Folge 81: Wie ist die politische Stimmung in Schleswig-Holstein, Richard Hilmer?

Shownotes

Krisenzeiten: Das Wort hören wir seit Monaten immer wieder. Wir haben einmal nachgefragt und eine Analyse dazu verfassen lassen: „Auswirkungen multipler Krisen auf die politische Stimmung in Schleswig-Holstein“ heißt sie und ist veröffentlicht auf https://library.fes.de/pdf-files/bueros/jlf/21501.pdf . Vorab, sozusagen als kleiner Vorgeschmack sprachen wir mit dem Autoren der Analyse, dem renommierten Meinungsforscher Richard Hilmer über die Notwendigkeit von Meinungsforschung, über die Ergebnisse der Analyse und auch über die Beziehung der politischen Stimmung in Schleswig-Holstein und dem Bund. Nicht zuletzt wollten wir von ihm wissen, wie wir wieder zuversichtlicher werden – denn Lust auf Zukunft, das braucht unsere Demokratie. In Schleswig-Holstein und auch sonst.

Transkript anzeigen

00:00:07: Herzlich willkommen zu Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland

00:00:11: von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:00:13: Danke für dein Ohr, sagt am Mikrofon Christine Strotmann, heute aus Hamburg.

00:00:18: Heute sprechen wir über eine Analyse, die wir bei der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben haben.

00:00:23: Sie heißt Auswirkungen multipler Krisen auf die politische Stimmung in Schleswig-Holstein.

00:00:28: Ich freue mich sehr, dass der Autor Richard Hilmer, Diplom-Soziologe und Meinungsforscher

00:00:32: heute hier ist. Herzlich willkommen, Herr Hilmer.

00:00:34: Vielen Dank, herzlich willkommen auch Sie bei mir. Danke Ihnen.

00:00:37: Ich darf Sie noch einmal kurz ein wenig ausführlicher vorstellen.

00:00:41: Sie sind, ich habe es gesagt, Diplom-Soziologe und Meinungsforscher von Beruf.

00:00:45: Sie haben Infratest DIMAP mitgegründet und auch sehr lange geleitet und inzwischen

00:00:50: sind Sie Geschäftsführer bei Policy Matters und außerdem auch,

00:00:55: würde ich behaupten, bekannt aus Funk und Fernsehen, wie man früher sagte und

00:00:59: zwar vor allem aus den ARD-Wahlanalysen.

00:01:02: Ich freue mich also auf ein spannendes Gespräch mit Ihnen heute zur Meinungsforschung

00:01:06: und also Meinungsforschung gern auch im Allgemeinen und natürlich auch zur politischen

00:01:11: Stimmung in Schleswig-Holstein ganz spezifisch. Ganz herzlichen Dank, dass Sie da sind.

00:01:16: Gerne. Dann fangen wir vielleicht ein bisschen mit der Meinungsforschung an.

00:01:19: Ich hatte es schon gesagt, ein bisschen über Meinungsforschung allgemein wollen wir sprechen.

00:01:24: Wenn ich Sie mal so platt fragen darf, warum ist das überhaupt wichtig?

00:01:29: Ja, Meinungsforschung ist schon wichtig heutzutage. Für alle gesellschaftlichen

00:01:33: Institutionen, aber insbesondere für die politischen Institutionen,

00:01:36: also Politiker, Regierungen, Ministerien.

00:01:39: Die Demokratie ist ja die Herrschaft des Volkes, also muss das Volk eben auch

00:01:43: Mitspracherecht haben.

00:01:45: Das kann sich natürlich nicht auf das nur Ankreuzen von Wahlzetteln beschränken.

00:01:49: Das braucht dann schon ein bisschen mehr. Es gibt ja auch mehr Beteiligungsmöglichkeiten.

00:01:53: Aber damit eben die Politiker auch den Kontakt nicht zu den Bürgern verlieren,

00:01:58: ist es schon wichtig, dass sie eben immer wieder eine Rückmeldung bekommen,

00:02:01: was die Bürger zu bestimmten Problemen denken,

00:02:04: was sie davon halten, was für Erwartungen sie an die Politik haben.

00:02:08: Also insofern ist Meinungsforschung schon eine sehr wichtige Quelle,

00:02:14: die auch in Entscheidungsfindungen einfließt,

00:02:16: die also den Bürgern auch in Zwischenwahlzeiten eine Stimme gibt.

00:02:21: Genau, da würde ich natürlich einhaken als Teufelsadvokatin.

00:02:25: Dafür haben wir doch Wahlen.

00:02:26: Ja, aber das findet alle vier Jahre statt und mittlerweile ist die Zeit ja sehr

00:02:30: schnelllebig geworden.

00:02:31: Also da ist es schon sehr wichtig, dass man auch zwischendurch mal sich überlegt,

00:02:35: was die Bürger wirklich umtreibt.

00:02:38: Wir haben es ja gesehen, gerade in dieser Legislaturperiode,

00:02:41: die ja völlig anders anfing mit ganz anderen Zielsetzungen.

00:02:45: Durch die verschiedenen Ereignissen, eben die multiplen Krisen halt dann alle

00:02:49: ein bisschen hinfällig geworden sind oder zumindest eben ergänzt wurden durch

00:02:53: völlig neue Herausforderungen.

00:02:55: Und da ist es dann schon sehr wichtig, dass die Politik auch Rückmeldungen bekommt.

00:02:59: Denn ansonsten, wenn die Bürger den Eindruck haben, die Politik bekommt gar

00:03:03: nicht mehr mit, was mich umtreibt, welche Interessen ich habe,

00:03:06: dann gibt es immer die Gefahr auch, dass sich die Wählerinnen und Wähler abwenden

00:03:11: von der Politik, Wahlen fernbleiben oder eben auch, wie zuletzt ja häufig,

00:03:15: populistische Parteien wählen.

