denn? Also wie stehst du gerade zu der Frage nach Spielräumen
00:26:34: für die SPD, die sich da abzeichnen?
00:26:37: Ja, wir haben natürlich jetzt durch das Sondervermögen für die Infrastruktur
00:26:42: schon auch Spielräume bekommen, um am Ende viele Probleme in dem Land lösen zu können.
00:26:49: Also, dass wir eine runter gerockte Infrastruktur haben, das weiß ja jeder und
00:26:54: jede, die Bahn fährt oder irgendwie auch ansonsten mobil ist.
00:26:59: Und da, glaube ich, haben wir schon jetzt die richtige Voraussetzung,
00:27:04: um das lösen zu können. Und das ist ein großer Erfolg der SPD.
00:27:09: Wir haben genau das oder zumindest in ähnlicher Form auch immer im Wahlkampf gefordert.
00:27:15: Und Olaf Scholz war ja auch genau der Meinung, dass wir mehr finanziellen Spielraum
00:27:20: für den Staat brauchen und hat ja auch genau aus dem Grund Christian Lindner rausgeschmissen.
00:27:25: Ist dafür von allen verprügelt worden, auch damals von der CDU,
00:27:29: CSU. Aber jetzt passiert genau das, was Olaf Scholz eigentlich immer gesagt hat.
00:27:34: Und gleichwohl müssen wir dann natürlich auch nochmal gucken, wer trägt denn die Last?
00:27:39: Und die Schulden, die da jetzt aufgenommen werden, die müssen ja in irgendeiner
00:27:44: Form auch wieder zurückgezahlt werden.
00:27:46: Und das ist aus meiner Sicht jetzt auch ein ganz wesentlicher Punkt der Koalitionsverhandlungen,
00:27:51: der noch zufriedenstellend gelöst werden muss.
00:27:55: Welche Themen siehst du denn aktuell, dass sie sich besonders stark schon machen
00:27:59: in eurer jetzt neu aufgestellten Fraktion?
00:28:02: Welche Themen denkst du werdet ihr setzen?
00:28:05: Ja, wir werden auf jeden Fall das Thema, was ich jetzt hatte,
00:28:09: Infrastruktur, Ausbau und Sanierung setzen.
00:28:13: Das haben wir ja letztendlich auch ganz stark mit vorangebracht.
00:28:18: Und dann gilt es, glaube ich, in ganz vielen Bereichen auch,
00:28:22: jetzt den Sozialstaat natürlich hier und dann auch nochmal zu reformieren und
00:28:26: gerne auch mal effizienter noch zu gestalten.
00:28:29: Aber dann geht es, glaube ich, gerade eher darum, in eine Abwehrhaltung zu gehen
00:28:33: und viele Errungenschaften der letzten Jahre auch zu verteidigen.
00:28:39: Und ganz wichtig ist mir halt auch, dass wir bei allem, was wir jetzt diskutieren,
00:28:45: nicht immer nach unten treten, wie es ja im Wahlkampf auch von politischen Mitbewerbern passiert ist,
00:28:52: sondern dass wir den Zusammenhalt hier stärken.
00:28:56: Und da, glaube ich, muss man auch dann jetzt als junger Abgeordneter in dieser
00:29:00: Konstellation realistisch sein,
00:29:03: dass wir vieles von dem, was wir uns im Wahlkampf auch vorgenommen haben und
00:29:06: wo wir aus meiner Sicht auch inhaltlich großen Zuspruch bekommen,
00:29:10: in dieser Koalition nicht eins zu eins werden umsetzen können.
00:29:15: Was werden denn deine Themen sein für den Bundestag? Was hast du dir gesetzt?
00:29:19: Ich würde gerne in den Familienausschuss. Ich bin ein absoluter Fan beispielsweise
00:29:25: davon, dass wir eine Familienstartzeit einführen, die dann bedeutet.
00:29:31: Dass in der Regel dann die Väter nach der Geburt auch zwei Wochen erstmal sich
00:29:36: um die neue Familie kümmern können.
00:29:40: Ich habe das ja selber erlebt, irgendwie das Erste, was man nach der Geburt
00:29:43: bekommt, ist ein Schreiben vom Bundesfinanzminister mit der Steueridentifikationsnummer.
00:29:49: Und ich glaube, das können wir als Staat besser hinkriegen, dass wir den Anfang
00:29:54: für Familien einen Ticken freundlicher gestalten als durch so ein Schreiben.
00:29:58: Und das wäre ein Schritt, der aber zum Beispiel jetzt auch in den aktuellen
00:30:03: Koalitionsverhandlungen, das kann man ja leider, muss man sagen,
00:30:06: öffentlich auch alles einsehen, nicht geeint ist.
00:30:08: Aber mich für Verbesserungen und
00:30:11: oftmals auch Vereinfachungen für Familien einzusetzen, das wäre ein Punkt.
00:30:17: Ansonsten ist es natürlich der Einsatz für die Westküste.
00:30:20: Da brauchen wir auch eine Stimme, die sich dafür einsetzt, dass wir bei Infrastrukturmaßnahmen
00:30:27: jetzt nicht zu kurz kommen und dass wir die vielen riesigen Baustellen, die wir hier haben,
00:30:34: was unsere Zugverbindung zum Beispiel nach Sylt angeht oder unsere Fähranlieger,
00:30:40: unsere Bundesstraße 5, dass wir die auch jetzt endlich mal wirklich wirksam angepackt bekommen.
