Folge 82: Wie kann Zukunft in Hamburg gelingen, Rainer Faus?

Shownotes

Die Zukunft in Deutschlands zweitgrößter Stadt - Was meinen Sie, wie wird die aussehen? Wird sie gelingen? Im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellten die Autor*innen Leonie Schulz, Lutz Ickstadt und Rainer Faus die repräsentative Studie „Wie kann Zukunft in Hamburg gelingen?“ und genau das fragten wir einen der Autoren, Rainer Faus. Er berichtet über die Ergebnisse der Studie, Ängste, Hoffnungen und Ziele der Menschen in Hamburg und darüber, wie sie damit dastehen im Bundestrend. Warum die Hamburgerinnen und Hamburger so viel „Lust auf Zukunft“ haben, wollten wir von ihm wissen und warum Zukunftsinvestitionen einen so hohen Stellenwert genießen. Aber auch, was die Top Zukunftsthemen der Stadt sind: Spoiler: Mobilität, Soziales und Klimawandel.

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00:00:07: Hallo und herzlich willkommen zu Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast

00:00:11: aus Norddeutschland von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:00:14: Danke für dein Ohr, sagt am Mikrofon Christine Strotmann, heute aus Hamburg.

00:00:18: Heute sprechen wir über unsere neue Studie, die wir hier bei der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgeben.

00:00:23: Und zwar am 8. November wird sie erscheinen oder erscheint sie.

00:00:27: Und sie heißt, wie kann Zukunft in Hamburg gelingen?

00:00:31: Und genau diese Frage stelle ich der Einfachheit halber auch einem der drei

00:00:34: AutorInnen, Rainer Faus von Politics Strategic Research.

00:00:38: Herzlich willkommen, lieber Rainer. Ja, hallo. Ich freue mich, hier zu sein.

00:00:42: Danke. Rainer, du hast die Studie ja zusammen mit Leonie Schulz und Lutz Ickstadt

00:00:47: gemacht und stehst heute also stellvertretend für dieses Autorinnen-Trio Rede und Antwort.

00:00:53: Ich stelle dich also jetzt nochmal kurz ein bisschen ausführlicher für unsere Hörerinnen vor.

00:00:58: Du bist Diplom-Sozialwissenschaftler und Meinungsforscher. Du hast Politics

00:01:02: Strategic Research gegründet und bist dort auch Geschäftsführer und ihr betreibt

00:01:07: quantitative und qualitative Forschung und auf deren Grundlage eben auch Beratung.

00:01:12: Ich freue mich also auf ein spannendes Gespräch über Meinungsforschung im Allgemeinen

00:01:16: und natürlich die Zukunftsfragen Hamburgs im Besonderen.

00:01:20: Rainer, lass uns gleich nochmal mit dir einsteigen. Ich habe gesagt,

00:01:24: du bist Meinungsforscher. Wie bist du denn da gelandet?

00:01:28: Ja, also erstmal habe ich nach dem Abi nicht genau gewusst, was ich machen will

00:01:32: mit meinem Leben und habe dann ein bisschen aus Verlegenheit angefangen,

00:01:35: Diplom Sozialwissenschaften zu studieren in Mannheim.

00:01:39: Das hat mir dann eigentlich über die Jahre eigentlich auch ganz gut gefallen.

00:01:42: Ich sage jetzt mal inhaltlich so, das Studieren selbst war nicht so mein Fall,

00:01:45: aber inhaltlich fand ich das sehr spannend und da ist natürlich auch eine Frage

00:01:49: Forschung und Statistik ist natürlich auch ein Thema, neben Politik und Soziologie.

00:01:55: Und dann habe ich meinen Abschluss gemacht, dann irgendwann,

00:02:00: das war damals Mitte der Nullerjahre, so ein bisschen Generation Praktikum,

00:02:04: und bin dann tatsächlich in Singapur in die Marktforschung gerutscht erst mal.

00:02:11: Marktforschung für, ich sage immer, internationale Großkonzerne.

00:02:14: Das ist jetzt nicht das Spannendste, was ich in meinem Leben gemacht habe.

00:02:19: Allerdings war natürlich schon interessant, wie werden Umfragen tatsächlich

00:02:23: in der Realität gestaltet und wie unterscheidet sich das vom akademischen Kontext?

00:02:28: Da auch in 10, 20 Ländern in Südostasien die Forschung eben durchgeführt.

00:02:32: Und dann wurde es ein bisschen spannender, weil ich in Australien bei der...

00:02:38: Agentur gelandet bin, die die Wahlforschung für die Labour Party dort gemacht hat, seit Jahrzehnten.

00:02:45: Und da habe ich dann tatsächlich so Hands-on-Meinungsforschung und Wahlforschungsexpertise gesammelt.

00:02:50: Dann sind wir zurück nach Deutschland gegangen, Jana Faus und ich,

00:02:54: und haben uns das hier angeschaut, den Markt.

00:02:56: Und dann ist die Idee aufgekommen, mit den Partnern in Australien und Neuseeland

00:03:01: eben hier auch mal so eine Firma aufzumachen, die ein bisschen tiefer geht,

00:03:04: ein bisschen holistischer rangeht mit qualitativer Forschung und Befragung.

00:03:09: Ja, und dann haben wir uns hier langsam so ein bisschen in unserer Nische weiter vorgearbeitet.

00:03:13: Okay, das heißt, du bist de facto weit im Weg dafür gegangen.

00:03:18: Was reizt dich denn heute noch daran? Du machst das ja auch schon eine Weile jetzt.

00:03:23: Ja, also man ist schon tatsächlich seit so einem Herrschaftswissen,

00:03:28: also über so die neuesten Entwicklungen im Land.

00:03:31: Also wenn jetzt Themen heiß werden, dann landen die eigentlich alle früher oder

00:03:36: später auch bei uns und irgendeiner der Auftraggeber und Auftraggeberin möchte

00:03:40: was auch über dieses neue heiße Thema wissen.