00:03:17: Herzlichen Dank. Wie sind denn Sie persönlich dahin gekommen?

00:03:21: Also ich stelle mir vor, dass man nicht ein Studium aufnimmt oder eine Schule

00:03:25: abschließt und sich vornimmt, später mal Wahlforscher zu werden,

00:03:29: oder? Wie war es bei Ihnen?

00:03:30: Nein, Wahlforscher stand jetzt nicht auf dem Programm ganz unmittelbar bei dem Studienbeginn.

00:03:33: Ich habe ja Soziologie studiert, aber Soziologie ist eine Wissenschaft,

00:03:37: die einem sehr viele mögliche Türen öffnet.

00:03:40: Das ist eine Wissenschaft, die eben sehr vielfältig ist und die Politik und

00:03:45: die gesellschaftliche Entwicklung spielt natürlich eine zentrale Rolle.

00:03:48: Und insofern war der Weg dann nicht mehr so weit, zumal eben,

00:03:52: ich studierte ja in München, dort das renommierte Meinungsforschungsinstitut

00:03:56: Infratest seinen Sitz hatte.

00:03:58: Also habe ich mich dann zum Ende des Studiums dort erfolgreich beworben und

00:04:03: habe dann eben dort 1982 schon meinen Einstieg gehabt.

00:04:08: Und ja, der Weg führte mich dann später allerdings nach Berlin.

00:04:12: Als die Mauer fiel, haben wir nämlich beschlossen, dort ein Institut auch aufzubauen,

00:04:17: das sich dann in der Folge eben mit der Wahlforschung, auf Politik und Wahlforschung konzentrierte.

00:04:24: Und ja, durch die ARD-Wahlberichterstattung natürlich eine gewisse Bekanntheit erfahren hat.

00:04:30: Und was reizt Sie daran? Sie haben vorhin gesagt, 1982 war das schon.

00:04:34: Also Sie machen das schon ein paar Jahrzehnte. Was reizt Sie nach wie vor an diesem Beruf?

00:04:38: Ja, es gibt einfach unheimlich viele Einblicke in die Meinungsbilder verschiedenster

00:04:44: Gruppen und das ist ja gerade in diesen Zeiten unheimlich wichtig,

00:04:49: dass man eben auch über die persönlichen Kontakte hinaus sich eben mit anderen

00:04:53: Gruppen auch so ein bisschen zumindest auseinandersetzt,

00:04:57: denn ansonsten wird es etwas kompliziert in unserer Gesellschaft,

00:05:00: wenn wir eben immer nur in der eigenen Blase verbleiben und eben nicht den Blick

00:05:05: auch für das Ganze, für die gesamte Gesellschaft haben.

00:05:08: Und der Einschluss eben sämtlicher Teilgruppen dann haben und da ist die Wahl-

00:05:13: und Meinungsforschung schon, denke ich, immer noch nach wie vor,

00:05:17: vielleicht sogar noch stärker als früher, ein wichtiges Instrument.

00:05:21: Denn früher waren die Lebenswirklichkeiten ja überschaubarer,

00:05:25: Politiker waren näher dran an den Menschen,

00:05:27: viele Politiker kamen auch aus Unterschichten, heute Politiker aus Unterschichten,

00:05:31: das ist Mangelware und die Lebenswirklichkeiten sind so differenziert geworden,

00:05:35: dass man eben dann wirklich die Meinungsforschung braucht,

00:05:38: um den Zugang zu bestimmten Problemstellungen, Interessenkonstellationen dann zu behalten.

00:05:44: So, jetzt würde ich nochmal einen Schmankerl abfragen. Vielleicht habe ich ja Glück bei Ihnen.

00:05:48: Wann haben Sie denn mal so richtig selbst daneben gelegen, dass Sie selbst vollkommen

00:05:53: überrascht waren von Ihren Forschungsergebnissen?

00:05:55: Naja, also es gab mal daneben gelegen, haben wir einmal bei einer Bundestagswahl,

00:05:59: da haben wir kurzzeitig mal den falschen Kandidaten zum Kanzler gemacht.

00:06:04: Das passiert immer wieder. Es war relativ am Anfang unserer Zeit.

00:06:07: Dann haben wir unsere ganzen Instrumente nochmal erheblich verbessert.

00:06:10: Und seitdem ist die Wahlforschung, die Wahlberichterstattung der ARD,

00:06:15: wirklich sehr hochklassig und sehr prägnant.

00:06:19: Also die Prognosen sind von erstaunlicher Prägnanz.

00:06:24: Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, die Parteien werden immer mehr.

00:06:27: Die Bürger werden immer weniger gebunden an Parteien, sind also volatiler.

00:06:33: Und auch die Themen nehmen kontinuierlich zu. Also da ist Meinungsforschung

00:06:38: dann schon ganz wichtig. Aber es können einem halt immer wieder auch Überraschungen

00:06:41: trügen, die einem dann so ein bisschen Probleme bereiten.

00:06:45: Wer war denn der falsche Kanzler? Das war seinerzeit Edmund Stoiber.

00:06:50: Die Wahl ging ja seinerzeit wirklich sehr knapp aus. Wir starteten auch mit

00:06:55: einem Patt der beiden Parteigruppen.

00:06:59: Es standen ja da mal Rot-Grün gegen Schwarz-Gelb.

00:07:02: Aber bei der ersten Hochrechnung lag er zwischenzeitlich mal vorne.