00:30:47: Ja, ich meine, ihr seid ja Repräsentanten des Volkes sein und seid dafür gewählt.
00:30:52: Du hast jetzt deine regionale Verortung natürlich schon angesprochen.
00:30:55: Welche Themen nimmst du denn vielleicht
00:30:57: auch noch aus deiner Arbeit als Sozialpädagoge mit in den Bundestag?
00:31:01: Ja, also genau, dass wir an alle Leute denken und dass wir allen Leuten auch
00:31:08: eine Chance geben und natürlich auch den Bereich Menschen mit Behinderung.
00:31:12: Ich fände es ganz wichtig, dass wir noch barrierefreier und inklusiver werden, auch als Gesellschaft.
00:31:21: Und gar nicht nur, weil das vielleicht auch für die Wirtschaft sinnvoll ist,
00:31:26: wenn noch mehr Menschen mit einer Behinderung vielleicht auch aus Werkstätten
00:31:30: auf den ersten Arbeitsmarkt gehen.
00:31:32: Das ist ja auch ein Argument, was eher Konservative aufbringt,
00:31:36: sondern einfach für die Menschen mit Behinderungen selbst.
00:31:40: Im Sinne der Menschenrechte, der Gleichheit aller Menschen, das ist ja etwas,
00:31:46: was mich auch als Sozialpädagoge bewegt.
00:31:49: Und Chancengleichheit für alle ist etwas, was ich in allen Bereichen,
00:31:57: vor allem auch in Bildung beispielsweise,
00:32:00: für elementar wichtig, auch für die Zukunft unseres Landes empfinde.
00:32:05: Hast du ein ganz konkretes Ziel für die Legislatur, wo du sagst,
00:32:10: das ist sozusagen mein persönlicher Prüfstein, das möchte ich setzen,
00:32:14: das möchte ich durchbringen?
00:32:16: Ja, dann bin ich natürlich vor allem wieder bei den regionalen Themen,
00:32:20: weil ich da natürlich auch das direkte Feedback kriege und auch einfach als
00:32:27: Kommunalpolitiker ja schon auch mit vielen Themen lange beschäftigt bin.
00:32:31: Und ein Thema, was einfach hier brennt, wobei inzwischen gar nicht mehr so sehr
00:32:36: brennt, weil viele einfach resigniert haben schon, ist der zweigleisige Ausbau
00:32:40: der Marschbahn von Niebüll bis nach Westerland.
00:32:43: Da rennen wir als Nordfriesen Nordfriesen und das betrifft ja eigentlich letztendlich
00:32:49: dann die ganze Westküste seit Jahrzehnten hinterher.
00:32:53: Und wenn das am Ende der vier Jahre mindestens mal insoweit steht,
00:32:57: dass irgendwie die Finanzierung gesichert ist und dass wir wissen,
00:33:01: da können jetzt bald die Bagger rollen.
00:33:03: Das wäre ein riesen, riesen Erfolg.
00:33:06: Sehr gut. Wir sprechen uns in vier Jahren und da schließt auch meine Abschlussfrage an dich an.
00:33:11: Truels, wir bitten immer unsere Gäste, eine Flaschenpost zu schreiben und sozusagen
00:33:16: ins Meer zu werfen an die Zukunft.
00:33:18: Und ich würde sehr gern von dir wissen, wo siehst du dich denn in vier Jahren
00:33:22: am Ende oder zum Ende der Legislatur?
00:33:25: Also ich sehe mich in vier Jahren zum Ende der Legislatur glücklich und zufrieden
00:33:31: auf das, was ich beitragen konnte, zurückblicken.
00:33:34: Ich hoffe, dass wir dann in einer Gesellschaft sind, die nicht mehr so stark polarisiert ist,
00:33:41: in der wir wieder mehr Zusammenhalt haben, in der wir es auch besser mal aushalten können,
00:33:47: wenn wir unterschiedlicher Meinung sind und dass wir darauf aufbauen und einfach
00:33:51: es uns allen ein bisschen besser geht und das Leben für uns alle ein bisschen unkomplizierter ist.
00:33:57: Das wäre super und dann hätten wir viel erreicht.
00:34:01: Unkomplizierter wäre schön, das kaufe ich. Vielen, vielen Dank,
00:34:05: lieber Truels, liebe Hörerinnen und Hörer.
00:34:07: Damit sind wir leider schon am Ende unserer 86.
00:34:10: Folge von Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland von
00:34:14: der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:34:16: Ich danke euch, liebe Hörerinnen und Hörer und natürlich besonders dir,
00:34:20: lieber Truels Reichert. Danke für deine Zeit in diesen aufregenden Wochen.
00:34:24: Dankeschön, sehr gerne. Wir sprachen nämlich heute mit Truels Reichert,
00:34:28: der relativ frisch in den Deutschen Bundestag gewählt wurde.
00:34:32: Er ist Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein, genauer verortet noch
00:34:36: im Kreis Nordfriesland.
00:34:38: Wir sind gespannt, was er uns in vier Jahren zu erzählen hat.
00:34:42: Ich hoffe natürlich, wir sehen uns auch vorher nochmal wieder.
00:34:44: Und jetzt sage ich aber erstmal Tschüss und bis zur nächsten Folge.
00:34:48: Ich bin Christine Strotmann von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:34:50: Macht es gut und wie immer bleibt politisch.
00:34:55: Friedrichs Flaschenpost, der Politik-Podcast aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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