00:03:43: Also wenn man sich dafür interessiert, was Deutsche denken und wie Deutschland tickt,

00:03:48: dann ist es tatsächlich genau der richtige Ort in der Meinungsforschung und

00:03:51: vermutlich sogar noch ein bisschen spannender in der beratenden Meinungsforschung,

00:03:55: weil wir natürlich jetzt tatsächlich uns auf die Fahne geschrieben eben auch

00:03:59: haben, zu erklären und was das bedeutet und daraus die richtigen Schlussfolgerungen

00:04:05: für die Kundinnen und Kunden abzuleiten.

00:04:07: Dann frage ich mal, vielleicht musst du es überschlagen, aber wie viele Studien

00:04:11: hast du denn so über die Jahre begleitet?

00:04:13: Was meinst du, herausgegeben, geschrieben?

00:04:16: Ja, also wir machen ja, es gibt ja die einen, ich sage immer,

00:04:21: Politics ist wie ein Eisberg, 80 Prozent sind unter der Oberfläche,

00:04:25: das stimmt aktuell nicht mehr so ganz, inzwischen ist so Hälfte, Hälfte,

00:04:29: erblickt das Tages nicht oder ist eben einfach nur interne Beratung,

00:04:32: also für NGOs, die eine Kampagne testen wollen oder,

00:04:37: in Australien ganz viele.

00:04:40: Wahlkreisumfragen, weil das ja ein Wahlkreisbasiertes System ist und da habe

00:04:43: ich schon allein wahrscheinlich dort,

00:04:44: mehrere Hundert gemacht, weil einfach ganz viel befragt wurde.

00:04:48: In Deutschland hat es natürlich ein bisschen langsamer angefangen.

00:04:51: Und es gibt so ganz kleine Projekte, eben irgendwie zwei, drei Fokusgruppen für eine NGO.

00:04:56: Aber dann gibt es eben auch sehr große Projekte, die über mehrere Jahre laufen

00:04:58: für Ministerien, gewinnt man Ausschreibungen und Bevorstand,

00:05:02: Thema über längere Zeit.

00:05:03: Ich würde mal sagen, dass es sehr hoch dreistellig sein dürfte.

00:05:08: Okay, wow, das ist ja eine Menge.

00:05:11: Dann müssen wir jetzt aber noch ein bisschen filtern. Was sind denn so die Fragestellungen

00:05:15: und Themenbereiche, die dich ganz persönlich am meisten interessieren?

00:05:19: Ja, also ich komme natürlich auch sehr stark aus dem politischen Bereich,

00:05:22: hatte ich gerade schon erwähnt.

00:05:23: Also strategische Wahlforschung ist ein Thema, was mich natürlich ganz besonders

00:05:29: interessiert, also tatsächlich nah an der Partei beratend zu sein.

00:05:35: Das finde ich sehr spannend. Und ich finde es auch tatsächlich immer interessant zu verstehen,

00:05:40: jetzt nicht nur 30 Prozent sagen dies und 60 Prozent sagen jenes und 10 Prozent

00:05:47: sind unentschieden, sondern tatsächlich hinter die Begründungsmuster zu blicken.

00:05:51: Also, weil wenn ich quantitativ befrage in den repräsentativen Befragungen,

00:05:56: irgendeine Zahl kommt immer raus.

00:05:58: Was das dann tatsächlich schlussendlich bedeutet, ist eine andere Thematik.

00:06:02: Und was wir eben tun, ist eben, wir machen die Befragungen auch selbst.

00:06:05: Also die großen Befragungen, die repräsentativen, aber wir sprechen eben auch

00:06:09: qualitative Forschung, nennen wir das, mit wenigen Menschen ganz intensiv.

00:06:14: Oder setzen sie eben in diesen Fokusgruppen an Diskussionstische und besprechen

00:06:19: dann Themen mit ihnen, Leitfaden gestützt.

00:06:23: Und dadurch weiß ich zum einen, wie die Masse tickt.

00:06:27: Ich weiß aber auch, was dahinter steckt und ich kann gegebenenfalls auch Hebel

00:06:32: identifizieren, wie eben Dinge besser erklärt werden können, wie Politik besser,

00:06:37: ich nenne es jetzt mal, das ist kein schönes Wort dafür, aber verkauft werden

00:06:40: kann einfach, weil natürlich die Verpackung auch wichtig ist und nicht nur der Inhalt.

00:06:44: Gerade wenn sich die Leute doch tatsächlich, wie mal ein berühmter amerikanischer

00:06:49: Politikberater gesagt hat, ungefähr zehn Minuten pro Woche mit Politik beschäftigen.

00:06:54: Und so ist es tatsächlich in der Realität da draußen. Ja, naja,

00:06:58: also man kann das ja auch verstehen.

00:07:00: Menschen haben ja viele Dinge auf der Platte und da ist Politik eben eine davon.

00:07:05: Ich glaube, bei dir sieht das ein bisschen anders aus. Das sind sicher weit mehr als zehn Minuten.

00:07:09: Wir wollen ja heute über Hamburg sprechen. Und ich habe bei mir jetzt auch schon

00:07:13: hängen geblieben, du kennst dich auch in australischen Wahlkreisen aus.

00:07:16: Aber was sind denn noch so andere Regionen, zu denen ihr schon geforscht habt?

00:07:20: Wir sind tatsächlich hauptsächlich auf Deutschland fokussiert.

00:07:23: Wir machen auch hier und da mal Befragungen in anderen Ländern.

00:07:26: Also gerade vor zwei Wochen ist eine Studie rausgekommen, die haben wir durchgeführt

00:07:30: in den USA und in Deutschland.

00:07:32: Für die Bertelsmann Stiftung zur Desinformation war ich auch ganz spannend.

00:07:36: In Europa hier und da fällt mal was an, vor allen Dingen in den Nachbarländern,

00:07:41: die eben auch deutschsprachig sind.

00:07:43: Aber manchmal auch eben mehr Länderstudien. In Deutschland haben wir tatsächlich

00:07:47: schon, ich würde sagen, inzwischen vom Saarland bis nach Bremen, Bayern, MV,

00:07:54: wir haben tatsächlich in jedem

00:07:55: Bundesland schon mal reingeschaut für irgendjemanden, was da Sache ist.

00:08:00: Diverse Studien für die Friedrich-Ebert-Stiftung auch, aber auch für andere Kundinnen und Kunden.