00:07:06: Er hat es nicht mitbekommen, er war im Flieger während der Zeit.

00:07:09: Und als er landete, waren wir auch schon wieder auf der richtigen Spur.

00:07:15: Wunderbar. Dann kommen wir, würde ich vorschlagen, einmal vom Großen.

00:07:19: Jetzt ins eher Konkrete und sprechen einmal über die Analyse,

00:07:25: die Sie ja im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt haben.

00:07:29: Auswirkungen multipler Krisen auf die politische Stimmung. Ich denke,

00:07:33: es ist klar, warum man jetzt über die multiplen Krisen spricht.

00:07:37: Aber was war denn der Anlass der vorliegenden Analyse?

00:07:41: Ja, wir wollten schon genauer wissen, was eben diese Krisen,

00:07:44: die ja alle Auswirkungen auf die deutsche Bevölkerung auch haben,

00:07:47: Eben der Ukraine-Krieg mit Energieverknappung, Verteuerung, Inflation, auch Mietsituation,

00:07:54: die sich dadurch ein bisschen verschärft hat, auch noch zunehmende Migration,

00:07:58: jetzt auch noch der Nahost-Konflikt.

00:08:01: Dass diese Auswirkungen hat, ist klar. Wir wollten wissen, welche Auswirkungen

00:08:06: hat es denn konkret in Schleswig-Holstein?

00:08:08: Schleswig-Holstein ist ja aus zahlreichen Umfragen bekannt als das Land,

00:08:11: wo die glücklichsten, zufriedensten Menschen wohnen. Insofern ist es natürlich

00:08:15: dann schon ganz spannend zu sehen.

00:08:17: Und was macht das jetzt, diese Situation, diese multiplen Krisen?

00:08:21: Was macht das mit den Menschen in Schleswig-Holstein?

00:08:25: Was hat das für politische Konsequenzen auch?

00:08:27: Und dann hatten Sie also den Anlass der Analyse und wie haben Sie sich dann

00:08:32: entschieden vorzugehen?

00:08:33: Wie wollten Sie diese Fragen beantworten? Wir haben dann eine repräsentative Studie durchgeführt.

00:08:39: Repräsentativ, das heißt eben die Studie ist so angelegt, dass gut 1000 Personen befragt werden.

00:08:46: Die in ihrer Struktur im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Bildung und auch Wohnort

00:08:51: der Gesamtbevölkerung von Schleswig-Holstein entsprechen.

00:08:55: Und mal ganz simpel gefragt für jemanden, der sowas selbst noch nie gemacht

00:09:00: hat, wo bekommen Sie dann die zu Befragenden?

00:09:04: Die Basis war ein Access Panel. Das heißt, heutzutage gibt es ja verschiedene Möglichkeiten.

00:09:09: Man kann mündlich persönlich befragen, aber das ist heute so aufwendig.

00:09:12: Das macht heute fast überhaupt niemand mehr.

00:09:13: Mehr telefonisch kann man befragen, das ist eigentlich die Standardvariante,

00:09:17: aber die ist mittlerweile auch relativ aufwendig, weil eben viele Leute nicht

00:09:22: erreichbar sind oder nicht ans Telefon gehen oder sich nicht befragen lassen.

00:09:27: Deswegen gibt es zunehmend auch Institute, die eben die Bürger,

00:09:31: auch eben eine entsprechend große Auswahl von Bürgern, in dem Fall waren es

00:09:35: ein Panel von 120.000 Personen, die da beteiligt sind und die im Prinzip eben

00:09:41: bereit sind, an solchen Umfragen teilzunehmen.

00:09:43: In dem Fall haben wir natürlich nur die Teilnehmer aus Schleswig-Holstein genommen

00:09:47: und die so ausgewählt, dass eben die Gesamtbevölkerung gut abgebildet wird.

00:09:52: Ich würde einmal, bevor wir jetzt noch in die Ergebnisse reinspringen,

00:09:56: uns alle hier nochmal rausholen und zwar mit unserem bekannten Spiel Friedrich fragt.

00:10:01: Das Konzept ist ziemlich einfach. Sie kennen das, ich stelle eine Tee- oder

00:10:05: Kaffeefrage und Sie antworten bitte nur mit einem davon.

00:10:09: Also es ist ein ganz klares Entweder-Oder und da machen wir eine schnelle Runde,

00:10:14: spontane Fragen, spontane Antworten.

00:10:16: Wenn Sie nicht arbeiten, sind Sie dann aktiv oder legen Sie die Füße hoch? Ich bin aktiv.

00:10:22: Wenn der Fernseher läuft, läuft dort ein Spielfilm oder eine politische Talkshow?

00:10:27: Ja, meistens schon eher politische Sendungen.

00:10:30: Im Urlaub sind Sie an den Bergen oder am Meer? Da muss ich mich hier entscheiden. Eher am Meer.

00:10:36: Wunderbar, dann folgt der Norddeutschland-Klassiker Nordsee oder Ostsee?

00:10:39: Ostsee. Wenn Sie ganz viel Hunger haben, gibt es dann Pommes oder Pizza? Pizza.

00:10:44: Ist Ihre Bürotür eher geöffnet oder geschlossen? Eher offen, immer.

00:10:50: Und was wäre Ihre zweitliebste Karriere gewesen nach Meinungsforscher?

00:10:54: Maurer oder Schornsteinfeger? Oh, Schornsteinfeger.

00:10:58: Wunderbar, es ist ja nie zu spät. Dann würde ich sagen, wollen wir doch auch

00:11:03: noch ein bisschen hören, was Sie dann auch rausgefunden haben in der Analyse.