00:08:06: Und ja, da gibt es natürlich schon enorme Unterschiede. Also nicht nur zwischen

00:08:12: Ost und West, sondern auch ganz klar zwischen Nord und Süd.

00:08:15: Und das finde ich doch auch immer wieder interessant, dass wir tatsächlich in

00:08:19: unserem Land dann tatsächlich doch eine deutliche Heterogenität aufweisen.

00:08:26: Habt ihr denn, wir wollen ja heute über Hamburg sprechen, schon früher zu Hamburg

00:08:29: geforscht? Ja, wir waren, ich glaube 2018 oder 2019, also vor circa fünf Jahren

00:08:35: schon mal im Feld und da haben wir tatsächlich ein ganz ähnliches Design gehabt.

00:08:39: Ich glaube auch 1500 Leute befragt, repräsentativ in Hamburg und haben da eben

00:08:44: auch schon mal das Stadtbild gemessen, was denkt Hamburg, was will Hamburg für

00:08:49: die Friedrich-Eber-Stiftung.

00:08:50: Wunderbar, dann können wir gleich tatsächlich auch ein paar Vergleiche vielleicht

00:08:54: ziehen oder zumindest auch nochmal in die Vergangenheit schauen.

00:08:58: Bevor ich jetzt aber gleich von dir nochmal wissen will, wie Hamburg tickt,

00:09:01: will ich erstmal noch wissen, wie Rainer tickt.

00:09:04: Du kennst Kaffee oder Tee, bei uns heißt das beliebte Spiel Friedrich fragt.

00:09:09: Ich stelle dir ein paar Fragen, entweder oder Fragen, die bitte eindeutig und

00:09:12: spontan beantwortet werden. Berlin oder Hamburg? Berlin.

00:09:18: Opfer. Na gut, wenn Hamburg, Alster oder Elbe?

00:09:23: Alster. Okay. Bist du Sportler oder Leser? Ich bin Sportler.

00:09:31: Kochst du oder lässt du bringen? Ich koche.

00:09:35: Wenn du ein Buch liest, wenn das denn vorkommt, ist es ein Krimi oder ein Sachbuch?

00:09:41: Ich habe schon mal Bücher gelesen und ich lese tatsächlich keine Krimis.

00:09:46: Entschuldigung, ein Wort, aber ich lese keine Krimis, aber ich lese auch Belletristik,

00:09:50: aber dann tatsächlich häufiger mal das Sachbuch. Okay.

00:09:53: Dann, wie steht es bei dir mit Bergen oder mehr? Beides.

00:09:58: Wenn du nicht Meinungsforscher geworden wärst, wärst du lieber Fußballtrainer oder Lehrer?

00:10:06: Fußballtrainer, weil ich kein Lehrer sein will. Naja, ist ja auch eine Form

00:10:10: von Lehrer. Ich kann es einfach nicht.

00:10:15: Und wenn ich dich frage, wird die Zukunft hell oder düster?

00:10:19: Als Optimist immer hell, aber es gibt auch Anzeichen für die Düsterkeit.

00:10:25: Okay, also eine eindeutige Antwort brauchen wir noch, dann machen wir doch noch

00:10:28: den Klassiker. Kaffee oder Tee? Kaffee.

00:10:32: Wunderbar. Herzlichen Dank, Rainer. Dann hatten wir Gelegenheit,

00:10:35: dich ein kleines bisschen besser kennenzulernen und schauen auch natürlich jetzt

00:10:39: vor allem miteinander auf hell oder düster.

00:10:42: Ihr habt diese Studie geschrieben, wie kann Zukunft in Hamburg gelingen?

00:10:47: Da möchte ich natürlich mit dir erstmal drüber sprechen, wie zufrieden oder

00:10:51: glücklich die Hamburgerinnen denn sind.

00:10:53: Aber doch auch nochmal vorab, du hattest vorhin auch schon über das Sample bei

00:10:57: der letzten Studie gesprochen.

00:10:58: Wen habt ihr überhaupt befragt? Also wir haben 1518 wahlberechtigte Hamburgerinnen ab 16 Jahren befragt.

00:11:07: Es ist repräsentativ für die Hamburger Bevölkerung und wir haben tatsächlich

00:11:12: 1000 Leute telefonisch befragt und 518 online mit dem gleichen Fragebogen.

00:11:19: Okay, genau. Also es ist dann immer Fragebogen basiert, das heißt hier nochmal

00:11:22: für die Neueinsteiger beim Thema Meinungsforschung, dass ihr jetzt nicht qualitativ

00:11:28: reingegangen seid, sondern quantitativ.

00:11:31: Was war denn der Anlass jetzt für diese Analyse? Du hast gesagt,

00:11:34: ihr habt es vor ein paar Jahren schon mal gemacht. Ist das sozusagen ein Verlauf?

00:11:39: Ja, also Verlauf ist immer spannend zu sehen, gerade wenn man eben diese ältere Daten schon hat.

00:11:44: Die machen neue Daten häufig mehr Sinn oder ergeben mehr Sinn,

00:11:48: wenn man eben eine Zeitreihe hat.

00:11:51: Wir haben uns tatsächlich ganz klassisch für die Ausschreibung natürlich beworben

00:11:56: von der Friedrich-Ebert-Stiftung und haben die dann tatsächlich gewonnen auch,

00:12:01: worüber ich mich sehr freue.

00:12:03: Und daraus entstanden ist diese Studie.

00:12:06: Was hat denn dich oder auch vielleicht deine Kolleginnen und deinen Kollegen

00:12:10: am meisten überrascht bei den Ergebnissen?

00:12:12: Ich will jetzt gar nicht überrascht sagen, weil es tatsächlich ein Bild ist,

00:12:16: was wir schon häufiger gesehen haben im Norden Deutschlands,

00:12:21: im Allgemeinen und auch in Hamburg im Spezifischen.

00:12:24: Wir waren tatsächlich sehr erfreut, mehr als überrascht, dass tatsächlich die

00:12:30: Stimmung in Hamburg als Stadtstaat, aber auch als Bundesland tatsächlich deutlich

00:12:36: positiver ist allgemein,

00:12:38: als es in anderen Teilen Deutschlands aktuell der Fall war.

00:12:41: Also wir haben natürlich schon, sollte ich dazu sagen, im März erhoben,

00:12:45: aber auch damals war einfach die Stimmung in Deutschland nicht besonders positiv,

00:12:49: die politische Stimmung auch vor allen Dingen.

00:12:52: Und wir sehen tatsächlich in Hamburg in den Zahlen deutlich mehr,

00:12:57: ich nenne es mal Politikvertrauen, eine positivere Sicht auf den Lauf der Dinge in der eigenen Stadt.

00:13:04: Also immerhin ist es noch eine knappe Mehrheit, die sagt, Hamburg geht in die richtige Richtung.

00:13:10: Das ist in anderen Bundesländern aktuell auch nicht der Fall.

00:13:14: Und tatsächlich weniger Politikverdrossenheit der Stadt als zum Beispiel jetzt

00:13:19: in ostdeutschen Ländern, aber auch zum Teil im Süden.

00:13:23: Und so, also wahrscheinlich gibt es so ein Barometer jetzt nicht gerade bei

00:13:27: euch, aber so im Bundesmittel, wo liegen wir da? Was würdest du meinen?

00:13:31: Auf jeden Fall im oberen Drittel, wenn nicht sogar noch weiter oben.

00:13:37: Natürlich haben wir Vergleichszahlen für andere Länder. Also gerade diese Frage,

00:13:42: geht das Bundesland in die richtige oder in die falsche Richtung,

00:13:45: hat Hamburg dann tatsächlich ziemlich positiv abgeschnitten.

00:13:51: Und ja, mit 48 Prozent, die sagen, es geht in die richtige Richtung.

00:13:56: Und das ist aktuell ein ziemlich guter Wert, vor allen Dingen auf ganz Deutschland bezogen.

00:14:01: Sind die Leute deutlich pessimistischer und da sagt eine große Mehrheit,

00:14:06: da sind die falsche Richtung geht aktuell.

00:14:09: Und da war Hamburg tatsächlich deutlich freundlicher und optimistischer gestimmt.

00:14:14: Gibt es Themenfelder, wir werden ja gleich auch noch mal ein bisschen ausführen,

00:14:17: ich werde die Themenfelder beleuchten, aber gibt es welche, wo die Unterschiede

00:14:21: besonders eklatant sind zu anderen Ländern oder zum Bundestrend?

00:14:25: Du hattest vorhin schon mal gesagt, sowas wie Politikvertrauen.

00:14:28: Ja, es ist tatsächlich, also die Themenlage, die ist jetzt gar nicht so atypisch,

00:14:34: wenn ich das mal so sagen darf.

00:14:35: Ich glaube, da können wir auch gleich nochmal ein bisschen drüber sprechen.

00:14:38: Es ist tatsächlich eher das Mindset, was unterschiedlich ist,

00:14:42: also ein größerer Optimismus.

00:14:44: Wir haben auch tatsächlich eine Segmentierung angewendet, bei der wir die Bevölkerung

00:14:49: in drei Gruppen unterteilen aufgrund von der Beantwortung von einer Handvoll Fragen.

00:14:54: Und da gibt es ein weltoffenes Segment und eine Mitte- und ein nationales Segment.

00:14:59: Und da zeigt sich in Hamburg eben eine sehr große Weltoffenheit einfach auch.

00:15:03: Also wir haben in Hamburg 40 Prozent Weltoffene, 40 Prozent die Mitte und 20

00:15:10: Prozent Nationalorientierte circa.

00:15:12: Und in manchen ostdeutschen Bundesländern ist es einfach umgedreht.

00:15:17: Also da haben wir tatsächlich einen Überhang bei den Nationalorientierten.

00:15:21: Und wir wissen aktuell jetzt auch unserer ganzen anderen Forschung,

00:15:24: die wir ja auch machen, dass die Nationalorientierten auch einfach die sind, die gerade mit allem,

00:15:28: mit sehr vielem unzufrieden sind, mit der Klimaschutzpolitik,

00:15:31: mit der Migrationspolitik und dass tatsächlich der große Verdruss eigentlich

00:15:35: von den Nationalorientierten kommt und dann ein bisschen in die Mitte reinschwappt,

00:15:39: die auch nicht gerade besonders happy ist und in Hamburg ist einfach die Bevölkerung

00:15:43: schon anders zusammengesetzt in ihren Einstellungen.

00:15:46: Thematisch habe ich jetzt keine besonders großen Überraschungen gesehen,

00:15:50: wenn ich mir jetzt das mit anderen Metropolen Deutschlands vergleichen würde.

00:15:57: Hast du denn eine Erklärung dafür, dass bei dieser Segmentierung so unterschiedliche

00:16:02: Gruppen herauskommen, wenn man auf Hamburg schaut und auf andere Bundesländer?

00:16:05: Ja, die Größe der Gruppe, die ist, ja, da gibt es schon Erklärungen für.

00:16:10: Also das ist jetzt nichts, was in den letzten 10, 20 Jahren entstanden ist,

00:16:15: sondern Hamburg ist ja tatsächlich als Hafenstadt und als Hansestadt schon immer so einer gewissen,

00:16:22: ich sage mal einfach ganz plump, der Welt ausgesetzt gewesen und hat da schon

00:16:26: immer natürlich eine andere Sicht auf Internationales gehabt.

00:16:30: Und sowas hinterlässt natürlich Spuren.

00:16:33: Wir sehen zum Beispiel ja auch, das hat jetzt wenig mit Hamburg zu tun,

00:16:37: aber wenn ich mir jetzt Sachsen anschaue zum Beispiel,

00:16:40: sehen wir in Leipzig auch eine andere Zusammensetzung der Bevölkerung,

00:16:44: weil Leipzig im Grunde seit 500 Jahren Messestadt ist und da auch schon immer

00:16:48: eine gewisse Internationalität da war.

00:16:50: Und sowas spiegelt sich schon im norddeutschen Raum wieder.

00:16:54: Leipzig ist nicht Norddeutschland, aber eben Messestadt gewesen.

00:16:59: In Norddeutschland gibt es die Hansestädte und da ist es tatsächlich weiter verbreitet.