00:11:07: Auch hier, Sie sind erfahrener Meinungsforscher. Gab es etwas,

00:11:12: das Sie besonders überrascht hat bei der Analyse in der Studie?

00:11:15: Ja, schon etwas, weil ich habe ja schon eingangs erwähnt, die Schleswig-Holsteiner

00:11:19: gelten ja als besonders positiv gestimmt.

00:11:22: Und das war dann schon ein bisschen überraschend, dass eben die Sorgen,

00:11:26: und darum ging es natürlich auch bei der Erhebung, in dem nördlichsten Bundesland

00:11:30: ähnlich verbreitet waren wie eben in dem Rest der Republik.

00:11:35: Immerhin so 55 Prozent der Bürger betrachten die weitere Entwicklung in ihrem

00:11:39: eigenen Bundesland mit Sorge.

00:11:41: Und wenn es um die eigene Situation geht, dann sind es sogar zwei Drittel,

00:11:45: die eher besorgt in die Zukunft sehen.

00:11:48: Und das ist dann schon etwas überraschend für Schleswig-Holstein,

00:11:54: denn das ist in etwa das Niveau, das wir aus anderen Bundesländern auch kennen.

00:11:59: Und insofern ist es schon auch eine kleine Überraschung gewesen.

00:12:04: Keine so schöne, aber gut, wir schauen genauer hin.

00:12:07: Da sind wir ja auch ziemlich genau bei dem, was Sie als politische Grundstimmung

00:12:11: beschreiben in der Analyse.

00:12:13: Konnte man da große Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen

00:12:16: ausmachen? Ja, die gibt es schon.

00:12:18: Also es sind natürlich insbesondere auch Einkommensfragen, die da eine Rolle spielen.

00:12:22: Bei den unteren Einkommensschichten waren es gute 80 Prozent,

00:12:26: die eben mit Sorgen in die Zukunft blicken.

00:12:28: Bei den höchsten Einkommensgruppen, das sind dann Einkommen über 5.000 netto,

00:12:34: waren es aber auch immerhin knapp 50 Prozent und das ist natürlich auch sehr

00:12:38: bemerkenswert, dass eben.

00:12:40: Diese Sorgen eben nicht nur untere Schichten betreffen, sondern eben bis tief

00:12:45: in die Mitten, ja in die Oberschicht eingedrungen sind.

00:12:48: Und das deutet auch darauf hin, hier geht es nicht nur um materielle Dinge,

00:12:52: hier geht es natürlich um eine ganze Reihe von unterschiedlichen Aspekten.

00:12:55: Was sind denn dann konkret die Sorgen, die angesprochen wurden?

00:12:58: Und was sind so die sorgenvollsten Felder?

00:13:01: Also die Sorgen sind schon eher so bundespolitischer Natur, haben mit dem Land

00:13:05: jetzt zunächst nicht primär zu tun. Das ist vor allem die Verteuerung der Lebensverhältnisse.

00:13:10: Da gab es ja doch erhebliche Veränderungen und Verteuerungen.

00:13:15: Das betrifft insbesondere die unteren Schichten. Dann allerdings eben auch Gefährdung des Friedens.

00:13:20: Da spielt natürlich der Ukraine-Krieg eine zentrale Rolle, aber mittlerweile

00:13:25: sicherlich auch die Auseinandersetzung im Nahen Osten.

00:13:28: Und auch die Befürchtung, dass darüber hinaus der Zusammenhalt der Gesellschaft

00:13:33: gefährdet ist durch diese ganzen Entwicklungen, das ist natürlich schon ziemlich problematisch.

00:13:40: Auch die wirtschaftliche Situation, der Klimawandel und die Abnahme der Konkurrenzfähigkeit

00:13:45: unserer Wirtschaft bedrückt die Menschen.

00:13:48: Und was sicherlich mit am problematischsten ist, ist die Tatsache,

00:13:54: dass den politisch Verantwortlichen derzeit nicht unbedingt zugetraut wird,

00:13:58: dass sie mit diesen vielfältigen Problemen fertig werden.

00:14:03: Da würde ich gleich gerne noch mal ein bisschen einsteigen. Zunächst fände ich

00:14:07: aber auch noch mal interessant, Sie haben ja aus guten Gründen auch ein weites

00:14:12: Sample genommen und also ein repräsentatives.

00:14:15: Gibt es da auch Gruppen, wo man sagen kann, die sehen noch mal ganz anders auf die Welt?

00:14:20: Also wie ist es zum Beispiel bei jungen Menschen? Ja, das war auch eines der

00:14:24: überraschenden Themen oder Ergebnisse, denn früher waren die Jugendlichen oder

00:14:28: die jüngeren Generationen eigentlich

00:14:30: immer diejenigen, die eher positiv in die Zukunft geguckt haben.

00:14:33: Das Leben lag vor ihnen und jüngere Leute sind auch eher positiv gestimmt.

00:14:39: Diesmal ist es von allen Altersgruppen die jüngere Generation,

00:14:44: die eben am meisten Sorge umtreibt.

00:14:47: Die Älteren sind schon gesettet, die Bürger mittleren Alters sind in festen

00:14:54: beruflichen Strukturen, haben sicherlich auch Familie und Haus, Wohnung.

00:14:58: Bei den Jüngeren fängt das Leben erstmal an und es fängt an in sehr unsicheren Zeiten.

00:15:04: Das fängt mit der Miete an, geht weiter mit den Arbeitsverhältnissen.

00:15:08: Und das treibt die jüngeren Leute heute besonders um und das ist auch ein Stück

00:15:13: weit natürlich erschreckend.