00:17:04: Sicherlich spielen da auch andere kulturelle Effekte wie Religion und Ähnliches eine Rolle.

00:17:09: Wenn ich dich jetzt so fragen würde, sind Hamburger, Hamburgerinnen die zufriedensten

00:17:14: Menschen in Deutschland? Würdest du das unterschreiben?

00:17:17: Das kann ich so jetzt im Vergleich nicht unbedingt, im Vergleich zu wem.

00:17:24: Die Hamburger haben sich tatsächlich als eine relativ zufriedene Gruppe rausgestellt.

00:17:30: Also wenn man jetzt irgendwie, wir haben da auch ein paar Items vorgegeben zur

00:17:35: Zustimmung, Zustimmungsstatements.

00:17:40: Und da zeigt sich schon, die Leute sagen, man kann hier gut alt werden.

00:17:43: Die Leute sagen, man kann hier gut eine Familie gründen und Kinder großziehen.

00:17:47: Also alles in allem, auch der Zusammenhalt der Menschen wird als positiv bewertet.

00:17:52: Im Übrigen sagen die Leute auch in Hamburg, dass Hamburg besser als andere Städte

00:17:56: durch die Krisen der letzten Jahre gekommen ist.

00:17:58: Also wir sehen da schon eine gewisse Grundzufriedenheit, die tatsächlich in

00:18:02: anderen Landesteilen jetzt nicht in dem Maße gegeben ist.

00:18:06: Dann lass uns doch noch mal ein bisschen tiefer einsteigen. Was habt ihr denn

00:18:09: die Hamburgerinnen und Hamburger überhaupt gefragt? Was waren so die größten Blöcke?

00:18:15: Ja, wir haben natürlich einfach ganz klassisch, wir hatten sie schon mehrmals

00:18:20: davon eben nach den wichtigen Themen gefragt.

00:18:23: Sowas fragen wir ganz offen ab und geben da auch gar nichts groß vor,

00:18:26: also keine Kategorien, um da nichts zu verfälschen.

00:18:29: Und da zeigt sich dann eben auch eine Themenagenda, die in gewisser Weise typisch

00:18:34: ist für eine große Stadt.

00:18:36: Da steht dann Mobilität ganz vorne, Soziales, was jetzt nicht nur ein Hamburger

00:18:40: Thema ist, aber da unterscheiden die Leute auch nicht wirklich immer,

00:18:43: Trendschaft zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, Klimawandel,

00:18:46: Bildung und natürlich als typisches Stadtthema auch Wohnen.

00:18:50: Und dann haben wir natürlich auch ein bisschen gefragt, wie schaust du mit der Zukunft aus?

00:18:53: Also wie muss Hamburg sich aufstellen und was muss da geschehen,

00:18:57: um weiter eine gute Zukunft zu haben? Und ihr habt ja auch, ich sage mal nochmal, andere Einzelthemen.

00:19:05: Mir war zum Beispiel ins Auge gefallen, ihr habt auch nochmal so,

00:19:08: du hast es vorhin gesagt, ihr habt im März erhoben, da war das ein sehr aktuelles Thema.

00:19:12: Es ging auch nochmal sehr stark um Rechtsextremismus im Land und eben auch die

00:19:17: großen Demonstrationen dagegen.

00:19:18: Die waren ja unter anderem in Hamburg wirklich sehr, sehr groß.

00:19:21: Da habt ihr ja nochmal spezifisch gefragt, was waren denn da zum Beispiel so die Antworten?

00:19:25: Ja, da hat sich tatsächlich gezeigt, dass ein übergroßer Teil der Hamburgerinnen

00:19:32: und Hamburger, nämlich 80 Prozent.

00:19:35: Die Demonstrationsbewegung gegen Rechtsextremismus in den deutschen Städten gut findet.

00:19:41: Das zieht sich auch tatsächlich quer durch die Altersgruppen und auch durch

00:19:45: die Bildungsgruppen. Also da gab es keinen besonders großen Unterschied.

00:19:48: Was sich tatsächlich natürlich auch zeigt, hier ist ein großer Unterschied,

00:19:52: bei denen die weltoffen orientiert sind.

00:19:54: Da ist natürlich quasi jeder für diese Bewegung gewesen.

00:19:59: Bei der beweglichen Mitte noch vier von fünf und bei den national orientierten,

00:20:03: die waren da tatsächlich gespalten. Es ist jetzt auch nicht so,

00:20:06: dass alle national orientierten Rechtsextrem sind.

00:20:08: Also so möchte ich es auf keinen Fall verstanden wissen.

00:20:11: Allerdings sind die tatsächlich eher national orientiert und traditionell.

00:20:15: Ich war verwundert, als ich das erste Mal sah, ihr habt ja auch einmal sehr

00:20:19: gezielt danach gefragt, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein,

00:20:24: sollte Hamburg da eher sparen oder investieren?

00:20:27: Und da habt ihr ja ein sehr eindeutiges Ergebnis bekommen. Ja, das ist richtig.

00:20:33: 75 Prozent, die sagen, Hamburg sollte mehr Geld ausgeben und investieren und

00:20:37: 18 Prozent nur, die sagen, weniger Geld ausgeben und sparen.

00:20:40: Das ist tatsächlich ein relativ deutliches Ergebnis, um das erstmal so festzustellen.

00:20:46: Es hängt natürlich mit zwei bis drei Dingen zusammen, die man damit bedenken

00:20:51: muss. Also wenn ich irgendwie sage, ich möchte in die Zukunft investieren,

00:20:56: dann wird es deutlicher bejaht, als wenn es heißt Schulden machen.

00:21:01: Und wir haben hier natürlich dieses Zukunfts-Framing drin gehabt und für Zukunftsinvestitionen

00:21:06: in Bildung, in Infrastruktur, in die Schiene, in die Digitalisierung,

00:21:11: da sind immer alle dabei im Grunde.

00:21:14: Deswegen sollte man auch tatsächlich schauen, dass man, wenn man eben sagt,

00:21:19: man möchte Schulden aufnehmen, dass man das sehr gut begründet.

00:21:21: Also ich meine, die Schuldenbremse setzt ja ohnehin Grenzen,

00:21:24: trotzdem wird es ja immer wieder diskutiert.