00:15:14: Ja, das ist keine schöne Vorstellung, wenn man denkt, dass junge Leute eben

00:15:17: nicht mit, ich sag mal, besonders viel Zuversicht ins Leben starten.

00:15:23: Auch sicherlich für den Individuellen, aber auch für unsere Gesellschaft kein

00:15:27: besonders schönes Zeichen.

00:15:28: Ich habe mich noch gefragt, wie stark Unterschiede beispielsweise auch nach Geschlechtern sind.

00:15:33: Konnten Sie da viele Unterschiede ablesen? Ja, was die Problembereiche dann

00:15:37: anbetrifft. Wir haben ja dann auch noch gefragt, welche Problembereiche denn

00:15:41: gerade in Schleswig-Holstein eine Rolle spielen.

00:15:44: Und da kam dann schon raus, dass es einerseits Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.

00:15:50: Bei den Frauen ist es so, dass insbesondere die gesundheitliche Versorgung problematisch

00:15:56: erscheint und auch Pflege und Familie stehen natürlich ganz oben.

00:16:00: Das sind so ihre Prioritäten, was die Aufgabenstellung für die Landespolitik

00:16:05: anbetrifft. Bei den Männern ist es eher Migration.

00:16:08: Ein ganz zentrales Thema, das ja auch zuletzt die Wahlen beeinflusst hat, sehr maßgeblich.

00:16:15: Aber auch zum Beispiel Verkehr und Arbeit spielen da eine große Rolle.

00:16:19: Es gibt da also durchaus Unterschiede und auch bei den Altersgruppen gibt es

00:16:23: natürlich Unterschiede, was die Aufgabenfelder anbetrifft.

00:16:26: Bei den Alten ist es auch die Gesundheit, bei den Jungen eher Schule,

00:16:30: Bildung, Arbeit. Das sind Wohnen auch, allerdings bei beiden relativ wichtig.

00:16:36: Das sind natürlich Problemfelder, die gerade eben Schule, Bildung und Arbeit,

00:16:42: die gerade die jüngere Generation heute umtreibt.

00:16:45: Da sind wir ja schon mittendrin, auch im zweiten Teil der Analyse sozusagen.

00:16:49: Wir kamen ja von der politischen Stimmung hin zu eben stärker zu auch landespolitischen

00:16:55: Themen. Sie hatten ja vorhin gesagt, die Stimmung im Land, die ist natürlich

00:16:58: sehr geprägt von Bundes- und auch internationalen Themen.

00:17:02: Und wenn wir dann so nach der Wichtigkeit der Aufgaben in Schleswig-Holstein

00:17:06: schauen, hatten Sie gerade schon ein paar genannt.

00:17:08: Gab es da etwas, was Sie überraschend fanden oder ist das schon nah am Bundestag?

00:17:13: Ja, das ist leider eben bundesweit derzeit so festzustellen,

00:17:17: dass eben die Mietentwicklung der Wohnungsbau von erheblicher Bedeutung ist.

00:17:22: Der stand eben auch ganz oben auf der Prioritätenliste der Schleswig-Holsteiner.

00:17:27: Die Bildungspolitik auch in dem nördlichsten Bundesland ein großes Thema.

00:17:33: Da tut sich viel und da gibt es gerade, was die Eltern anbetrifft,

00:17:37: natürlich erhebliche Probleme.

00:17:38: Aber auch die jüngere Generation, die das sozusagen gerade hinter sich hat,

00:17:42: die blickt da schon manchmal auch etwas mit gemischten Gefühlen dazu.

00:17:47: Die gesundheitliche Versorgung ist auch ein ganz wichtiges Thema auf dem Land insbesondere.

00:17:54: Das ist ja eine Entwicklung, die sich jetzt so langsam angebahnt hat.

00:17:58: Es gibt die Diskussion um die Krankenhausversorgung, die jetzt stärker zentralisiert

00:18:04: werden sollte, ohne dass allerdings der ländliche Raum davon vernachlässigt wird.

00:18:09: Aber wie es dann konkret aussehen wird, das steht noch ein Stück weit in den

00:18:13: Sternen und führt natürlich auch zur Besorgnis.

00:18:17: Also insofern, das waren so die Top-Themen zusammen. Eben an vierter Stelle kam dann die Migration.

00:18:23: Und das ist sicherlich ein Thema, was zurzeit ganz besonders die Leute umtreibt,

00:18:29: sehr stark emotionalisierend auch.

00:18:31: Wir haben ja auch gesehen, die Europawahl wurde maßgeblich beeinflusst und vor

00:18:35: allen Dingen jetzt auch die letzten Landtagswahlen in Ostdeutschland,

00:18:38: die ja zu einer deutlichen auch politischen Verschiebung der politischen Landschaft geführt haben.

00:18:43: Sie hatten auch vorhin schon mal gesagt, das sind durchaus auch Themenfelder,

00:18:47: wo man auch Politikern, Politikerinnen nicht zutraut, dass sie die lösen können, die Probleme.

00:18:53: Woher leiten Sie das ab? Das war eine Frage, die sozusagen bei den Sorgen gestanden hat.

00:18:58: Man kann es natürlich dann auch nochmal mit den Kompetenzbereichen dann abklären.

00:19:02: Das wurde auch bei den Landtagswahlen sehr intensiv gemacht,

00:19:06: auch bei der Europawahl.

00:19:07: Und da stellte sich schon raus, dass eben gerade die etablierten Parteien, auch gerade CDU und SPD,

00:19:13: aber auch die Grünen und die FDP deutlich an Zutrauen verloren haben,

00:19:18: dass sie eben in der Lage sind, ihre Bereiche erfolgreich zu beackern.

00:19:23: Bei der SPD ist es halt gerade auch alles, was mit sozialer Gerechtigkeit zusammenhängt,

00:19:30: das ist ihr Markenkern und da sieht es derzeit bundesweit nicht ganz so gut aus.

00:19:37: Auf Landesebene ist das immer sehr unterschiedlich, da kommt es dann auch sehr

00:19:40: stark darauf an, wer denn da jeweils auch in dem jeweiligen Land regiert.

00:19:46: Und wir haben es ja gerade gesehen, in Brandenburg war das ja dann durchaus

00:19:49: auch eine persönliche Wahl, weil man eben dem Landesvater dann,

00:19:53: in dem Fall Woidke, eben vertraut hat.

00:19:55: Also das sind dann schon Dinge, die...

00:19:59: Sehr differenziert auch gesehen werden. Also da wird auch ein deutlicher Unterschied

00:20:03: gemacht zwischen Landes- und Bundespolitik.

00:20:05: Wobei, wenn man jetzt die Erhebungen sieht vor Landtagswahlen,

00:20:09: dann ist der Bundestrend zurzeit ganz klar dominant.

00:20:12: Deswegen ist es immer auch wichtig, auch das hat man ja bei den letzten Wahlen

00:20:15: gesehen, dass man eben wirklich bis zum Schluss knapp vor den Wahlen fragt.

00:20:20: Denn dann entscheiden sich ein Großteil der Bürger erst wirklich,

00:20:24: Wirklich, wer denn, welche Partei, welcher Politiker, welche Politikerin dann

00:20:29: am Ende das Land regieren soll.

00:20:31: Und das setzt natürlich auch Vertrauen voraus. Und Vertrauen setzt eben eine

00:20:35: gute Politik voraus, die vorher gemacht wurde.

00:20:38: Vertrauen ja natürlich in die Politikerinnen und Politiker, aber auch insgesamt

00:20:42: in unsere Demokratie und unsere Institutionen. Auch danach haben Sie gefragt.

00:20:47: Wie würden Sie sagen, wie sieht es da in Schleswig-Holstein aus?

00:20:50: Ja, auch nicht so positiv. Also klar ist, die Bürger wollen in einem demokratischen Land leben.

00:20:57: Das ist fast allen, 100 Prozent sind das fast gewesen, eine der wenigen Fragen,

00:21:01: wo man nahe an 100 Prozent Grenze kommt.

00:21:05: Wichtig, aber was eben kritisiert wird, ist das Funktionieren der Demokratie,

00:21:11: dass eben Entscheidungen nicht gefällt werden, zu lange gewartet wird,

00:21:16: dass nicht erklärt wird.

00:21:18: Das sind alles Dinge, die derzeit sicherlich eine große Rolle spielen.

00:21:23: Und auch in Schleswig-Holstein ist es eben deutlich mehr als die Mehrheit,

00:21:28: die sagt, nein, also mit dem Funktionieren der Demokratie bin ich derzeit nicht zufrieden.

00:21:34: Auch da kaum Unterschiede zu anderen Regionen.

00:21:37: Das ist jetzt in Ostdeutschland, in Bayern, in Niedersachsen nicht sehr viel anders. Mhm.

00:21:44: Dann lassen Sie uns doch mal auf das schauen, was man tun könnte,

00:21:48: damit die Werte bessere werden.

00:21:50: Denn das ist ja in unser aller Sinne, dass die Menschen den Institutionen der Demokratie vertrauen.

00:21:55: Wenn wir auf Grundlage eben dieser Daten, die Sie erhoben haben,

00:21:59: draufschauen, würden Sie sagen, Schleswig-Holstein ist da besonders stark polarisiert

00:22:04: oder eher nicht? Nein, eher nicht.

00:22:06: Die Probleme sind sehr ähnlich.

00:22:09: Die Verteilungen auch quantitativ sind auch sehr hoch, auch ähnlich wie in den

00:22:15: Bundesländern, aber es polarisiert nicht so stark.

00:22:18: Da gibt es schon deutliche Unterschiede. Das merkt man dann eben auch in den

00:22:22: Folgen, was die Wahlen anbetrifft.

00:22:24: Da fehlen uns zwar zurzeit aktuelle Zahlen, aber die letzten Zahlen,

00:22:29: die Vorlagen haben schon auch gezeigt, der Zuspruch zur AfD.

00:22:34: Steigt auch in Schleswig-Holstein, eines der wenigen Länder,

00:22:38: wo die AfD nicht vertreten ist.

00:22:39: Das könnte sich beim nächsten Mal schon ändern, aber nicht in diese Regionen

00:22:45: wie eben in anderen westlichen Bundesländern von den östlichen mal ganz außen vor.

00:22:50: Also da ist Schleswig-Holstein, der Norden insgesamt, deutlich gesetzter und

00:22:56: weitaus zurückhaltender, was dann die Konsequenzen anbetrifft.

00:22:59: Die Polarisierung auch zwischen den verschiedenen Gruppen ist bei Weitem nicht

00:23:03: so stark wie in anderen Regionen.

00:23:07: Und dennoch sollte man ja natürlich auf die benannten Sorgen eingehen.

00:23:11: Sie haben ja relativ hohe Werte. Die Zukunftsängste der Menschen sind da.

00:23:17: Sie haben jetzt bestimmt kein Allheilmittel, aber sich auf der Grundlage der

00:23:21: Daten vielleicht schon mal ein, zwei Gedanken gemacht, was man tun sollte.

00:23:25: Ja, das ist natürlich für die Politiker vor allen Dingen ein riesiger Auftrag.