00:21:26: Es ist gerade aktuell ein bisschen auch ein Misstrauen da gegenüber der Politik,

00:21:29: dass sie Geld verplempert. Also das gab es in allen Teilen Deutschlands immer und bundesweit auch.

00:21:34: Dementsprechend hilft es ungemein zu sagen, ich möchte Geld ausgeben für oder

00:21:37: Schulden machen und Geld ausgeben für ein gutes Schienennetz,

00:21:43: gute Universitäten, Schulen, Kitas und so weiter.

00:21:46: Also alles, was im Grunde als Investment, als Zukunftsgericht angesehen wird.

00:21:52: Dann lass uns doch auch noch mal über ein paar Felder ein bisschen spezifischer

00:21:55: sprechen, wo vielleicht manche dieser Investitionen dann ja auch verwendet werden

00:21:59: würden, wenn die Hamburgerinnen, die ihr gefragt habt, so ihren Willen bekommen.

00:22:04: Ich fand es ganz interessant. Mobilität, hast du gesagt, war auf eins.

00:22:08: Was ist es da so, was, ja, also Wortwitze vermeidend, aber was bewegt die Hamburger

00:22:13: und Hamburgerinnen bei Mobilität?

00:22:15: Die Busse und Bahnen. Ja, nee, tatsächlich ist es der öffentliche Nahverkehr,

00:22:20: wo am ehesten Verbesserungen gewünscht werden.

00:22:24: Also man muss natürlich auch sagen, wer mit dem Auto unterwegs ist,

00:22:27: will eher einen fließenden Autoverkehr. Wer Radfahrer ist, will eher irgendwie Radwege haben.

00:22:32: Diejenigen, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, die wollen am ehesten den

00:22:35: öffentlichen Nahverkehr verbessert haben.

00:22:36: Allerdings ist es tatsächlich beim ÖPNV jeder zweite Hamburger und jede zweite

00:22:40: Hamburgerin, die das tatsächlich als Priorität ansieht.

00:22:43: Und es wird auch tatsächlich sehr, sehr breit geteilt, dass ein Ausbau des öffentlichen

00:22:49: Nahverkehrs auf jeden Fall sinnvoll ist.

00:22:52: Und ihr habt das ja auch nochmal unterteilt und habt ja auch die anderen Gruppen,

00:22:56: sage ich mal, die kann man ja auch gar nicht so klar trennen.

00:22:59: Also nicht jeder fährt ja nur ÖPNV oder nur Fahrrad oder nur Auto.

00:23:04: Ihr habt die ja schon auch gezielt nochmal gefragt, sozusagen,

00:23:07: was Ihnen das Wichtigste ist und was waren da eure Ergebnisse?

00:23:11: Ja, dass Autofahrer natürlich auch mehr Wert auf fließenden Straßenverkehr legen,

00:23:19: als diejenigen, die tatsächlich jetzt nur den öffentlichen Nahverkehr benutzen.

00:23:22: Also man hat da schon so eine gewisse Verschiebung, aber in der Breite ist tatsächlich

00:23:27: der öffentliche Nahverkehr das, was am meisten gewünscht wird.

00:23:29: Haben ja auch im Endeffekt Autofahrer was davon.

00:23:32: Also ganz egoistisch, wenn der öffentliche Nahverkehr gut ist,

00:23:38: dann fließt ja auch der Autoverkehr mehr.

00:23:41: Also da ist schon auch ein Verständnis da.

00:23:45: Als zweites habt ihr Soziales. Was fällt denn unter diesem Block?

00:23:49: Also was war da den Hamburgerinnen und Hamburgern besonders wichtig?

00:23:54: Ja, Soziales ist tatsächlich ein breites Feld, was tatsächlich ein großer Mix an Subthemen ist.

00:24:03: Also das sagen uns auch einfach Leute, dass sie sich wünschen,

00:24:06: dass es mehr Gerechtigkeit in Deutschland gibt und dass die Schere zwischen

00:24:09: Arm und Reich nicht weiter auseinander klafft. Das ist jetzt,

00:24:13: wie gesagt, nicht unbedingt ein Hamburg-spezifisches Thema.

00:24:18: Aber natürlich haben wir auch politikferne Menschen im Sample oder in der Erhebung drin.

00:24:24: Und auch Menschen, die muss ich gar nicht politikfern sein, die einfach nicht

00:24:28: unterscheiden können und wollen, welche Ebene Bundespolitik oder Landespolitik

00:24:32: für welches Thema zuständig ist. Deswegen werden da einfach auch andere Themen genannt.

00:24:36: Hier und da wird gefordert, mehr für Familien zu tun, Rentenpolitik.

00:24:41: Also das ist im Grunde so ein Sammelbegriff.

00:24:44: Wir wissen aber auch, und das ist natürlich eine Sache,

00:24:49: die in Hamburg oder auch in vielen Großstädten einfach ein Problem ist,

00:24:55: dass es einfach Menschen gibt, und das ist in Hamburg fast jeder Zweite,

00:24:59: der Angst hat, sich das Leben in Hamburg nicht mehr leisten zu können in Zukunft.

00:25:02: Und da ist tatsächlich offensichtlich, sind die Mieten jetzt nicht alle günstig.

00:25:07: Also Hamburg ist keine günstige Stadt und das spielt natürlich ja auch in gewisser

00:25:12: Weise rein, Bezahlbarkeit.

00:25:15: Verstehe. Das kommt dann ja bei Mieten auch nochmal auf, aber das drückt sich

00:25:21: an vielen Stellen ja auch aus.

00:25:23: Klimawandel, da war ich, das fand ich interessant, wollte ich mal fragen.

00:25:27: Das ist ja jetzt auf Platz drei sozusagen der wichtigsten Themenbereiche der

00:25:32: nächsten zehn Jahre, so habt ihr es ja gefragt, gelandet.

00:25:35: Das kommt mir ein bisschen neu vor, dass es gar nicht auf Platz eins oder zwei rankt.

00:25:41: Oder ist es schon so, dass es immer vorne war, aber nie ganz vorne?

00:25:46: Ja, also Klimawandel, wenn ich jetzt mal unsere bundesweiten Befragungen zitieren

00:25:52: kann, die wir verschiedene Kunden durchführen, war tatsächlich über...