00:23:29: Wenn die Bürger den Eindruck haben, dass die Politik nicht mehr ausreichend

00:23:32: hinhört, dass sie nicht mehr weiß, was die Bürger bedrückt und welche Interessen

00:23:37: sie eigentlich haben, dann ist das natürlich ein schwieriges Zeichen.

00:23:40: Und das betrifft ja nicht nur eine Partei, das betrifft zurzeit die drei Parteien

00:23:46: insbesondere, die in der Bundesregierung die Verantwortung haben.

00:23:49: Wobei auf Landesebene diese Fragen dann nochmal eine ganz eigene Bedeutung haben.

00:23:55: Auch das sehen wir immer wieder, dass die Landespolitik auch für die Bürger

00:23:59: eine sehr wichtige Rolle spielt. Wir haben es ja auch an der Wahlbeteiligung

00:24:03: gesehen, die war sehr hoch bei den Landtagswahlen, die war sehr hoch bei der Europawahl.

00:24:08: Also es gibt keine Abkehr von Politik, sondern eher noch ein gestiegenes Interesse

00:24:14: und das müssen die Politiker und die verantwortlichen Institutionen dann auch nutzen.

00:24:18: Sie müssen verstärkt in den Dialog treten mit den Bürgern, müssen auch hinhören,

00:24:24: müssen auch eben Meinungsforschung auch sich nochmal genauer angucken,

00:24:28: was denn und wo denn den Bürgern der Schuh drückt und was sie da im Einzelnen

00:24:33: erwarten, denn ansonsten werden sie sich schwer tun.

00:24:37: Und das ist natürlich dann für die gesamte Republik immer schwieriger,

00:24:40: wenn immer mehr Parteien im Parlament sitzen und davon auch einige eher populistischer Natur sind,

00:24:49: mit denen es eben schwierig oder überhaupt nicht möglich ist zu regieren. Also insofern...

00:24:54: Für die Politiker klar mehr hinhören, sich mehr um die Belange der Bürger kümmern.

00:25:01: Es gibt gerade aus SPD-Sicht auch eine sehr problematische Entwicklung.

00:25:06: Die SPD galt ja immer lange als die Arbeiterpartei. Den Arbeitern hatte sie

00:25:11: seinerzeit auch 1998, 2002 ihren Wahlsieg ganz entscheidend mit zu verdanken.

00:25:17: Da war ganz klar die SPD die von den Arbeitern am stärksten gewählte Partei.

00:25:23: Und das hat sich in den letzten Jahren, Jahrzehnten jetzt doch deutlich gewandelt.

00:25:29: Bei der Europawahl waren es nur noch 12 Prozent, die die SPD gewählt haben.

00:25:34: Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen waren es drei und vier Prozent.

00:25:39: Und das kann einer Partei wie der SPD nicht egal sein.

00:25:44: Da müssen sie ran und müssen eben versuchen, auch wenn die Arbeiter heute nicht

00:25:49: mehr so viele sind wie damals, Aber dahinter verbergen sich auch noch mal kleinere

00:25:53: Angestellte und eben untere, zum Teil eben auch prekäre Schichten.

00:25:59: Da hat die SPD schon eine große Verantwortung, näher hinzugucken und eben Verantwortung da zu übernehmen.

00:26:06: Denn das ist weder für die SPD positiv, aber schon gar nicht auch für die Bundesrepublik

00:26:13: positiv, wenn sich eben die Arbeiter, und das tun sie jetzt auch immer verstärkter, der AfD zuwenden.

00:26:20: Die AfD ist die neue Arbeiterpartei und das kann der SPD so nicht egal sein.

00:26:28: Ich glaube, aus dem, was Sie jetzt hier am Beispiel der einen Partei gesagt

00:26:33: haben und auch vielleicht zusammengeführt mit dem anderen, es spricht ja auch immer wieder heraus,

00:26:38: die berechtigte Hoffnung natürlich von Bürgerinnen und Bürgern,

00:26:42: dass Politiker und Politikerinnen Probleme lösen und auch große Probleme,

00:26:47: aber eben ja auch gesellschaftliche Probleme und da denke ich,

00:26:51: Nun gut, aber es ist ja auch eine Demokratie. Demokratie ist ein Mitmachangebot für alle.

00:26:56: Also wenn wir ein bisschen wegkommen von dem, die da oben oder die Politikerinnen

00:27:02: und Politiker sind zuständig, was könnten wir denn alle auch tun,

00:27:06: also auch gesamtgesellschaftlich.

00:27:09: Damit wir als Gesellschaft wieder hoffnungsvoller in die Welt blicken?

00:27:15: Ja, auch da gilt es mehr Dialog untereinander und zwar eben nicht nur in den

00:27:19: eigenen Blasen, sondern eben auch darüber hinaus innerhalb der Familie,

00:27:24: des Freundeskreises, der Kollegschaft.

00:27:26: Auch da gibt es ja Tendenzen der Polarisierung und man zerstreitet sich dann.

00:27:33: Das ist schon wichtig hinzuhören und zu versuchen eben auch zu verstehen,

00:27:36: welche Argumente die jeweils andere Seite dann einbringt. Aber natürlich auch

00:27:41: mehr Engagement, gerade und nicht zuletzt auch in Parteien.

00:27:45: Der Anteil derer, die in der Bundesrepublik Parteimitglied sind,

00:27:50: egal jetzt bei welcher Partei, die ist in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft.

00:27:55: Und das macht es den Parteien dann auch schwierig,

00:27:58: sozusagen vor Ort dann auch tätig zu sein und vor Ort, also in den Kommunen,

00:28:02: in den Städten, da ist ja am ehesten noch Kontakt zu finden mit den Bürgern

00:28:06: und wenn ich dort keine Mitglieder mehr habe, dann wird es ein bisschen schwieriger.

00:28:11: Also deswegen ist es schon auch eine Mitverantwortung im gleichen Maße für die

00:28:18: Bürger selbst, dann eben selber auch

00:28:20: sich einzubringen, auch durch ziviles Engagement. Das ist, zwar...

00:28:25: In großen Teilen nicht unmittelbar politisch, aber es ist trotzdem wichtig,

00:28:28: um eben die Verbindungskanäle innerhalb der Gesellschaft, um die Kommunikation

00:28:34: dann aufrechtzuerhalten.

00:28:35: Also wir haben alle dicke Bretter zu bohren. Die gute Nachricht ist,

00:28:39: würde ich sagen, manches davon kann

00:28:40: durchaus Spaß machen, zum Beispiel zivilgesellschaftliches Engagement.

00:28:45: Wir haben gesehen, es gibt große Zukunftsängste, aber es gibt auch konkrete

00:28:50: Politikfelder, wo man dann ran kann im wahrsten Sinne des Wortes.

00:28:55: Und insofern würde ich jetzt einfach mal sagen, Sie haben das schon hinreichend

00:29:00: belegt, was Sie am Anfang behauptet haben, dass wir nämlich die Politikforschung,

00:29:05: die Wählerinnenforschung, die Wahlanalyse brauchen,

00:29:08: damit wir auch sehen können, wo wir Probleme angreifen können,

00:29:12: die die Menschen im Täglichen wirklich auch beschäftigen, ohne dass wir immer

00:29:16: mit jedem Einzelnen leider darüber im Gespräch sein können.

00:29:19: Ich glaube, Herr Hilmer, Sie haben auch ein bisschen Werbung gemacht für unsere Veranstaltung

00:29:23: am kommenden Montag. Am 14.

00:29:25: Oktober werden wir nämlich mit Ihnen zusammen und auch noch einigen anderen

00:29:30: Gästen, unter anderem mit Serpil Midyatli,

00:29:32: Ulf Kämpfer, Katharina Spieß und Franziska Hense,

00:29:36: auch nochmal über diese Analyse diskutieren, aber auch ganz grundsätzlich ein

00:29:40: Zukunftsgespräch führen, darüber, wie es Schleswig-Holstein so geht,

00:29:45: wie die politische Stimmung ist und welche Themen und Anliegen wirklich wichtig sind.

00:29:49: Also ich freue mich, dass wir da noch einmal miteinander ins Gespräch kommen,

00:29:53: auch in einer größeren Runde und dass Sie uns jetzt die Analyse schon so nahe

00:29:57: gebracht haben. Herzlichen Dank.

00:29:59: Bitteschön. Und ich darf Sie nicht entlassen, bevor ich Ihnen nicht eine Flaschenpost

00:30:04: an die Zukunft abgerungen habe.

00:30:07: Das gehört immer zu Friedrichs Flaschenpost und ich möchte Sie gerne fragen,

00:30:11: wenn Sie der Zukunft eine Flaschenpost schickten, natürlich in Bezug auf die

00:30:15: politische Stimmung in Schleswig-Holstein, was stünde da drin?

00:30:20: Ja, ich würde wohl noch mal darauf hinweisen, dass wir in diesen letzten zwei,

00:30:23: drei Jahren eine sehr schwierige Zeit in Schleswig-Holstein,

00:30:26: in Deutschland, in der ganzen Welt durchgemacht haben.

00:30:29: Und würde als Schreiber meine Hoffnung zum Anlass geben, dass der Empfänger

00:30:38: dieser Flaschenpost dann eben feststellen wird, dass wir,

00:30:42: das heißt auch wiederum die Schleswig-Holsteiner, wir in Deutschland,

00:30:45: dass die ganze Welt mit diesem Problem letztlich schon ganz gut fertig geworden

00:30:50: ist und dass sich die Situation wieder normalisiert hat.

00:30:54: Für den Empfänger ist es dann sicherlich zum einen ein Zeichen,

00:30:59: es kann schwierige Zeiten geben,

00:31:01: aber vielleicht dann eben auch dieses Hoffnungszeichen, wir schaffen das.

00:31:06: Dankeschön. Das ist doch ein berühmtes und gutes Schlusswort und damit sind

00:31:11: wir dann auch am Ende der 81.

00:31:13: Folge von Friedrichs Flaschenpost, dem Politik-Podcast aus Norddeutschland von

00:31:18: der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:31:19: Ich danke euch, liebe Hörerinnen und Hörer und ich danke natürlich Ihnen, lieber Herr Hilmer.

00:31:24: Bitteschön, gerne geschehen. Wir sprachen heute mit Richard Hilmer,

00:31:28: er ist Meinungsforscher und Soziologe.

00:31:31: Und wer von euch ihn auch noch kennenlernen möchte, der kann das,

00:31:34: wie vorhin erwähnt, am 14.

00:31:36: Oktober 18.30 Uhr im Hotel Kieler Kaufmann gerne vorher bei uns anmelden unter

00:31:42: hamburg.fes.de oder bei uns auf der Website.

00:31:46: Wir freuen uns, wenn alle zum Zukunftsgespräch Schleswig-Holstein kommen wollen,

00:31:51: darum geht es ja schließlich und ich würde sagen Tschüss und bis zur nächsten

00:31:54: Folge von Friedrichs Flaschenpost.

00:31:57: Mein Name ist Christine Strotmann. Ich wünsche alles Gute und liebe Hörerinnen

00:32:00: und Hörer, bitte politisch bleiben.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.