00:25:56: Über mehrere Jahre eigentlich ganz oben dabei, wenn man eben an die langfristigen

00:26:02: Herausforderungen denkt, an die sich die Politik annehmen muss.

00:26:06: Das ist jetzt seit 2022 und 2023 durch die Themen Inflation und Migration ein

00:26:11: bisschen in den Hintergrund gerückt,

00:26:13: ist den Leuten aber immer noch tatsächlich, wenn man fragt, was sind die langfristigen

00:26:17: Herausforderungen, ist immer noch vielen Leuten wichtig, aber es ist nicht mehr die Top-Prio.

00:26:22: Es ist jetzt auch so, und deswegen ist es hier auf Platz drei,

00:26:26: es ist kein Thema, was jetzt, natürlich kann Hamburg da viel tun,

00:26:30: das ist natürlich auch durch so Subthemen wie ÖPNV und Gebäude lässt sich natürlich

00:26:36: auch, oder Photovoltaik auf Gebäuden lässt sich natürlich in Hamburg viel machen.

00:26:40: Es ist aber tatsächlich auch ein Thema, was natürlich einfach in Umfragen dann

00:26:43: viel genannt wird, dass sich die Politik einfach darum kümmern soll.

00:26:47: Und das gilt dann einfach für Hamburg, es gilt auch für die Bundespolitik und

00:26:51: es wird dann einfach auch hier in dieser Befragung deutlich,

00:26:55: dass es nach wie vor ein Thema ist, was das in einem substanziellen Anteil der

00:26:58: Bevölkerung wahnsinnig unter Nägeln trennt.

00:27:02: Das waren jetzt so ein bisschen die Top 3 aus den 10 Themenbereichen,

00:27:06: die ihr identifiziert habt.

00:27:07: Gab es da noch Überraschungen oder starke Verschiebungen vielleicht auch im

00:27:13: Vergleich zu eurer Studie von 2019?

00:27:17: Ja, da würde ich gerne auf zwei bis drei Punkte eingehen. Das Thema Wohnen war

00:27:21: tatsächlich, also Mieten und Wohnen war tatsächlich dieses Mal deutlich weniger

00:27:27: wichtig als bei der letzten Erhebung 2019.

00:27:30: Der Wert ist massiv gesunken.

00:27:32: Also vor fünf Jahren war das noch das Top-Thema.

00:27:36: Also Bildung ist ja auf Nummer vier der wichtigsten Themen.

00:27:41: Das ist ganz typisch für eine landespolitische Befragung.

00:27:45: Allerdings muss man hier auch sagen, dass die Hamburgerinnen und Hamburger mit

00:27:53: den Schulen in Hamburg eigentlich zufrieden sind.

00:27:57: Und das ist tatsächlich eine Sache, die im Vergleich zu anderen Ländern auch hervorhebenswert ist.

00:28:03: Also 61 Prozent stimmen zu, dass Hamburg gute Schulen hat.

00:28:08: Das habe ich tatsächlich in anderen Bundesländern auch schon sehr anders gesehen.

00:28:11: Also man muss hier schon eine gewisse Grundzufriedenheit auch annehmen.

00:28:16: Trotzdem ist es ein Thema, was natürlich immer heiß ist, gerade unter Eltern.

00:28:19: Aber die Unzufriedenheit, die kann ich tatsächlich hier nicht erkennen,

00:28:22: wie sie in anderen Bundesländern zu sehen ist.

00:28:25: Thema Wirtschaft und Migration sind tatsächlich Themen, die vor fünf Jahren

00:28:29: deutlich weniger relevant waren.

00:28:32: Beziehungsweise in den letzten Jahren bei Wirtschaft ist es tatsächlich ein

00:28:34: bisschen hochgegangen. Das sagen die Hamburgerinnen und Hamburger immer noch,

00:28:37: dass Hamburg eine starke Wirtschaft hat, mehr als 80 Prozent.

00:28:42: Trotzdem sehen wir auch einen bundesweiten Trend, sind da einfach jetzt aktuell

00:28:45: die Sorgen größer, als sie einfach vor fünf Jahren waren.

00:28:48: Also so ein paar Verschiebungen. Ich wollte noch auf eine Besonderheit bei der Bildung.

00:28:53: Ich fand das so spannend, weil man daran vielleicht auch mal ein bisschen was

00:28:56: sieht, wie Leute Dinge empfinden, die damit viel oder wenig Kontakt haben.

00:29:00: Und zwar fand ich es interessant, dass die Eltern mit Kindern unter 18 im eigenen

00:29:06: Haushalt eigentlich die Schulen noch besser bewerten als die breite Masse.

00:29:11: Ist das was, was ihr häufiger seht? Das ist tatsächlich manchmal eine interessante Sache.

00:29:16: Also ich gehe gleich auf das Beispiel ein, aber das ist auch bei dem Thema Kita-Plätze ganz ähnlich.

00:29:23: Es ist in gewisser Weise in der Bundesrepublik gelernt, es gibt keine Kita-Plätze.

00:29:26: Das haben alle mal gehört, ich finde keinen Kita-Platz. Die werden ja auch oft

00:29:32: auf eine seltsame Weise verteilt.

00:29:33: Also man schreibt es ja auf die ganzen Listen und jeder, der kleine Kinder hat,

00:29:37: sucht sich eben mal einen Kita-Platz und es ist nicht immer besonders erquicklich.

00:29:41: Faktisch, die meisten Eltern finden dann aber eben doch einen in der Stadt.

00:29:46: Also dann stimmen eben in der Gesamtbevölkerung mehr Leute zu,

00:29:51: dass es nicht genug Kita-Plätze gibt, als es bei den Eltern der Fall ist,

00:29:55: weil die Eltern eben tatsächlich die genäher Erfahrung damit haben und die meisten

00:29:59: dann eben doch einen finden.

00:30:02: Ähnliches kann natürlich auch

00:30:03: bei Schulen passieren. So Sachen werden natürlich medial auch einfach,

00:30:08: da kommen alle paar Monate oder alle paar Jahre Studien raus,

00:30:13: dass wir im Bildungssystem einfach hinter anderen Ländern zurückfallen und dann

00:30:17: lernen die Leute oder nehmen das so auf, dass wir schlechte Schulen haben in Deutschland.

00:30:20: Also so Effekte gibt es durchaus hier und da.

00:30:24: Insgesamt kommt ihr dann ja auch zum Schluss im Fazit, das fand ich ganz schön,

00:30:28: ihr schreibt das ja wörtlich so, die Hamburger und Hamburgerinnen,

00:30:31: die haben Lust auf Zukunft.

00:30:33: Also woher denkst du denn, also auch mit dem Hintergrund deiner Forschung,

00:30:37: woher das kommt und wie kann man das eventuell verstärken?

00:30:41: Ja, ich hatte es eingangs schon erwähnt, dass wir tatsächlich eine positive

00:30:45: Grundstimmung haben in Hamburg, die wir in anderen Ländern nicht sehen.

00:30:52: Wir haben jetzt tatsächlich diesmal hier keine qualitative Forschung gemacht.

00:30:56: Also ich kann auch nur die Zahlen so ablesen und daraus schließen wir im Grunde

00:31:01: aus dieser positiven Grundstimmung,

00:31:03: aus unserer anderen Forschung, wo wir tatsächlich sehen, dass in vielen Regionen

00:31:07: die Leute tatsächlich eher schwarz sehen, aber wir sehen tatsächlich auch in

00:31:11: Hamburg, ich habe es schon gesagt, starke Wirtschaft bietet gute Jobs.

00:31:16: Haben wir tatsächlich in vielen Bereichen ein sehr gutes Bild.

00:31:20: Und die Hamburgerinnen und Hamburger wünschen sich und glauben,

00:31:23: dass das auch so weitergeht, mehrheitlich.

00:31:26: Ja, also ihr habt ja an der Stelle quantitativ geforscht, aber ihr habt ja auch

00:31:31: ein paar der offenen Nennungen, das fand ich auch ganz charmant,

00:31:33: mit in die Studie genommen.

00:31:35: Da kann man sich vielleicht, also kann man sich ja vielleicht nochmal umschauen.

00:31:39: Da fand ich beispielsweise positive Nennungen bei der Stadtentwicklung.

00:31:43: Die Hamburger kümmern sich um ihre Stadt. Das ist doch irgendwie so ein schönes

00:31:47: Gefühl, wenn das jemand so empfindet und auf seine Mitbürger bezieht.

00:31:51: Und schön fand ich auch, in Hamburg passiert was und wenn Menschen das nicht

00:31:55: gut finden, protestieren sie. Ja, natürlich.

00:31:57: Das spricht natürlich auch für eine gesunde Stadtgesellschaft in gewisser Weise.

00:32:02: Und ich hatte es auch schon erwähnt, die Einschätzung, dass die Menschen in

00:32:07: Hamburg zusammenhalten, ist natürlich auch für das tägliche Zusammenleben einfach

00:32:11: eine extrem wichtige Erfahrung. Und auch da haben uns tatsächlich zwei Drittel

00:32:15: der Hamburgerinnen und Hamburger zugestimmt.

00:32:17: Dann hoffen wir doch, dass es so bleibt und wir schauen mal,

00:32:22: ob wir in einigen Jahren noch mal weitergucken.

00:32:25: Ich würde dich jetzt einfach einmal ganz kurz umdeklarieren zum Zukunftsforscher,

00:32:30: denn am Ende unserer Friedrichs Flaschenpost steht ja auch immer die Flaschenpost an die Zukunft.

00:32:35: Und ich würde dich jetzt einmal fragen, Rainer Faus, wenn du Zukunftsforscher

00:32:39: wärst oder jetzt einfach mal bist, was vermutest du denn, sind in zehn Jahren

00:32:43: die Themen, die Hamburg wirklich bewegen?

00:32:46: Klimawandel wird nicht kleiner. Okay, noch zwei, drei andere oder bleiben wir

00:32:50: erstmal bei einem Großen?

00:32:52: Ja, ich dachte, ich halte mich diesmal eher kurz, aber ich würde mal sagen,

00:32:57: dass Klimawandel ein Thema ist, was definitiv da bleibt.

00:33:01: Jetzt gar nicht auf Hamburg bezogen, demographischer Wandel, Fachkräftemangel

00:33:07: sind Themen, die definitiv da sind.

00:33:10: Und was die ganze KI mit unserer Gesellschaft, auch nicht Hamburg-bezogen,

00:33:13: aber ganz allgemein, was die ganze KI mit unserer Gesellschaft macht,

00:33:17: ist, glaube ich, auch eine Sache, die aktuell noch nicht so sehr viele Menschen sehen.

00:33:24: Okay, dann sind wir mal gespannt, wie sich das in Hamburg niederschlägt.

00:33:28: Vielleicht werden ja du und ich in zehn Jahren darüber sprechen.

00:33:32: Ich freue mich jedenfalls, dass

00:33:34: wir in der heutigen Podcast-Folge von Friedrichs Flaschenpost in der 82.

00:33:38: Folge über die neue FES-Studie gesprochen haben. Wie kann Zukunft in Hamburg gelingen?

00:33:44: Wir haben viele Fragen und einige Antworten.

00:33:47: Vielen Dank, lieber Rainer Faus, dass du hier gewesen bist,

00:33:52: um mit uns über die Studie zu sprechen.

00:33:53: Danke für deine Zeit. Ja, danke für die Einladung.

00:33:57: Und wer Rainer Faus auch noch persönlich kennenlernen möchte und auch noch

00:34:01: ein bisschen tiefer in die Studie schauen mag, der ist noch herzlich eingeladen

00:34:04: zum Zukunftsforum der Friedrich-Ebert-Stiftung in Hamburg.

00:34:07: Am 8. November, unter anderem auch mit dem regierenden Bürgermeister Peter Tschentscher

00:34:13: und Anmeldungen wie immer unter www.julius-leber-forum.de.

00:34:20: Tschüss und bis zur nächsten Folge, sagt Christine Strohmann von der Friedrich-Ebert-Stiftung

00:34:24: hier in Norddeutschland. Macht es gut und wie immer, bleibt politisch.

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